Filmvorführung:Die Maler der Zukunft

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In ihrem Film "Wir sind die Maler der Zukunft" begibt sich Sabine Zimmer auf die Spur der Künstlergruppe Spur. (Foto: Filmstill/Veranstalter)

Das Geschichtsforum Pullach zeigt einen Dokumentarfilm über die Avantgarde-Künstlergruppe Spur. Zwei ihrer wichtigsten Mitglieder, Helmut Sturm und Lothar Fischer, lebten lange im Isartal.

Von Udo Watter, Pullach

Sie forderten einen "ehrlichen Nihilismus", positionierten sich "gegen das gute Gewissen, den fetten Bauch und die Harmonie" und proklamierten den "kulturellen Putsch". Die Mitglieder der Künstlergruppe "Spur", die sich 1957 in München gründete, waren nicht nur avantgardistische Maler und Bildhauer, die eine künstlerische Aufbruchstimmung im Nachkriegsdeutschland befeuerten, sondern auch ironisch, provokant und geistreich in ihren gesellschaftspolitischen Verlautbarungen. "Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden.​ Wir sind die Maler der Zukunft", hieß es in einem ihrer Manifeste.

Zwei Protagonisten der wilden Avantgarde-Bewegung Spur lebten und arbeiteten lange im idyllischen Isartal. Helmut Sturm und Lothar Fischer, die neben HP Zimmer und Heimrad Prem 1957 zu den Gründungsmitgliedern zählten, wohnten mehrere Jahrzehnte in Pullach respektive Baierbrunn. Das Geschichtsforum Pullach zeigt nun am kommenden Montag einen Dokumentarfilm über die Gruppe, die auch Teil der Situationistischen Internationale (linker europäischer Künstler und Intellektueller) war und neben weiteren Medienskandalen in einen spektakulären Gotteslästerungsprozess verwickelt war. Der Film "Wir sind die Maler der Zukunft. Die Künstlergruppe Spur" von 2019 ist ein Porträt mit Originalfilmen, Dokumenten, Zeitzeugen und Kuratoren, die Regie führte Sabine Zimmer.

Gezeigt wurde er erstmals beim Dokfilmfestival München 2019 im Lenbachhaus und dort hat ihn auch Angelika Bahl-Benker, Vorsitzende des Geschichtsforums, gesehen. "Auch einige andere Pullacher waren drin und wir haben gesagt: Den könnten wir mal in Pullach zeigen", sagt Bahl-Benker. Mehrmals wurde die Vorführung seitdem wegen Corona verschoben, aber nun steht der Termin. "Es ist zwar ungünstig, am Montag direkt nach den Pfingstferien, aber das Bürgerhaus ist eben oft ausgebucht, und wir hoffen, dass trotzdem einige Leute kommen." Für Bahl-Benker ist das auch deswegen ein besonderes Anliegen, weil sie findet, dass Sturm weitgehend vergessen ist. "So ein namhafter Künstler, aber er spielt in Pullach eigentlich keine Rolle", klagt sie.

Sturm war in der Tat einer der bedeutendsten Vertreter abstrakt-expressiver Malerei nach 1945 und ein ebenso formensprengender wie farbmächtiger Akteur mit dem Pinsel, 2008 ist er in Pullach, wo er auch am heutigen Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium unterrichtete, gestorben. Lothar Fischer gilt als einer der wichtigsten deutschen Bildhauer nach dem Krieg, er starb 2004 in Baierbrunn, wo seine Witwe Christel Fischer noch in einem denkmalgeschützten Haus lebt. Sie will am Montag zur Filmvorführung kommen, zudem ist auch Helmut Sturms Tochter Tochter Katharina Sturm angekündigt. "Sie sind zwei der Protagonistinnen im Film", erklärt Bahl-Benker.

Im Außenbereich des Wort & Bild-Verlags in Baierbrunn lassen sich Skulpturen von Lothar Fischer bestaunen. (Foto: Claus Schunk)

Die Sozialwissenschaftlerin mit Faible für Kunst hofft, mit dem Film auch etwas anstoßen zu können und gerade Sturm, der heuer 90 Jahre alt geworden wäre, stärker ins Bewusstsein der Isartalgemeinde zu rufen. Lothar Fischer ist im benachbarten Baierbrunn allein schon deswegen mit seinem künstlerischen Erbe etwas präsenter, weil eine seiner Arbeiten "Großes gesockeltes Paar" im Skulpturengarten des Wort & Bild Verlags steht.

Das Geschichtsforum Pullach präsentiert den Film "Wir sind die Maler der Zukunft. Die Künstlergruppe Spur" am Montag, 20. Juni, im Bürgerhaus Pullach. Beginn 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Die Bayerische Akademie der schönen Künste zeigt noch bis 29. Juni die Ausstellung "Helmut Sturm. Spielfelder der Wirklichkeit". Anlass ist der 90. Geburtstag des Malers.

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