Denkmalschutz:Über der Schlosswirtschaft kreist die Abrissbirne

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Nach Ansicht der Gemeinde Planegg und der Eigentümerfamilie akut einsturzgefährdet: die aus dem 15. Jahrhundert stammende Schlosswirtschaft an der Pasinger Straße. (Foto: Robert Haas)

Planeggs Bürgermeister Nafziger geht davon aus, dass die Regierung von Oberbayern noch im Januar den Abbruch des angeblich einsturzgefährdeten Gebäudes verfügt. Dann könnte auch die aktuell gesperrte Pasinger Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Tage der alten Schlosswirtschaft in Planegg könnten gezählt sein. Das jedenfalls hofft Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU). Seine Hoffnung gründet auf einer Mitteilung der Regierung von Oberbayern, wonach eine Entscheidung über den Abriss des baufälligen, aber unter Denkmalschutz stehenden Anwesens aus dem 15. Jahrhundert noch im Januar fallen wird. Für Nafziger kann diese nur in eine Richtung ausfallen: "Kein Mensch kann diese Ruine gebrauchen. Ich hoffe sehr, dass das nun endlich eingesehen wird." Dem Bürgermeister zufolge läuft seit 1995 ein Widerspruchsverfahren, nachdem die Erlaubnis zum Abriss der Ruine von den Behörden verweigert wurde, über das noch immer nicht abschließend befunden wurde.

Gleichzeitig steht eine Entscheidung über die Wiedereröffnung der Pasinger Straße an, die nach einem Teileinsturz des Gebäudes im Herbst aus Sicherheitsgründen gesperrt worden war. Das Landratsamt München - und vor allem die Gemeinde Planegg - sehen durch das marode, nach ihrer Ansicht einsturzgefährdete Gebäude an der Straße Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gefährdet. Die Sperrung ist mehrmals verlängert worden und vorläufig bis Ende Februar befristet.

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Die Auseinandersetzung um Erhalt oder Abriss der Schlosswirtschaft währt bereits seit fast einem halben Jahrhundert. Auf der einen Seite steht das Landesamt für Denkmalpflege, welches denkmalgeschützte Gebäude unbedingt erhalten will und für eine Sanierung auch beträchtliche finanzielle Zuschüsse geben würde. Auf der anderen Seite stehen die Kommune und vor allem die Eigentümerfamilie Hirsch, die einen Abriss wünschen, nachdem das Gebäude mangels Unterhalt mit den Jahren zwangsläufig immer weiter verfallen ist, und dort Wohnungen errichten wollen. Allerdings sollen die Eigentümer zwischenzeitig auch bereit gewesen, das Haus zu sanieren. Aus der Regierung von Oberbayern ist jedenfalls zu hören, dass man noch vor einem Jahr eine Sanierung für denkbar gehalten habe. Von den Eigentümern war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Die alte Schlosswirtschaft befindet sich im Eigentum einer Verwaltungs- und Grundstücksgesellschaft, deren Geschäftsführer der heutige CSU-Gemeinderat Philipp von Hirsch ist. Nach dem Teileinsturz im Herbst hatte Hirsch zusammen mit der Gemeinde neuerlich Anträge auf Abriss gestellt. Nach Auffassung des Denkmalamts, das der Regierung von Oberbayern untersteht, hat sich an der grundsätzlichen Situation durch den Einsturz im hinteren Teil des Gebäudes nichts geändert. Man sieht in der Behörde auch weder eine akute Einsturzgefahr noch eine unmittelbare Gefährdung für den vorbei fließenden Verkehr. Das Landratsamt München hat dagegen die Straße auf Drängen aus dem Planegger Rathaus gesperrt.

Seit den Sechzigerjahren steht das 1425 errichtete Gebäude leer

Ein von Bürgermeister Nafziger nach eigenen Worten angeregter runder Tisch mit allen Beteiligten zur Lösung des Konflikts ist nicht zustande gekommen und - wie der Rathauschef schätzt - "jetzt wohl auch nicht mehr gewünscht". Sollte die Regierung, was Nafziger hofft, den Abriss in Kürze genehmigen, könnte dieser nach seiner Einschätzung schnell erfolgen. "Der Baron ( gemeint ist Philipp von Hirsch, Anm. d. Red.) wird zügig handeln", so Nafziger.

Die alte Schlosswirtschaft ist erstmals im Jahr 1425 in Schriftstücken erwähnt worden. Das spätbarocke Krüppelwalmdach, das die Denkmalschützer für besonders wertvoll erachten, wurde im späten 18. Jahrhundert errichtet. Das Haus diente zeitweise als Wirtschaft, nach dem Zweiten Weltkrieg waren Flüchtlinge untergebracht. Seit den späten 1960er-Jahren steht das Haus leer.

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