Tipps der SZ-Redaktion:Zehn schöne Orte für ein Picknick

Lesezeit: 7 Min.

Der Sommer zieht die Menschen raus an die frische Luft. Unsere Empfehlungen für Plätze, an denen es sich lohnt, die Picknickdecke auszubreiten.

Viel zu sehen - Englischer Garten

1 Helmut Fischer hat es als Monaco Franze vor mehr als 30 Jahren vorgemacht: Mit einer angenehmen Gesellschaft lässt es sich bestens im Englischen Garten aushalten: Alles, was man dazu braucht, sind eine Decke, ein oder mehrere Flaschen Schampus und diverse Leckereien aus dem Feinkostladen. Gut: Auf den Schampus kann man gut verzichten, wer es sich im Englischen Garten zwischen dem Monopteros und dem Schwabinger Bach gemütlich macht, kann sich auch vom nahegelegenen Kiosk in der Nähe des Chinesischen Turms ein Bierchen holen. Der Platz ist deshalb praktisch, weil der Biergarten samt seiner Toiletten nicht weit ist - und weil man dort allerhand zu sehen bekommt. Die Wiese vor dem Monopteros wird zunehmend zum Tummelplatz für Freizeitsportler, die sich gerne auch mobile Volleyballnetze aufbauen. Wem's zu heiß wird, der kann zwischendurch in den Schwabinger Bach hüpfen (nackt macht das allerdings heute fast niemand mehr) und die Event-Atmosphäre genießen. Seinen Müll sollte man allerdings dann wieder mitnehmen. Denn die vorhandenen Mülleimer sind zu wenige und zudem lächerlich klein. Viele Betrunkene lassen ihren Abfall dann einfach auf der Wiese liege, da hilft auch die massive Polizeipräsenz nichts, die derzeit an Ort und Stelle wacht. Vielleicht denkt der Freistaat ja mal darüber nach, wenigstens im Sommer größere Müllcontainer aufzustellen. Das würde den ohnehin schon so zauberhaften Ort noch schöner machen. Und wer's ruhiger mag, kann sich überdies in den - noch immer weitgehend eventfreien - Nordteil des Parks verziehen.

Einen Platz für die Decke findet man im Englischen Garten selbst, wenn es voll ist – aber es gibt durchaus leerere Flecken. (Foto: Robert Haas)

Bestens versorgt - vor der Alten Pinakothek

2 Was tun, wenn einem der Sinn danach steht, von gut gelaunten Menschen umgeben zu sein, aber nicht nach Gedränge à la Gärtnerplatz und Isar? Nach einem Picknick in Gesellschaft zum Beispiel? Die Grünfläche vor der Pinakothek ist ein perfekter Kompromiss. Auf der Seite zur Neuen Pinakothek hin wird sich unter anderem sportlich betätigt, die zur Hochschule für Film und Fernsehen geneigte Wiese ist entspannter. Nur die von Kastanien gesäumten Wiesenränder spenden Schatten, der Großteil liegt in der Sonne, womit die Wiese tagsüber von der studentischen Nachbarschaft auch für die Pflege eines nach Karibikurlaub aussehenden Hauttons genutzt wird. Gegenüber auf der Wiese vor der HFF kommen auch meist junge Menschen in entspannten Kleingruppen zusammen. Dort ist die Minna Thiel aufgebaut, wo aus kunstvoll besprayten Bauwägen heraus Kaltgetränke verkauft werden. Um die muss man sich also nicht zwingend vor dem Picknick kümmern. Und falls ansonsten jemand vergessen hat, sich etwas zu essen mitzubringen oder gleich von vorneherein keine Lust hat, ist die nahe Versorgungslage unschlagbar: Ob Falafelbude oder Burrito von der Augustenstraße, Schnitzel, Salat und Burger aus der Steinheilstraße - es gibt kaum Gelüste, die hier nicht befriedigt werden können. Falls das Picknick etwas monacofranziger ausfallen soll, lassen sich auf die Schnelle noch gute Weine im Café Von und Zu ergattern. Nur die Decke, die muss wirklich selbst mitgebracht werden.

Umgeben von Menschen, aber ohne Gedränge: Auf der Wiese vor der Alten Pinakothek. (Foto: Stephan Rumpf)

Überschaubarer Spaß - auf der Kobell-Wiese

3 Franz Ritter von Kobell (1803-1882) war Mineraloge und bereits mit 23 Uni-Professor. Seine Büste wacht über das Treiben auf der kleinen Wiese zwischen der Grütznerstraße und den Sportplätzen in den Maximiliansanlagen. Die Wiese ist ein wenig abschüssig, sodass sich dort angenehm in einer leichten Schräge liegen lässt. Sie ist gen Westen ausgerichtet, also zur besonders freundlichen Abendsonne hin. Sie ist von überschaubarer Größe, sodass auch kleine Kinder nie wirklich aus dem Blickfeld verschwinden können. Sie ist von einem kleinen Asphaltband umschlossen, bietet also neben einem wirklich guten Kletterbaum auch Rad- und Rollerblade-Möglichkeiten.

Boule am Brunnen - Bordeauxplatz

4 Ein wirklicher Geheimtipp ist der Bordeauxplatz zwar nicht, liegt er doch mitten im dicht besiedelten Haidhausen, umgeben von hübschen Häusern aus der Gründerzeit und rumpelnden Trambahnen. Aber wie er so daliegt, umsäumt von einer doppelreihigen Linden-Allee, 240 Meter lang, 60 Meter breit, wirkt er doch sehr prachtvoll und weitläufig. Im Schatten der Bäume verläuft ein sandiger Weg für Spaziergänger. In der Mitte: grün. Selbst wenn viele Menschen auf einmal beschließen, hier zu picknicken, bleibt genug Platz, um angemessen Abstand zu halten. Oder für eine Runde Boule mit Freunden. Der Bourdeauxplatz ist meist sehr sauber und aufgeräumt, in der Mitte plätschert ein Brunnen mit steinernen Skulpturen, Widder, Keiler, Stein- und Rehbock sehen aus, als würden sie gleich losspringen wollen. Der Gentrifizierung sei Dank finden sich in der Nähe nicht nur Bäcker und Getränkemarkt für die adäquate Versorgung, auch diverse Lokale sind in Laufweite, wenn es kulinarisch etwas Anspruchsvolleres sein soll.

Das Plätschern kommt von der Mitte des Bordeauxplatzes. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Abseits der Party - Frühlingsanlagen

5 Rund 16 Hektar groß sind die Frühlingsanlagen zwischen der Wittelsbacher- und der Reichenbachbrücke am rechten Isarufer. Eigentlich sind sie ein sogenanntes Naherholungsgebiet, für Spaziergänger, Hundebesitzer, Jogger, Eltern mit Kindern. Seit die Pandemie aber die Ausgehmöglichkeiten für junge Münchnerinnen und Münchner arg beschränkt hat, sind sie - zum Leidwesen mancher Anwohner - auch Partyzone. Selbst unter der Woche ist es bei halbwegs gutem Wetter auf den Wiesen am Isarufer so voll wie sonst am Strand von Arenal auf Mallorca. Eigentlich also ein schlechter Ort zum Picknicken. Viel zu voll. Doch selbst mitten im Getümmel finden sich manchmal kleine Fluchten. Auf der Wiese ganz im Südostteil der Frühlingsanlagen, zwischen Claude-Lorrain-Straße, Humboldtstraße und der Stadtgärtnerei, ist es selbst in diesen Tagen relativ ruhig. Wer hier die Decke ausbreitet und die Brotzeit auspackt, bleibt von der Partymenge unbehelligt. Mal dreht eine Joggerin ihre Runde, mal führt ein Anwohner seinen Hund aus, mehr passiert hier oft nicht. Zur Ruhe trägt sicher auch bei, dass die Wiese komplett mit Bäumen eingefasst ist. Das dämpft den Straßenlärm ein wenig. Dank der zentralen Lage ist die Nachschubversorgung mit kalten Getränken kein Problem, entweder über die zwei Kioske an der Wittelsbacherbrücke oder über den Späti in der Humboldtstraße.

Fuß im kühlen Wasser, Essen in der Hand: An der Isar findet man viele hübsche Plätze für ein Picknick. (Foto: Catherina Hess)

Mini-Bar statt Starkbier - Kronepark

6 Nockherberg? Da denken die meisten Menschen an Starkbier, wiesn-ähnliche Zustände, den Biergarten und mordsteure Wohnungen, die auf dem Gelände entstehen. Dass auf der anderen Straßenseite ein wunderbarer kleiner Park ist, das bemerken dabei die wenigsten. Zwischen der breiten Straße und den Zuggleisen liegt, hoch oben und mit schönem Blick auf die Dächer, der Kronepark. Angelegt wurde die Grünfläche bereit 1870 - als Privatpark von Karl Effner, seit 1958 ist sie in städtischem Eigentum. Tagsüber toben hier die Kinder, es wird gebolzt, Tischtennisplatten stehen bereit und ringsum sind Bänke und auch einige Schattenplätze. Der Park bekommt den ganzen Tag über Sonnenstrahlen ab. Die beste Zeit für ein Picknick ist aber abends, wenn das Licht golden durch die Baumkronen schimmert und sich die Sommerhitze langsam legt. Wer nur eine Decke dabei hat, aber den essenziellen Teil des Picknicks vergessen hat, kann sich im "Crönlein" versorgen, einer Mini-Bar, die ein paar Stufen hinunter in einem ehemaligen Klohäuschen untergebracht ist. Dort gibt es Getränke, Kleinigkeiten zu essen, immer noch ein Klo - und manchmal finden draußen auf dem Plateau der Treppe auch Konzerte statt. Da lässt es sich ganz gut aushalten. Nur an Starkbier kommt man zur picknicktauglichen Jahreszeit nicht heran, zur Not tut es aber bestimmt auch ein Helles.

Geordnetes Grün - Ostpark

7 Wer die Natur mag, ihrer wilden Seite aber eher skeptisch gegenübersteht, ist hier richtig: Viel Grün - immer regelmäßig beschnitten, reichlich Wasser - aber ordentlich eingefasst; und die obersten Stockwerke von ein paar Wohnblocks von so gut wie jedem Ort aus immer im Blick - das bietet der Ostpark, der seit 1973 nach Plänen des Landschaftsarchitekturprofessors Ludwig Roemer wuchs, um den Bewohnern der neu entstandenen "Entlastungsstadt" Neuperlach ein paar Entlastungsmöglichkeiten zu bieten. Hin geht es auch leicht mit der U-Bahn, die Station "Michaelibad" befindet sich wie das gleichnamige Schwimmbad in unmittelbarer Nähe. Die Tradition des Picknicks in größeren Gruppen unter Einbeziehung einer improvisierten Feuerstelle wurde im Ostpark vor der Corona-Zeit ausgiebig gepflegt, ein traditioneller Biergarten findet sich hier aber auch.

Ein Schwan besucht zwei Frauen am Ufer. (Foto: Florian Peljak)

Freiluftwohnzimmer - Rosengarten

8 Es waren harte Wochen für die Untergiesinger: Im vergangenen Jahr war der Rosengarten wochenlang geschlossen - wegen der schmalen Wege sei es nicht möglich gewesen, genug Abstand zu halten, so die Begründung. So mancher Viertelbewohner hat da womöglich erst gemerkt, wie sehr der kleine Park ihm zum Freiluftwohnzimmer geworden ist. Seit vergangenem Sommer ist der Ort, einer der schönsten in München, endlich wieder komplett geöffnet. Aufgesperrt wird um sieben Uhr (sonntags erst um neun Uhr), zugesperrt um 21 Uhr. Man kann vormittags rein, wenn Mütter Kinderwagen unter Bäumen parken, Babys und Frühstück auspacken. Mittags, wenn die Sonne hoch steht und der Baum mit den hängenden Zweigen das beste Schattenplätzchen bietet. Oder abends, wenn sich in der Mitte die Yogis treffen. Dann ist auch ein guter Zeitpunkt für ein Picknick. Das Schöne am Picknicken ist ja, dass alles möglich ist: vom mitgebrachten Pizzakarton bis zum stilvollen Korb mit Besteck, Geschirr und dem halben Inventar eines Delikatessengeschäfts. Man platziert sich auf einer der Bänke, stellt sich ein paar der herumstehenden Metallstühle zusammen oder breitet sich auf einer Decke aus. Rosenduft und bezaubernde Ruhe abseits des Isartrubels gibt's mit dazu. Wer Getränke vergessen hat, kann am Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke welche besorgen.

Fast wie New York - Westpark

9 Die besten Plätze sind manchmal nicht die offensichtlichsten, in der ersten Reihe. Sondern die unauffälligen, die sich einem nicht aufdrängen, für die man den Kopf drehen muss, statt immer zu den Plätzen zu sehen, an denen sich andere sammeln. Im Westpark wäre die erste Reihe wohl das ausgesprochen nette und deshalb meistens auch gut besetzte Café Gans am Wasser, das an ein hippes Sommerfestival erinnert, bei dem einem gleich jemand einen Gin Tonic reicht. Wenn man von dort in Richtung Westen geht, um den Mollsee herum, und dann, statt auf dem breiten Weg zu bleiben, einmal auf den unauffälligeren Pfad nach rechts abbiegt, entdeckt man einen Hügel, an dem man womöglich schon viele Male vorübergegangen ist, ohne ihn wahrzunehmen. Selbst an einem Abend, an dem die ganze Stadt draußen ist, kann man mit seiner Picknickdecke doppelten Mindestabstand zu den Nachbarn halten, man überblickt den Park, den See. Eine Freundin, die mir diesen Ort gezeigt hat, sagte einmal: "Fast wie im Central Park in New York." Sie war dort noch nie. Aber letztendlich ist auch nicht so wichtig, ob die Vorstellung stimmt. Solange sie einem auf diesem kleinen Hügel für einen Abend äußerst realistisch erscheint.

Der Westpark hat nicht nur das Gans am Wasser und diesen hervorragenden Picknick-Platz, sondern auch einen Rosengarten. (Foto: Robert Haas)

Dem Trubel entkommen - Flaucher-Park

10 Am Isarufer des Flauchers herrscht jeden Sommer Remmidemmi. Grillschwaden wabern durch die Lüfte, viele der Grillenden feiern mit klanglicher Unterstützung durch mitgebrachte Soundanlagen regelrecht Party. Deutlich angenehmer ist es auf einer der Wiesen im Flaucher-Park, unweit des dortigen Biergartens. Auch hier ist das Toilettenproblem gelöst, man muss sich allerdings vorher im Biergarten registrieren, wie überall sonst. Auch ein Kiosk ist in der Nähe - und das einzige, das zuweilen stören kann, sind Mücken. Auf den Wiesen der Flaucheranlagen wird nicht gegrillt. Ansonsten ist der Park gerade unter der Woche meistens schön ruhig; er ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Busse X30 und 54 sowie U3 Brudermühlstraße) und mit dem Radl zu erreichen. Wer den Trubel dennoch nicht scheut und auf Erfrischung nicht verzichten kann, hat es dann zur Isar wirklich nicht weit.

© SZ vom 01.08.2020 / ratz, schub, lka, hof, infu, olkl, hob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Weidenkörbe sind überall ausverkauft, die Event­agenturen jubeln und die Gartenbauämter klagen: Das Comeback des Picknicks als Folge von Corona-Krise und Natursehnsucht.

Von Gerhard Matzig

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