Auf dem Weg zur klimafreundlichen Gemeinde ist Planegg jetzt einen guten Schritt vorangekommen - zumindest theoretisch. Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) stellte dem Gemeinderat die Ergebnisse eines Gutachtens vor, das sich mit geeigneten Standorten für Windräder in Planegg beschäftigt hat. Danach sind auf Gemeindegebiet sechs Standorte für Rotoren möglich, allesamt liegen sie in den Wäldern rund um Planegg und weitab von Wohnbebauung. Im Landkreis München koordiniert der Regionale Planungsverband die Entwicklung, Planegg wird die nun von der Energieagentur Ebersberg-München gefundenen Ergebnisse unter anderem mit dem Planungsverband diskutieren und Entscheidungen treffen müssen.
"Man stellt sich immer Hügel vor, auf denen Windräder stehen und in die Landschaft blicken", meinte Bürgermeister Nafziger. In Planegg sei das ganz anders. So haben die Fachleute je zwei Standorte im Westen und Süden und zwei nahe der Germeringer Flur ausgemacht. Zwei Flächen im Kreuzlinger Forst nahe der Dickwiese seien für die circa 260 Meter hohen Windräder geeignet, zwei weitere nahe der Lindauer Autobahn, teilweise auf Germeringer Gebiet - ein Aspekt, den man auch "interkommunal beachten" müsse, sagte Nafziger. Das Gebiet an der Dickwiese gehört Baron Freiherr von Hirsch. Zwei weitere Standorte liegen im Bereich des Forst Kasten im Süden der Gemeinde. Eines davon gehört der Heilig-Geist-Stiftung und damit der Landeshauptstadt München. Verhandlungen sieht Nafziger hier als "schwieriger" an.
Mit dem Bau von nur zwei Windkrafträdern könnte die Gemeinde Planegg einen großen Teil ihres Strombedarf für die Haushalte im Gemeindegebiet decken, sagte der Bürgermeister. Der Ertrag pro Rad sei mit fünf bis sechs Megawatt Leistung und 14 Gigawattstunden pro Jahr "extrem gut", so Nafziger. Er liege an der Höchstgrenze dessen, was Windkraftanlagen heute leisten könnten. Bedenken über Lärmentwicklung gehörten der Vergangenheit an, erläuterten Nafziger und Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig bei einer Pressekonferenz. Zum einen weil die Anlagen, den bayerischen Vorgaben entsprechend, mindestens tausend Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt liegen und "weil sich Windräder heutzutage sehr viel langsamer drehen als früher und trotzdem mehr Strom erzeugen".
Es sind gigantische Räder, die mit ihren 260 Metern Höhe weit über alle Baumwipfel hinaus ragen werden. Allein der Rotordurchmesser beträgt 160 Meter, die Flächenversiegelung ist mit 21 Metern Durchmesser überschaubar. "Von Planegg aus werden die Räder kaum sichtbar sein", meinte Nafziger. Sollte Planegg tatsächlich sechs Krafträder erhalten, erfüllt es damit nur einen relativ kleinen Anteil am Gesamtaufkommen in der Region München: 400 Windkraftanlagen sollen hier in den nächsten Jahren gebaut werden. Die fünf bis sieben Millionen Euro Baukosten rechnen sich schnell, wie die Gutachter herausgefunden haben: Schon nach drei Monaten bis einem Jahr hat sich ein Windrad danach amortisiert.
Ein Beteiligungsmodell für die Bevölkerung ist laut dem Bürgermeister geplant
"Wir streben jedenfalls ein Beteiligungsmodell für Bürger an", sagte Nafziger. Er versprach auch, noch heuer eine öffentliche Veranstaltung abzuhalten, und auch der Gemeinderat wird sich mit Details noch vor der Sommerpause beschäftigen. "Es geht um diverse Beteiligungsmodelle, Umweltgutachten, die Frage nach einem Projektierer und eine Abstimmung mit den Nachbargemeinden. Wir sind bereit, unser Wille ist da", sagte der Bürgermeister. Angesichts der bürokratischen Genehmigungsverfahren rechnet Nafziger mit langen Fristen auf dem Weg zur Klimaneutralität: "Es wird mindestens fünf Jahre dauern, bis in Planegg ein Windrad läuft."