Nach drei Jahren mit hitzigen Diskussionen steht fest: Die Bischof-Meiser-Straße in Pullach wird trotz dessen umstrittener Rolle während der NS-Zeit nicht umbenannt. Der Gemeinderat lehnte am Dienstagabend einen entsprechenden Antrag des Pullacher Geschichtsforums knapp ab.
Das Geschichtsforum hatte bereits im Herbst 2020 in einem Antrag gefordert, die nach dem ehemaligen Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Hans Meiser, benannte Straße knapp 70 Jahre nach dessen Tod umzubenennen. "Hans Meiser ist nicht würdig, dass ihm die hohe kommunale Ehrung durch einen Straßennamen noch länger zukommt", betonte Hans Wiedmeyer, Historiker und Sprecher des Geschichtsforums in der Sitzung am Dienstag. Er betonte, dass Meiser das Unrecht des Nazi-Regimes nie öffentlich kritisiert und auch nie dagegen protestiert habe. "Das wäre auch zur damaligen Zeit gefahrlos möglich gewesen." Eine Ehrung in Form eines Straßennamens sei in Zeiten wachsenden Antisemitismus nicht mehr angemessen.
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Der SPD-Gemeinderat Holger Ptacek zeichnete hingegen ein ganz anderes Bild von Hans Meiser. Laut Ptacek war der Bischof selbst das Ziel von Angriffen der NSDAP oder des Hetzblatts Stürmer gewesen und habe 1944 sogar Kenntnis von dem Attentat auf Hitler in der Wolfsschanze gehabt und dieses befürwortet. "Ihm einen klassischen Antisemitismus unterzuschieben, ist falsch", so Ptacek. Dann müsse man auch die Richard-Wagner-Straße, die Theodor-Körner-Straße und die Hans-Keis-Straße in Pullach anschauen, mahnte er. Wagner habe eine antisemitische Hetzschrift verfasst, der nationalistische Dichter Körner sei von den Nazis so geschätzt worden, dass sie die Straße nach ihm benannten. Keis habe als NSDAP-Bürgermeister Pullach zwar gut durch die Kriegsjahre gebracht, "aber gegen NS-Unrecht protestiert hat er auch nicht".
Meinung NS-Vergangenheit:Es gibt viel zu tun
Belastete Personen wie Otfried Preußler und Hans Meiser verdienen keine posthume Ehrung - in Pullach sollten daher sowohl das Gymnasium als auch mehrere Straßen umbenannt werden.
Man sei heutzutage verpflichtet, Zeichen zu setzen, sagte Ptacek. "Aber sie müssen auch verstanden werden." Schließlich habe Meiser nicht gegen Grundrechte verstoßen, sei kein Kriegsverbrecher gewesen und nie Mitglied der NSDAP gewesen, so der SPD-Gemeinderat: "Eine Umbenennung ist nicht sinnvoll."
Nach dem Schlagabtausch fiel die Entscheidung mit zehn zu neun Stimmen denkbar knapp aus. Und so bleibt die Bischof-Meiser-Straße in Pullach die Bischof-Meiser-Straße. Auch in Pfaffenhofen, Weiden, Kulmbach, Ansbach und Schwabach gibt es laut Evangelischem Pressedienst weiterhin nach Meiser benannte Straßen. Für eine Umbenennung hätten sich seit 2006 nur Nürnberg, Bayreuth und München ausgesprochen.