Öffentlicher Nahverkehr:Für Elektrobusse fehlen Lademöglichkeiten und Fahrer

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Auch Elektrobusse werden wegen der stark gestiegenen Strompreise vom Landkreis gefördert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Landkreis München will möglichst viele Linien schnell emissionsfrei betreiben. Doch das erweist sich als komplizierter als gedacht.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Nahezu lautlos und vor allem emissionsfrei kutschiert der Unterföhringer Ortsbus seit 2019 Pendler durch die Gemeinde; als bisher einziger Elektrobus im Landkreis München. Doch das soll sich in den kommenden Jahren ändern: Der Kreistag treibt die Verkehrswende im Landkreis voran und will laut Landrat Christoph Göbel (CSU) "so schnell wie möglich" alle Linien umrüsten, bei denen es sinnvoll ist. Einer neuen Studie der Verkehrsplanungsbüros TTK und Blic zufolge sollen dabei vor allem batteriebetriebene Busse eine Rolle spielen, aber auch der Einsatz der Wasserstoff-Technologie wird weiter geprüft.

Doch die Umrüstung von Diesel- auf Elektro- oder Wasserstoffbusse wird Zeit in Anspruch nehmen, nicht ohne Mehrkosten ablaufen - und manchmal steckt der Teufel auch im Detail. "Das kann schon bei der Dienstplanung beginnen", sagte Projektmanagerin Svenja Höner vom Büro TKK am Dienstag im Mobilitätsausschuss des Kreistags. "Busfahrer sind Mangelware und das wird bei Elektrobussen zum Beispiel nicht einfacher." Diese benötigten im laufenden Betrieb schon wegen der Ladevorgänge mehr Zeit, es würde also mehr Personal benötigt.

Wasserstofffahrzeuge wären deutlich teurer im Betrieb

Dennoch empfehlen die Planer vor allem die Umstellung auf Elektrobusse voranzutreiben; insgesamt 13 Linien im gesamten Landkreis sind in der Studie untersucht worden - und bei allen Trassen hat sich gezeigt, dass die Mehrkosten beim Einsatz von Brennstoffzellen-Bussen weitaus höher liegen würden als bei Elektrofahrzeugen. Im Schnitt käme der Betrieb mit Wasserstoff im Vergleich zu Diesel auf zehn Jahre gerechnet um mehr als 60 Prozent teurer; auch der Einsatz von Batteriebussen würde die Kosten in die Höhe treiben, aber in deutlich geringerem Umfang. Nur was bringt die Zukunft? Der Oberhachinger Bürgermeister und Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion Stefan Schelle bat um eine grafische Aufbereitung möglicher Folgen durch steigende Energiepreise, schließlich sei hier schon jetzt eine erhebliche Dynamik zu beobachten.

Sein Fraktionskollege, der Ottobrunner Rathauschef Thomas Loderer, sprach angesichts der zu erwartenden Mehrkosten von "Unsicherheiten", denen er keineswegs gelassen entgegenblicke. Zudem äußerte Loderer Bedenken, dass die benötigte Infrastruktur für die Ladevorgänge überhaupt aufzubauen sei. "Es fällt mir schwer, mir den flächendeckenden Einsatz von Batteriebussen vorzustellen", sagte Loderer. "Es gibt ja schon Haltestellen, wo für Ladeinfrastruktur gar kein Platz ist. Ich denke an Neuperlach Süd." Von dort aus startet die Linie 210 in Richtung Ottobrunn, eine der am stärksten frequentierten Linien im Landkreis.

Planerin Höner sprach hinsichtlich der Infrastruktur von der "größten Herausforderung" bei der umweltfreundlichen Umrüstung, schließlich endeten die Probleme nicht an der Landkreisgrenze. Am Beispiel der Linie 295 machte Höner deutlich, dass der Landkreis auch das Gespräch mit der Landeshauptstadt suchen müsse, denn diese startet in Oberschleißheim und endet am U-Bahnhof Am Hart in der Stadt- und genau dort wäre die Ladestation vorgesehen. Es gebe aber auch die Möglichkeit, sogenannte Lade-Hubs aufzubauen, große Ladestation etwas abseits von Endhaltepunkten für gleich mehrere Linien.

Den Einsatz der Wasserstoff-Technologie aber solle der Landkreis ebenfalls nicht ausschließen, stellten die Planer klar. Als Ausgangspunkt für den Betrieb von Buslinien mit Brennstoffzellen haben sie dabei den Brunnthaler Ortsteil Hofolding ausgemacht, schließlich befindet sich dort auf dem Areal der Firma Geldhauser eine Wasserstofftankstelle, der Aufbau einer eigenen Infrastruktur für den öffentlichen Personennahverkehr wäre in diesem Bereich also nicht erforderlich, sagte Höner. Sie selbst gehe davon aus, dass im Sinne der Energiewende grundsätzlich nur grüner Wasserstoff verwendet würde.

Und der Wasserstoff soll im Landkreis in Zukunft ohnehin eine größere Rolle spielen; der Landkreis München ist gemeinsam mit den Landkreisen Ebersberg und Landshut Teil der sogenannten Wasserstoff-Modellregion Hy-Bayern. Bis zu 20 Millionen Euro sollen alleine im Landkreis München in den kommenden Jahren in diese Technologie investiert werden.

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