Wohnungsnot:Notquartiere für mehr als 380 Geflüchtete

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Die seit 2015 bestehende Unterkunft an der "Hachinger Haid" wurde durch zwei Anbauten erweitert. (Foto: Landratsamt München)

In Unterhaching, Haar und Garching werden demnächst neue Unterkünfte fertig. Doch die Kreisbehörde sieht nur eine kurze Entlastung und beklagt zunehmende Schwierigkeiten bei der Unterbringung.

Von Bernhard Lohr, Unterhaching/Haar/Garching

Der Landkreis München gerät bei der Unterbringung von Geflüchteten zunehmend unter Druck. Das vorgegebene Ziel wird laut Landratsamt "bei Weitem nicht erfüllt". Die Suche nach Wohnungen, Gebäuden oder Grundstücken habe Priorität. Vor diesem Hintergrund begrüßt Landrat Christoph Göbel (CSU) mit demonstrativer Erleichterung, dass in Kürze in Unterhaching ein neues Notquartier für 116 Personen bezogen werden kann, und dankt Gemeinde und Bürgern. "Die Akquise neuen Wohnraums gestaltet sich zunehmend schwierig", wird er in einer Mitteilung seines Hauses zitiert.

Insgesamt werden in den nächsten Wochen Unterkünfte für bis zu 384 Personen erwartet. Auch in Haar und Garching stehen Projekte vor dem Abschluss. Zudem setzen Kreisbehörde und Rathäuser darauf, bestehende Unterkünfte wie etwa die an der Brunnerstraße in Haar möglichst lang zu sichern. Denn eines ist schon jetzt klar: Das Problem wird so schnell nicht kleiner und zu lösen sein.

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Denn alle zwei Wochen werden dem Landkreis München nach einer Mitteilung des Landratsamts etwa 50 Geflüchtete zugeteilt, die er unterbringen muss. Die Kreisbehörde ist dabei auf die Kooperation der Rathäuser angewiesen, die auch immer wieder beteuern, das in ihrer Macht Stehende zu tun. Doch manche wie Brunnthal, Baierbrunn oder Pullach erreichen die Vorgaben gerade mal zu zwölf oder 60 Prozent.

Nun meldet das Landratsamt als Erfolg, dass in einem Anbau an der seit 2015 bestehenden Unterkunft an der "Hachinger Haid" 116 Wohnplätze fertig sind. Dort wurden zwei L-förmig zueinander angeordnete Neubauten in Holzständerbauweise errichtet. Die Gebäude haben zwei und drei Geschosse und beinhalten 22 Wohneinheiten für jeweils acht Personen; zwölf für sechs und sechs für vier Personen. Zwei weitere Wohneinheiten sind barrierefrei und bieten jeweils Platz für zwei Personen. Es gibt eigene Sanitärbereiche mit Waschmaschine, Dusche und WC sowie eine Küche mit Aufenthaltsbereich. Jede Unterkunft hat einen Gemeinschaftsraum. Die Betreuung der Menschen dort übernehme der Sozialverband Diakonie, teilt das Landratsamt mit.

Bis Ende März kommen laut Plan 200 weitere Wohnplätze in der ehemaligen Kaserne an der Wasserburger Straße in Haar dazu, wo die Kreisbehörde während der Corona-Pandemie ein zentrales Test- und Impfzentrum eingerichtet hatte und ein Aufnahmezentrum für Ukraine-Flüchtlinge betrieb. In Garching erwartet man sich laut Landratsamt eine Bleibe für zusätzlich 168 Geflüchtete in einem Ausbau der Container-Unterkunft am Echinger Weg. Die Container würden bis Ende März geliefert. Dabei stellt sich das Landratsamt darauf ein, möglichst viele Unterkünfte für eine längere Zeit zu nutzen. Der erste Bauabschnitt der Unterkunft in Unterhaching an der "Hachinger Haid" stammt aus dem Jahr 2015, als erstmals eine große Zahl an Geflüchteten unterzubringen war. Die in Kürze bezugsfertigen Wohnräume in dem Anbau in Unterhaching habe man für die nächsten 15 Jahre gesichert, teilt die Behörde mit.

Für zehn Jahre ausgelegte Holzhäuser in Haar bleiben weitere 15 Jahre stehen

In Haar macht die Gemeinde den Weg dafür frei, dass die ebenfalls aus dem Jahr 2015 stammenden sogenannten "Feel Home"-Häuser weitere 15 Jahre genutzt werden können. Der Bauausschuss sprach am Dienstagabend einstimmig eine entsprechende Empfehlung an den Gemeinderat aus. Die drei in Holzständerbauweise errichteten Häuser wurden einst für 96 Geflüchtete samt einem kleinen Spielplatz geschaffen. Die Genehmigung wurde damals auf zehn Jahre befristet.

Landrat Christoph Göbel (CSU) streicht heraus, wie wichtig es sei, dass die Bürger den Ankömmlingen helfen, sich ein neues Leben aufbauen und Anschluss zu finden. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) warnt davor, die "bewährten ehrenamtlichen Strukturen nicht zu überfordern".

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