Tag des offenen Denkmals:Glatter Tuff und grober Tuff

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Moderne trifft Barock: Der neue Volksaltar (Mitte) und der Ambo (links) in der Kirche St. Stephanus in Hohenbrunn sind aus Kalktuff gearbeitet. (Foto: Claus Schunk)

Im Zuge der Führungen am 10. September wird unter anderem der neue Volksaltar in St. Stephanus in Hohenbrunn gezeigt. Er wurde erst vor einigen Wochen geweiht.

Von Angela Boschert, Landkreis München

Seit 30 Jahren wird der Tag des offenen Denkmals begangen. Er sei inzwischen zu "Deutschlands größtem Schaufenster für die Denkmalpflege" geworden, an dem mehrere Millionen Besucher zu Streifzügen durch die Vergangenheit aufbrechen, schreibt die "Deutsche Stiftung Denkmalschutz" auf ihrer Homepage. Im Landkreis München sind im Zuge der Veranstaltung am Sonntag, 10. September, unter dem Motto "Talent Monument" auch einige Denkmäler zu besichtigen, die sonst nicht so einfach zugänglich sind.

Dabei wartet Hohenbrunn mit einem sozusagen ganz frischen Kunstschatz auf. Die Pfarrei St. Stephanus öffnet im laufenden "Festjahr 300 Jahre Barock" die Türen ihrer Kirche an der Taufkirchner Straße. Vor gut eineinhalb Monaten hat Reinhard Kardinal Marx in dem barocken Saalbau auf mittelalterlicher Grundlage den neuen Volksaltar geweiht, der vor dem Hauptaltar steht. Der Steinmetz Alfred Neumann aus Kaufbeuren hat ihn nach dem Entwurf von Architekt Roberto Gonzalo aus einem Stück bayerischem Kalktuff geschaffen. Auf seiner Südseite hat der 800 Kilogramm schwere Block eine kleine Aussparung, in der die Reliquien des Diözesanheiligen Korbinian und des seligen Otto eingelassen sind. Sie ersetzen die geweihten Reliquien der heiligen Märtyrer Candidus und Amantia, einer Katakombenheiligen, aus dem alten Volksaltar.

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Der neue Altar hat die Form eines asymmetrischen Tau-Kreuzes. Die Opferplatte und der Fuß sind aus glattem Stein gearbeitet. Ein Teil wurde grob strukturiert belassen. Das Glatte steht laut Gonzalo für den Glauben, das Grobe für das Volk, das den Glauben stützt. "Das ist ein wunderbares Bild, haben wir in den Gremien empfunden", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sabine Blöchinger. Sie wird bei der Führung auch den neuen Ambo zeigen, das Lesepult, das wie der Altar aus Tuffstein und somit aus dem gleichen Material besteht wie der historische Taufstein und die Weihwasserständer.

An einen neuen Volksaltar war schon im Jahr 2011 gedacht worden, weil der bisherige nicht geweiht und lediglich eine auf alt getrimmte Sperrholzkiste war, die durch Ornamente und marmorierende Bemalung wie aus der Barockzeit wirkte. Laut Kirchenpfleger Jürgen Blöchinger wurde er in den Sechzigerjahren als Katalogware gekauft, als nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1961 bis 1965) in katholischen Kirchen sogenannte Gemeinde- oder Volksaltäre zusätzlich zum Hochaltar aufgestellt wurden, damit der Priester bei der Eucharistiefeier den Gläubigen zugewandt stand. Am Sonntag kann man sich davon überzeugen, dass der neue Volksaltar nicht den Anblick des Hochaltars stört, sondern sich bescheiden zurücknimmt.

Außerdem kann man mit dem Kirchenpfleger hinauf in den Dachstuhl über dem Altar- und Chorraum steigen, der noch spätgotisch ist. Dann sieht man originale Holznägel sowie Rötelmarkierungen, die 1468 zur korrekten Montage des Tragwerks auf den Balken angebracht wurden. Die Führungen finden von 14 bis 18 Uhr stündlich statt.

In Taufkirchen öffnet der Gemeindeheimatpfleger Michael Müller von 14 bis 17 Uhr die Türen des denkmalgeschützten Wolfschneiderhofes in der Münchener Straße 12 und führt durch das mehr als 200 Jahre alte Bauernanwesen. Es wurde 1983 von der Gemeinde erworben und grundsaniert und dient heute als Heimatmuseum. Von 16 Uhr an geht Müller mit einer Bildpräsentation näher auf die zehn Bau- und zwanzig Bodendenkmäler in Taufkirchen ein.

In Baierbrunn führt der Verein für Heimatpflege um 11 Uhr und um 14 Uhr über den alten Friedhof und durch die Dorfkirche an der Wolfratshauser Straße, auch "Alte Kirche" genannt. Der Kirchenführer Heinrich Müller zeigt das in den vergangenen Jahren vom Verein restaurierte alte Uhrwerk der Kirchturmuhr und wie es funktioniert.

Das Ismaninger Schloss beherbergt heute das Rathaus. (Foto: Florian Peljak)

In Ismaning kann man von 13 bis 17 Uhr herzoglich durch das Schloss schreiten, das heute als Rathaus genutzt wird. Als Barockbau errichtet, wurde es Anfang des 19. Jahrhunderts klassizistisch umgestaltet.

In Aschheim ist von 11 bis 17 Uhr das Aschheim-Museum, Münchner Straße 8, geöffnet. Es bietet archäologische Funde, die einen Eindruck der Geschichte und Entwicklung des Gebiets der heutigen Gemeinde bieten. Als Besonderheit kann man an zwei kleinen Forscherstationen mit Mikroskop tiefere Einblicke gewinnen. Um 11.30 Uhr und um 15.30 Uhr beginnt je eine Spezialführung zum Thema des Denkmaltages "Talent Monument".

Alle Führungen am Tag des offenen Denkmals sind kostenfrei, die hier vorgestellten sind für Kinder geeignet und größtenteils barrierefrei erreichbar.

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