CSU:Weidenbusch kündigt Rückzug an - aber nicht beim Jagdverband

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"Die Probleme unseres Waldes rühren nicht von den Wildtieren her", sagt Jägerpräsident Ernst Weidenbusch. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Der in Bedrängnis geratene Jägerpräsident will zum Ende der Wahlperiode seine Ämter als Kreisrat und stellvertretender Landrat im Landkreis München aufgeben. CSU-Parteifreunde erklären die Probleme im Verband mit seiner offenen, manchmal schroffen Art.

Von Stefan Galler und Martin Mühlfenzl, Haar

Sein Landtagsmandat wird Ernst Weidenbusch im nächsten Jahr abgeben, nun verkündet der 59 Jahre alte Haarer auch das nahende Ende seiner Karriere als Lokalpolitiker: "Ich werde mich bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr um ein Kreistagsmandat bewerben", sagte der CSU-Politiker der SZ - dem Münchner Kreistag gehört er seit 1990 an. Damit wird er auch als stellvertretender Landrat aufhören.

"Ich arbeite seit ewigen Zeiten mehr als acht Stunden am Tag und ich hätte gerne noch was vom Leben", sagt der Finanzexperte, der betont, keineswegs mit seinem Abschied zu kokettieren, um dann "angebettelt zu werden, dass ich doch noch bleibe". Vielmehr sei der Entschluss das Resultat einer langfristigen Planung. "Dass ich 2023 nicht mehr für den Landtag kandidieren würde, ist schon seit 20 Jahren klar." Nun habe er noch dreieinhalb Jahre, in denen er als Landratsstellvertreter weiterhin engagiert weiter arbeiten werde.

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Dabei geht es derzeit ja ganz schön turbulent zu bei Weidenbusch - und das hat weder mit seiner Tätigkeit als CSU-Landtagsabgeordneter, noch mit seinem Hauptberuf als Rechtsanwalt zu tun. Der Haarer steht in seiner Funktion als Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV) massiv in der Kritik, ihm wird Beleidigung und Bedrohung von hauptamtlichen Verbandsmitarbeitern vorgeworfen, seine Gegner unterstellen ihm, die "Reputation des BJV zu zerstören". Weidenbusch, seit 2020 im Amt, lässt die Kritik kalt: "Es war klar, dass es Reformbedarf geben würde", sagt er. Insofern dürfe man sich auch nicht wundern, dass diese Reformen jetzt nicht bei allen gut ankommen.

Die Turbulenzen im Jagdverband haben aus Sicht von Landrat Christoph Göbel keine Auswirkungen auf die Arbeit seines Parteifreundes Weidenbusch im Kreistag. Und sie sind für Göbel auch nicht überraschend: "Ich bin kein Jäger, aber so lange ich mich erinnere, gab es in diesem Verband immer wieder Unruhe. Und wenn dann einer wie der Ernst, der eine offene, ehrliche Natur hat, seinen vollen Charme ausbreitet, ist es normal, dass nicht alle begeistert sind." Auf die Unterstützung durch seinen Stellvertreter wolle er jedenfalls bis zum Ende der Legislaturperiode nicht verzichten: "Er ist unglaublich erfahren, ein gescheiter Kopf, der über eine große Fachexpertise verfügt." Weidenbuschs Rückzug aus der Landespolitik nötigt Göbel Respekt ab: "Er hat seinen Ruhestand selbstbestimmt beschlossen, andere kleben an ihrem Posten und hören erst auf, wenn man sie nicht mehr will."

Brüder im Geiste: Die Wahl Christoph Göbels (Mitte) zum Münchner Landrat im Jahr 2014 bejubelt auch Ernst Weidenbusch (rechts). (Foto: Claus Schunk)

Auch der CSU-Kreisvorsitzende Florian Hahn bleibt angesichts von Weidenbuschs Ausstiegsszenario gelassen: "Damit haben wir uns noch nicht beschäftigt, aber da sind ja noch dreieinhalb Jahre hin, wir haben noch keinen Planungsdruck." Weidenbusch war von 2003 bis 2015 Hahns Vorgänger als Kreischef. Es sei für die CSU "selbstverständlich ein Verlust", sagt Hahn, wenn er aufhöre. Das sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Stefan Schelle, ganz ähnlich: "Der Ernstl hat sein Soll zweifellos mehr als erfüllt, er war und ist immer voll engagiert und jetzt werden wir gemeinsam mit ihm im Kreistag noch gut drei Jahre Vollgas geben."

"Ernst Weidenbusch engagiert sich stets für seine Überzeugungen, da kann es auch mal rumpeln."

Was die Probleme des Kollegen im Jagdverband angeht, so äußert sich Schelle zurückhaltend: "Ich bin zwar seit 35 Jahren Jäger, aber kein Verbandspolitiker." Hahn sieht es so ähnlich wie Landrat Göbel: "Ernst Weidenbusch engagiert sich stets für seine Überzeugungen, da kann es auch mal rumpeln." Der Haarer sei traditionell "nicht Vorsitzender des Harmonievereins", genau solche Leute brauche es aber, "um Dinge zu verändern".

Auch Kerstin Schreyer, die seit 2008 bei Landtagswahlen stets den Stimmkreis München-Land Süd gewonnen hat und als langjährige Weggefährtin Weidenbuschs gilt, will zu den Vorgängen innerhalb des Jagdverbandes kein Urteil abgeben: "Ich kann das inhaltlich nicht beurteilen, das müssen die Mitglieder tun." Vielmehr würdigt Schreyer die Verdienste des Haarers sowohl als Landes- als auch Kommunalpolitiker. Weidenbusch sei seinen Verpflichtungen auch als Landratsstellvertreter immer gewissenhaft nachgenommen.

Dass Weidenbusch ein Typ ist, der auch gerne mal aneckt, weiß auch der Mann, der ihm als CSU-Abgeordneter im Stimmkreis München-Land Nord nachfolgen will. "Ernst ist ein Charakterkopf mit Ecken und Kanten. Er mag keine Larifari", sagt Kirchheimes Bürgermeister Maximilian Böltl, der von seiner Partei bereits als Direktkandidat für die Landtagswahl nominiert worden ist. Wer mit Weidenbusch die Auseinandersetzung suche, so Böltl, müsse sich argumentativ enorm gut rüsten. "Wir beide sind tatsächlich grundverschieden. Was uns aber eint ist, dass wir extrem nervig sein können, wenn es um Lösungen geht, von denen wir überzeugt sind", sagt Böltl. Und er würdigt dessen Einsatz für den Landkreis München: Ohne Weidenbuschs Hartnäckigkeit hätte es die vielen neuen Standorte für Gymnasien in seinem Stimmkreis nicht gegeben, ist Böltl überzeugt.

Wenn Weidenbusch 2026 seinen Hut nimmt, dann übrigens ohne Kompromisse: Ein Gemeinderatsmandat strebt er anders als der Haarer SPD-Politiker Peter Paul Gantzer jedenfalls nicht an. Jener war zwei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag 2020 mit 82 Jahren erstmals in den Gemeinderat eingezogen. "Nein, nein, ich wandele nicht auf Peters Spuren", sagt Weidenbusch und lacht.

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