"Jedes Staubkorn verändert die Laufbahn des Balls." Andreas Frank, Sportwart des Bahnengolfsportvereins BSV 86 in Straßlach-Dingharting macht nicht etwa einen Scherz, wenn er das sagt. Vielmehr handelt es sich um jahrzehntelange Spielerfahrung von Minigolf-Sportlern. Deshalb gehört zur Ausrüstung der Wettkampf-Spieler neben Ball und Schlägern auch ein Staubwedel oder ein Besen, mit dem vor dem Spielen eines Balls die Bahn sorgfältig gereinigt wird.
Damit ist es aber noch lange nicht getan. Denn auch weitere Bedingungen beeinflussen den Erfolg eines Schlags. Je nach Wetter, also Außentemperatur, und je nach Bahn wählt der versierte Spieler einen anderen Ball. Da gibt es beispielsweise die "toten" Bälle, die so gut wie gar nicht springen, und es gibt andere, die in diversen Graden hüpfen. Für manche Bälle ist Körpertemperatur das beste, sprich 37 Grad. Um diese herzustellen, gibt es eine einfache Methode: Der Minigolfer steckt die Bälle in einen alten Strumpf oder eine spezielle Tasche und diese wiederum in den Hosenbund. Ganz wichtig ist dabei der Hautkontakt, damit die 37 Grad in etwa erreicht werden.
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Dann sind da natürlich noch die unterschiedlichen Schläger für die verschiedenen Bahnen. Der Schläger für den Weitschlag ist eckig und mit Gummi belegt. Er wird in Straßlach auf Bahn sieben benutzt, welche eine ganz besondere ist. Denn es handelt sich, so Frank stolz, um "den längsten Weitschlag in Europa", ganze 38 Meter muss der Ball vom Abschlag bis zum Loch zurücklegen.
Auch für diese Bahn hat Frank noch ein spezielles Accessoire: ein Tee, einen Stift, auf den er den Ball legt, um ihn in einer bestimmten Höhe abzuschlagen. Andreas Frank hat übrigens auch einen eigenen Ball designt. Das macht jeder, der einmal Deutscher Meister wurde, so wie Frank vor vier Jahren. Sein Ball trägt den Namen "Ball of Fame DS 2017" und seinen Namen. Alle Profi-Bälle haben übrigens Namen, die nicht selten lustig klingen, etwa "Piepen 1.0" - welcher übrigens ideal für Bahn eins ist, wie Frank verrät.
Der Minigolf-Sport kam 1961 in die Region München. In diesem Jahr wurde der 1.Münchner Minigolfclub (MMGC) gegründet. Entstanden war der Sport seinerzeit in der Schweiz, wo ein Arzt ihn erfand, um damit die Rückenbeschwerden seiner Patienten zu lindern. "Minigolf ist gut für den Rücken, weil man es nur aus dem Handgelenk spielt", sagt Frank. Der BSV 86 wurde 1986 gegründet.
Doch den Platz in Straßlach gibt es schon seit 1971, weshalb auch die Vereinshütte im Oktober abgerissen und für rund 150 000 Euro neu gebaut wird. 5000 Euro Zuschuss gibt es von der Gemeinde Straßlach. Dafür darf jede Schulklasse einmal kostenlos auf den Platz. Eine Ablehnung auf einen Zuschuss erhielt der Verein vom Bayerischen Sportverband. Der Grund: Zu wenig Nachwuchs im Verein. Es gibt derzeit nur ein einziges junges Mitglied, den zehnjährigen Tom Heering aus München. Der Rest der 34 Mitglieder ist zwischen 45 und 84 Jahre alt.
Ein begehrter Ort, um die Freizeit dort zu verbringen, ist der Minigolfplatz aber natürlich auch für Gäste, die bei ihrem Besuch auf Staubwedel, gewärmte Bälle und anderen Schnickschnack verzichten und einfach nach Gutdünken versuchen, die Löcher mit geliehener Ausrüstung zu treffen. Die Besucher und das Eintrittsgeld, das sie zahlen, sind auch sehr wichtig für das Überleben des Vereins, weshalb sich alle darüber freuen, dass die 18 Betonbahnen an diesem Samstag wieder für Besucher geöffnet werden. Ein Coronatest ist nicht notwendig, Maskenpflicht herrscht nur bis zum Erreichen der ersten Bahn und am Ende der Runde.
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Der Minigolfplatz am Riedweg 1 öffnet am Samstag um 12 Uhr, sonntags um 10 Uhr, Montag bis Freitag um 14 Uhr, in den Pfingstferien unter der Woche um 13 Uhr. Letzter Einlass ist um 19 Uhr.