Denkmalschutz:Schluss mit der Schlosswirtschaft

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Auf der Rückseite der alten Schlosswirtschaft haben die Abbrucharbeiten begonnen. (Foto: Robert Haas)

In Planegg hat der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes begonnen. Bis die gesperrte Pasinger Straße wieder befahrbar ist, dürfte es aber noch ein paar Wochen dauern.

Von Rainer Rutz, Planegg

An der alten Schlosswirtschaft in Planegg haben die Bagger ihre Arme ausgefahren, die Schaufeln graben sich lautstark ins Gemäuer. Seit Montagnachmittag wird das alte Gebäude, von dem Teile aus dem 15. Jahrhundert stammen, abgerissen - zunächst auf der östlichen Seite, wie es die Abbruchgenehmigung der Regierung von Oberbayern vorsieht. Letzte Versuche von Denkmalschützern, den Abriss zu verhindern, sind damit gescheitert.

So hat ein Planegger Bürger laut dem Denkmalnetz Bayern am 8. Februar einen Petitionsantrag an den Landtag gerichtet, der Verein selbst hat einen Antrag auf komplette Akteneinsicht bei der Denkmalschutzbehörde gestellt. Beide Initiative konnten die Abrissarbeiten aber nicht aufhalten. Ein Petitionsantrag an den Landtag habe keinerlei aufschiebende Wirkung, hieß es am Dienstag aus der Petitionsstelle im Maximilianeum. Der Antrag, so die Auskunft, lande beim zuständigen Ministerium und werde mit einer Reihe anderer Petitionen bewertet, bevor das Ergebnis im zuständigen Ausschuss öffentlich behandelt werde. Dieser Prozess könne Monate dauern. Bis dahin dürfte von der frühere Tafernwirtschaft an der Pasinger Straße längst nichts mehr zu sehen sein.

Das Denkmalnetz Bayern verweist noch auf eine denkbare Variante, die das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ins Spiel gebracht hat: den Erhalt von einem vorderen, das Straßenbild prägende Teil des Hauptgebäudes, "das gesichert und bei einer Instandsetzung erneuert werden könne". Der hintere, baufällige Teil könne dagegen abgerissen werden. Diese Möglichkeit ist allerdings niemals öffentlich diskutiert worden und auch Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) weiß nach eigenen Worten nichts von dem Vorschlag. Auch der Antrag an den Petitionsausschuss war bis Dienstag im Rathaus offenbar unbekannt. Die einzige Vorgabe, die die Regierung von Oberbayern gemacht hat, ist die zeitliche Einschränkung, wonach der Abriss nicht vor dem 15. März erfolgen durfte, damit Fledermäuse, die in dem Gemäuer vermutet wurden, aus dem Winterschlaf erwachen und rechtzeitig ausfliegen konnten.

Die Regierung hat sich über die eigene Denkmalbehörde hinweggesetzt

Die Regierung von Oberbayern hatte Anfang Februar nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen den Abbruch des Gebäudes verfügt, das sich in Besitz einer Gesellschaft befindet, die dem Planegger Grundstücks- und Immobilienbesitzer und CSU-Gemeinderat Philipp von Hirsch gehört. Die Begründung: Eine Renovierung sei wirtschaftlich weder vertretbar noch zumutbar. Damit hatte sich die Regierung gegen die Auffassung der ihr untergeordneten Denkmalschutzbehörde gestellt. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte bis zum Schluss die Meinung vertreten, dass die alte Schlosswirtschaft in ihren größten Teilen nicht einsturzgefährdet sei und deshalb auch renoviert werden könnte. Allerdings war es über Jahrzehnte hinweg nicht gelungen, zusammen mit dem Besitzer ein Renovierungskonzept zu entwickeln.

Bis die an der Ruine vorbeiführende Pasinger Straße wieder für den Verkehr geöffnet wird - sie wurde wegen akuter Einsturzgefahr im Oktober in diesem Abschnitt gesperrt -, kann allerdings noch einige Zeit vergehen. Der Bauleiter der Abbruchfirma nannte am Dienstag einen Zeitraum von "vier bis fünf Wochen" für die Abbrucharbeiten. "Das ist ein riesiges Haus und der Abriss ist nicht einfach." Damit lässt sich die Ankündigung von Bürgermeister Nafziger nicht halten. Er hatte von einer Öffnung der Straße bereits in der kommenden Woche gesprochen.

In einer früheren Fassung war das Denkmalnetz Bayern beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege fälschlich als Bayerischer Landesverein für Denkmalpflege bezeichnet worden.

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