Landtagswahl:Angeschlagene Genossen

Lesezeit: 1 min

Um Haltung bemüht: SPD-Landeschefin Natascha Kohnen aus Neubiberg auf der wenig spritzigen Wahlparty im Schlachthof. (Foto: Warmuth/dpa)

Tiefe Enttäuschung bei den beiden Kandidatinnen im Landkreis München - Annette Ganssmüller-Maluche und Natascha Kohnen.

Bei der SPD sind die Gesichter lang. Annette Ganssmüller-Maluche lächelt tapfer, als sie pünktlich zur Tagesschau um 20 Uhr das Foyer des Landratsamts betritt und die übrigen Kandidaten begrüßt, doch die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben.

"Ich bin frustriert, natürlich", sagt die Ismaningerin. "Ich hatte die einmalige Chance und wollte sie eigentlich auch nutzen."

Sie war die Hoffnungsträgerin, sollte das Mandat des ewigen SPD-Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer für die Partei erhalten. Sie hat einen intensiven Wahlkampf betrieben, war monatelang unterwegs, hat sich als stellvertretende Landrätin gereift präsentiert. Doch je länger der Abend wird, desto niederschmetternder werden die Ergebnisse. Selbst in Ismaning, ihrer Heimatgemeinde, landet Ganssmüller-Maluche abgeschlagen auf dem vierten Platz, hinter ihrem Gemeinderatskollegen Nikolaus Kraus von den Freien Wählern, Mandatsverteidiger Ernst Weidenbusch (CSU) und Claudia Köhler - einer Grünen aus dem Süden, die im Norden antrat.

"Einfach furchtbar"

Für Ganssmüller-Maluche bleibt nur noch die bange, winzige Chance auf ein Überhangmandat. Und die Frage, die sich heute alle bei der bayerischen SPD stellen: Warum? "Der Wahlkampf hat ganz offensichtlich nicht verfangen", sagt Ganssmüller-Maluche. Weder jener der Landespartei noch ihr eigener. Der Gipfel: Dass die AfD sogar vor der SPD liegt. Das sei "einfach furchtbar".

Einen brutalen Abend muss die bayrische Spitzenkandidatin Natascha Kohnen über sich ergehen lassen. Mittags war sie mit ihrer Tochter Hannah gut gelaunt in ihrem Wohnort Neubiberg ins Wahllokal gekommen. In den Fernsehinterviews am Abend wirkt die SPD-Direktkandidatin für den südlichen Landkreis schwer angeschlagen, stellt auch ihr Amt als Landeschefin zur Disposition. "Über alles" müsse geredet werden, da schließt sie ihre eigene Person nicht aus. Man traue der SPD nicht mehr zu, dass sie das, was sie sagt, auch mache. "Wir müssen den Glauben an die SPD wieder herstellen", sagt sie.

Kohnen lässt es sich trotz der brutalen Enttäuschung nicht nehmen, die Wahlparty der Bayern-SPD im Wirtshaus im Schlachthof zu besuchen. Sie hält eine kurze Rede, geht von Tisch zu Tisch, dankt den Wahlkämpfern. Die Stimmung entspricht dem Ergebnis der Sozialdemokraten, es stehen mehr Gäste vor dem Lokal beim Rauchen als sich innerhalb des Gastraums eine Trosthalbe schmecken lassen.

© SZ vom 15.10.2018 / gna, hilb, stga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: