Mieträder:Das Umland steigt auf

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Die Mieträder der MVG erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nach dem Würmtal sollen auch in Unterschleißheim, Unterhaching, Taufkirchen und Neubiberg demnächst Stationen entstehen.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Noch sieht man die silber-blauen Mieträder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nur auf und an den Straßen der Landeshauptstadt. Doch demnächst soll man auch in einigen Gemeinden und Städten im Landkreis München aufsteigen können. Die Pläne für eine Ausweitung des Leihsystems über die Stadtgrenze hinweg in stadtnahe Gemeinden nehmen mehr und mehr Gestalt an.

Fest steht bereits, dass das Würmtal im Herbst mit fünf Stationen in Gräfelfing und Planegg an den Start geht. Für den nächsten Schwung mit Inbetriebnahme im kommenden Frühjahr hat Unterschleißheim drei Standorte festgelegt, Unterhaching acht und Taufkirchen sechs. Neubiberg will an diesem Dienstag in der Sitzung des Umweltausschusses seine Pläne für fünf Standorte auf den Weg bringen.

Im Landkreis sollen hundert Stationen entstehen

Ende vergangenen Jahres hatte der Kreistag beschlossen, eine Kooperation mit der Stadt München einzugehen und insgesamt hundert Stationen in den nächsten zwei Jahren im Landkreis München zu errichten. Priorität haben die Kreisräte dabei den Kommunen nahe der Stadtgrenze eingeräumt, um so die Entwicklung eines zusammenhängenden Gebietes zu unterstützen. Wie und ob dieses Konzept aufgeht, kann bislang noch keiner wirklich vorhersagen, da es sich um ein Pilotprojekt handelt. Bislang gibt es derartige Leihradsysteme nur in Großstädten. Noch hat sich kein Landkreis in Deutschland darangewagt, mit Mieträdern das Mobilitätsverhalten der Menschen nachhaltig zu verändern.

Das Bundesumweltministerium lässt sich die Idee immerhin 70 Prozent der Investitionen kosten - das sind 2,8 Millionen Euro im Landkreis. Von den restlichen 30 Prozent übernimmt der Kreis die Hälfte, sodass an den beteiligten Kommunen 15 Prozent hängen bleiben. Hinzu kommen für sie die Betriebskosten, die der Landkreis ebenfalls zu 50 Prozent übernimmt. Das Konzept sieht unterschiedlich große Stationen vor: von acht Stellplätzen (24 000 Euro) bis zu 15 Stellplätzen (40 000 Euro). Billiger kommt eine Station, die lediglich aus einer Stele besteht, in deren Umgebung man das Rad dann abstellen kann (6000 Euro). Hinzu kommen die Kosten für die Fahrräder, etwa 1200 Euro pro Stück.

Gräfelfing startet noch in diesem Jahr

So startet Gräfelfing noch dieses Jahr mit dem Angebot an den beiden Bahnhöfen und im Gewerbegebiet, in Planegg sollen die Stationen an der Fraunhofer und der Lochhamer Straße in Martinsried errichtet werden. Unterschleißheim hat sich auf drei Stationen an den beiden Bahnhöfen verständigt. Gleich mit acht Standorten will Unterhaching einsteigen: Der Umweltausschuss hat sich am vergangenen Donnerstag auf Stationen an den beiden S-Bahnhöfen, am Sportpark, am Landschaftspark, am Rathaus, am Freibad sowie am Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz) ausgesprochen. Zukünftig sollen außerdem Pedelecs der MVG an der Isartalstraße zur Benutzung des geplanten Radschnellwegs aus dem Hachinger Tal durch den Perlacher Forst nach München motivieren, dessen Unterhachinger Zubringerstrecke an dieser Stelle vorgesehen ist.

"Ohne Förderung würden wir nicht so viele Stationen anmelden", stellte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) in der Sitzung klar. Unterhaching gehe zunächst mit 35 Rädern ins Rennen, 75 wären jedoch durchaus denkbar bei der Größe der Gemeinde. "Aber ich weiß ja auch nicht, wie bahnbrechend das ist", räumt Panzer ein. Auch gelten die anvisierten Standorte als Versuch. "Sollten sie sich nicht bewähren, kann man sie auch verschieben", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl.

Mit einem offenen, kostenintensiveren System, bei dem man jederzeit außerhalb der Stationen das Fahrrad zurückgeben kann, wie dies teilweise in München möglich ist, will man es in Unterhaching derzeit noch nicht versuchen. Diskutiert wird allerdings, bei einer möglichen Erweiterung auch Wohngebiete als Standorte mit einzubeziehen.

Erleichterung für Pendler
:Mit dem Mietrad über die Stadtgrenze

Die MVG-Räder sollen bald auch im Landkreis München fahren. In Garching und im Würmtal könnten schon 2017 die ersten Stationen entstehen.

Von Iris Hilberth

In Neubiberg steht die Entscheidung noch aus

In Taufkirchen sprach sich der Gemeinderat ebenfalls am vergangenen Donnerstag für den Einstieg in das Mietradsystem aus. Allerdings hadern einige Ratsmitglieder mit den Kosten. Sie wollten die Investition in der Sitzung deckeln. Schließlich rang sich das Gremium aber dazu durch, es mit sechs Stationen, 59 Ständern und 41 Rädern zu versuchen. 25 800 Euro wird das die Gemeinde an Investitionen kosten, 20 000 werden jedes Jahr für den Betrieb fällig.

Geplant sind zwei Stationen am S-Bahnhof und je eine am Rathaus, an der Volkshochschule, am Riegerweg und im östlichen Gemeindegebiet bei den beiden Unternehmen Airbus und Jochen Schweizer. In Neubiberg sind Stationen am S-Bahnhof sowie auf der Ostseite des Bahnhofs Fasanenpark, am Campeon von Infineon sowie zwei Standorte an der Universität der Bundeswehr in der Diskussion, am Tor West und am Tor Ost.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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