Evangelische Kirche:Ritterschlag für den Kantor

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Christoph Demmler ist schon als Jugendlicher auf der Orgelbank gesessen. (Foto: Claus Schunk)

Christoph Demmler hat im Dekanatsbezirk München-Südost viele Menschen für die Chorarbeit und das Orgelspiel begeistert. Jetzt wurde er dafür zum Kirchenmusikdirektor ernannt - und wechselt von Ottobrunn nach Neuhausen.

Von Angela Boschert, Ottobrunn

"Kirchenmusikdirektor" darf sich der Ottobrunner Dekanatskantor Christoph Demmler seit kurzem nennen. Mit diesem Ehrentitel werden seine Verdienste um die Kirchenmusik der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewürdigt. Für den 39-Jährigen zeigt die Auszeichnung, dass "andernorts gesehen wird, was ich auf regionaler Ebene tue". Auf dieser Ebene wird er auch weiter wirken, allerdings nicht mehr in Ottobrunn. Im September wird Demmler an die Christuskirche Neuhausen wechseln, wo er A-Kantor im Prodekanat München-West wird.

Der heute 39 Jahre alte Demmler hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2013 als Kantor der evangelischen Michaelskirche Ottobrunn und des Prodekanats München-Südost viele Menschen für Chorarbeit und Musizieren gewonnen. Sechs verschiedene Chöre für Kinder bis Erwachsene gibt es dort inzwischen und drei Instrumentalensembles, deren Repertoire heute von klassischer bis zu moderner Musik reicht.

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Er hat neue Gottesdienst- und Musikformate mitgestaltet und war vor allem während der Pandemie nie müde, mit unterschiedlichen Solisten die Video-Gottesdienste der zum Prodekanat gehörenden Kirchen musikalisch zu umrahmen. Demmler vermisste damals die Chorarbeit, also traf er sich mit seinen Chören online und begleitete bekannte Sätze von zuhause aus am Klavier. Nicht zuletzt bieten die jährlichen Ottobrunner Orgelkonzerte Musik mit internationalen Interpreten.

"Für Schüchterne gibt es sehr intime Klangfarbenregister, für Typen, die sich zeigen wollen, sehr kräftige"

Demmler weiß zu begeistern, darin liegt sein größtes Verdienst. Die Liebe zur Musik entwickelte sich bei dem gebürtigen Berliner von Kindesbeinen an. Er hat mit fünf Jahren schon im Chor gesungen, saß mit neun am Klavier und mit 14 Jahren auf der Orgelbank, die ihn dann nicht mehr losgelassen hat. Das Instrument biete so viele Möglichkeiten, da könne sich jeder finden, sagt er: "Für Schüchterne gibt es sehr intime Klangfarbenregister, für Typen, die sich zeigen wollen, sehr kräftige." Das hat er beim Studium der Kirchenmusik in Berlin gelernt, das er im Alter von 20 Jahren begonnen und sechs Jahre später mit dem Master abgeschlossen hat, heute vermittelt er die Möglichkeiten seinen Schülern. Seine erste Kantorenstelle war im thüringischen Heiligenstadt, wo er schon für zwei Kirchen zuständig war, bevor er nach Ottobrunn kam.

Hier hat er außer der Chorarbeit auch die Ausbildung des Kirchenmusiker-Nachwuchses und der nebenamtlichen Organisten im gesamten Dekanatsbezirk München koordiniert. Er gibt Kurse für diejenigen, die sonntags in den 66 evangelischen Gemeinden im Großraum München spielen, in denen keine hauptamtlichen Kirchenmusiker zur Stelle sind. "Es ist eine Herausforderung, junge Menschen für Orgelspiel und spätere Chorleitung zu begeistern und dann zu begleiten, aber genau das macht mir so viel Freude", sagt er und seine Augen leuchten. Demmler ist ein Kommunikator und versteht, andere teilhaben zu lassen an der Musik, die ihm so viel gibt.

Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr hat Demmler für den "hochverdienten" Ehrentitel vorgeschlagen, weil er "gleichermaßen das gottesdienstliche wie konzertante Musizieren im Blick hat, seine vorbildliche Chorarbeit ein generationsübergreifendes Spektrum bietet und Freunde von Orgelmusik bei ihm nicht zu kurz kommen". Noch in zwei Gottesdiensten singen die Chöre in Ottobrunn unter Demmlers Leitung, am 30. Juli wird er von 19 Uhr an in der Michaelskirche verabschiedet.

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