Ortsgestaltung:Ein Zukunftspark im Einklang mit der Natur

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In bester Umgebung: Auf dem Kapellenfeld (hinten gelb) soll unter anderem ein Technologie-Campus entstehen. Gleich südlich davon liegen der Halbleiterhersteller Infineon, östlich davon verläuft die Autobahn. (Foto: Claus Schunk)

Die jetzt präsentierte Planung für das Kapellenfeld in Neubiberg sieht einen Technologie-Campus mit bis zu 25 Meter hohen, ökologisch nachhaltigen Gebäuden vor. Naherholung und Frischluftschneise im Hachinger Tal sollen trotz der Bebauung erhalten bleiben.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Ein zukunftsweisendes Vorzeigeprojekt - das hat sich der Neubiberger Gemeinderat vorgenommen, seit es um die künftige Bebauung und Nutzung des Kapellenfelds geht, die freie Fläche nördlich des Infineon-Campeons und westlich der Autobahn. Schon 2018 legte der Gemeinderat im Strukturkonzept Hachinger Tal wichtige Punkte fest. Nach langem Tüfteln, vielen Gesprächen und einigen Gutachten liegen jetzt Pläne vor für die Grundstücke, die von den Eigentümerfamilien Finck und Winterstein in zwei Gesellschaften überführt wurden.

Nördlich an die Firmenzentrale von Infineon angrenzend sollen demnach ein Technologiecampus für Hightech-Unternehmen sowie innovative Start-ups entstehen, nördlich davon auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche aufgeständerte Photovoltaikanlagen und auf dem Areal bis zur Münchner Stadtgrenze ein Landschaftspark, welcher der Erholung dienen soll. Mit der geplanten Bebauung sollen die Anforderungen an die Frischluftschneise und die Funktion des regionalen Grünzugs eingehalten werden. Das war lange der große Kritikpunkt: dass die Bebauung die Frischluftzufuhr für München und die umliegenden Gemeinden abschneiden könnte.

Nach einem Votum im Planungsausschuss des Neubiberger Gemeinderats am Donnerstagabend, das bei nur einer Gegenstimme fiel, muss an diesem Montag, 22. April, noch der Gemeinderat zustimmen. Dann wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan in die Wege geleitet. Ebenso soll der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden. Er umfasst auch das Areal östlich der Autobahn bis zum Hachinger Bach. Hier sollen Retentionsflächen für den Hochwasserschutz entstehen. Die Bereiche entlang des Bachs sollen Naherholungsflächen werden.

Unter dem Begriff "Zukunftspark" zeigen die Münchner Architekten Maximilian Maier und Robert Neuberger sowie die Freisinger Landschaftsplaner Doris Grabner, Jürgen Huber und Patrick Lipp und das Stadtplanungsbüro Dragomir, was sie sich auf dem Kapellenfeld vorstellen: Forschungs- und Bürogebäude mit einer Höhe von 17 bis 25 Metern, dazu ein Hotel, Geschäfte und Kinderbetreuungseinrichtungen, alles zusammen mit 160 000 Quadratmetern Fläche auf acht Hektar.

So soll der Zukunftspark aufgeteilt sein: Nördlich von Infineon liegt der Technologie-Campus, nördlich davon wiederum eine Fläche mit Landwirtschaft und aufgeständerten Photovoltaikanlagen und noch weiter nördlich bis zur Münchner Stadtgrenze ein Landschaftspark. (Foto: Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Partnerschaft)

Laut der Gemeinde soll der Zukunftspark zum Vorzeigeprojekt der Luft- und Raumfahrt-Initiative der bayerischen Staatsregierung werden. Der vorgesehene Start-up-Innovationscampus soll in enger Zusammenarbeit mit der nahegelegenen Universität der Bundeswehr und dem geplanten TU-Campus für Luft- und Raumfahrt jungen Gründern ideale Flächen für den Aufbau ihrer Unternehmen, für Forschung und Innovation bieten, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde Neubiberg. "Es soll eine zukunftsweisende Planung sein", sagte Architekt Maximilian Maier in der Sitzung.

Bei den Bauwerken werde auf Ökologie und Nachhaltigkeit geachtet. So würden die Gebäude in einer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet und begrünte Dächer erhalten. Regenwasser soll auf den Dächern gesammelt und zum Kühlen genutzt werden, insgesamt sollen die Neubauten möglichst wenig CO₂ ausstoßen. Große Bäume auf einer zentralen Esplanade sollen vor den Büros einen "Ort der Begegnung" schaffen. Beim Landschaftspark mit etwa 22 Hektar wird auf Biodiversität geachtet, mit Trockenhabitaten und Blühwiesen. Bäume sollen so gepflanzt werden, dass der Korridor für den Kaltluftstrom in die Stadt freigehalten wird.

Damit die Pläne allen Anforderungen genügen, hat die Gemeinde Neubiberg die Geo-Net Umweltconsulting GmbH eingeschaltet, die auch schon für die Stadt München das Mikroklima untersucht hat. Laut Peter Trute von Geo-Net ist das Vorhaben mit den Vorgaben vereinbar: "Das Thema Kaltluft ist gelöst worden und stellt kein Hindernis dar." Das Büro hatte die sogenannten Kaltluftvolumenströme im Hachinger Tal von Süd nach Nord und von West nach Ost genau betrachtet und mit Modellen für Tag und Nacht gearbeitet. Damit die Ströme nicht durch die Bebauung beeinträchtigt werden, musste das Baufeld im Vergleich zu vorherigen Varianten weiter nach Süden gerückt werden. Auf Bäume wird teilweise verzichtet. Dass die Schutzziele und Funktionen des regionalen Grünzugs eingehalten werden, bestätigte ein Landschaftsarchitekt in der Sitzung.

Mittendrin: der geplante Technologie-Campus im Hachinger Tal zwischen Neubiberg, Unterhaching und München. (Foto: Gemeinde Neubiberg)

Wie auch der Chiphersteller Infineon wird der Technologie-Campus über die Autobahnausfahrt gut erreichbar sein. Die Straße, die zu Infineon führt, wird dazu etwas umgebaut. Wer mit dem Auto zum neuen Technologie-Campus kommt, kann dieses in einer Tiefgarage oder einem begrünten Parkhaus abstellen. Verkehrsplaner kalkulieren damit, dass etwa 60 Prozent der rund 4500 Beschäftigten mit dem Auto fahren. Insgesamt wird mit einer Verkehrszunahme von rund zwölf Prozent bis zum Jahr 2040 gerechnet, wobei laut Gutachtern aber nur drei Prozent durch den Zukunftspark selbst entstünden, die restlichen neun Prozent durch strukturelle Entwicklungen im Umfeld des Planungsgebiets.

Die Bevölkerung wird über die Planung am 25. April informiert

Die Zustimmung im Planungsausschuss zu dem Konzept war bis auf wenige kritische Anmerkungen groß. Reiner Höcherl (Neubibergs Freie Wähler) merkte etwa an, dass der Landschaftspark wohl vor allem Münchnern und nicht den Neubibergern zugutekäme. Er verspricht sich dennoch viel: "Wir haben die Chance, etwas Großartiges auf die Beine zu stellen." Laut Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) brächten die Aufwertungen der Freiflächen am Hachinger Bach einen großen Mehrwert für alle.

Am Donnerstag, 25. April, wird die Gemeinde die Bürger in der Aula der Grundschule Unterbiberg über das Projekt informieren. Beginn ist um 19 Uhr.

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