Planegg:Nestwärme für Bürgermeister Nafziger

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Die Bürgermeister Peter Köstler aus Gräfelfing (links) und Hermann Nafziger aus Planegg sind CSU-Parteifreunde, doch der Ton zwischen beiden ist alles andere als freundlich. (Foto: Catherina Hess)

16 Gemeinderäte verschiedener Fraktionen versichern dem Rathauschef im Streit um einen unterirdischen Energiespeicher ihre Solidarität.

Von Rainer Rutz, Planegg

Im Streit um einen Erdbecken-Wärmespeicher in einer seit Jahren ausgehobenen Kiesgrube bei Martinsried gehen die Fronten quer durch den Planegger Gemeinderat. Im einem offenen Brief haben sich jetzt 16 Planegger Gemeinderäte mit Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) solidarisiert. Nafziger war einige Tage zuvor in einer Stellungnahme scharf von einer zuvor noch nicht in Erscheinung getretenen Initiativgruppe Wärmenetz-Würmtal-Nord angegriffen worden. Unter dem Papier finden sich auch die Namen der beiden Gemeinderätinnen der Grünen Gruppe 21, Angelika Lawo und Eva Schreier. Die Autoren warfen Nafziger vor, das millionenschwere Großprojekt eines Wärmespeichers vorsätzlich zu torpedieren und - weil schon viel Geld für Gutachten geflossen ist - Steuergeld zu verschwenden. Nafziger hatte harsch reagiert, der Initiativgruppe "Lügen" und dem Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler, einem CSU-Parteifreund, "unterirdisches Verhalten" vorgeworfen.

In der Sache selbst geht es im Wesentlichen darum, wer dafür zuständig ist, die behördliche Verfüllanordnung der Kiesgrube durch das Unternehmen Glück so lange auszusetzen, bis eine Entscheidung über den Wärmespeicher - der der größte seiner Art europaweit werden sollte - gefallen ist. Glück hatte angekündigt, Anfang Januar mit der Verfüllung zu beginnen, um einer angedrohten Vertragsstrafe zu entgehen. Die Grube liegt auf der Gemeindegrenze und auch das Landratsamt ist involviert, in Gräfelfing sieht man aber vor allem Planegg in der Verantwortung.

Ob mehr als 16 Planegger Gemeinderäte die Solidaritätsadresse für ihren Bürgermeister unterstützen, ist unklar. Peter von Schall-Riaucour (Pro Planegg und Martinsried) jedenfalls sagte der SZ, er sei "überhaupt nicht gefragt worden". Auf der Unterschriftenliste fehlen jedenfalls alle SPD-Gemeinderäte außer der Dritten Bürgermeisterin Christine Hallinger, die beiden Gemeinderätinnen der Grünen Gruppe 21 und auch Cornelia David (FW). Die unterzeichnenden Gemeinderäte sprechen in der umfangreichen und sehr emotionalen Stellungnahme stets von "unserem Bürgermeister", der "in keinster Weise das Gräfelfinger Projekt gefährdet" habe und auch "nicht in Eigenregie handelte". Alles sei "in der üblichen demokratischen Manier vom Gemeinderat besprochen und beschlossen worden." Entscheidungen zum Thema oblägen vor allem dem Landratsamt. Dem Bürgermeister wird "empfohlen, rechtliche Schritte gegen diese Falschbehauptungen zu prüfen, um sich und die Gemeinde Planegg so vor weiterer unsachlicher Diffamierung zu schützen".

Eine Gruppe von Politikrentnern übt Kritik

Gegenwind erhält Nafziger allerdings nun von ganz ungewohnter Seite. In Planegg hat sich in den letzten Monaten eine Art außerparlamentarischer Opposition formiert, die aus ehemaligen Gemeinderatsmitgliedern und dem früheren Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) besteht. Anneliese Bradel, Herbert Stepp, Werner Strobl (alle drei Grüne Gruppe 21), Monika Schulz und Peter Weber (beide SPD) treffen sich alle paar Wochen "zum gemütlichen Austausch und zur Diskussion über die gegenwärtige Planegger Kommunalpolitik", wie es in einem Positionspapier heißt. Und zumindest von der Handhabung des Themas Erdwärmespeicher sind die ehemaligen Kommunalpolitiker nicht gerade begeistert. "Eine historische Chance wird vertan", sagte Bradel auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz.

Das Projekt diene dazu, "Planegg und Gräfelfing klimaneutral zu machen. So eine Chance lässt man sich nicht entgehen." Bradel nennt den Vorstoß der Initiativgruppe Wärmenetz Würmtal-Nord einen "ungeschickten Vorstoß von hoch frustrierten Leuten". Gleichwohl habe man dort erkannt, dass "riesige Mengen an Energie verpuffen", wenn man die Chance nicht ergreift, die das Speicherbecken den Kommunen bietet. Herbert Stepp verwies besonders auf die Abwärme des geplanten riesigen Computerzentrums der Martinsrieder Max-Planck-Institute, die bestens in einem Speicherbecken "gelagert" werden könne. Die Politikrentner fordern "alle Beteiligten" auf, "sich an einen Tisch zu setzen, so schnell als möglich". Sollte die Kiesfirma Glück Anfang Januar mit der Verfüllung beginnen, sei das auch kein Beinbruch, wenn jetzt schnell gehandelt werde.

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