Coronavirus im Landkreis München:Waschen, schneiden, Impfnachweis verlangen

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Für das Personal von Dienstleistern und Gastronomie bedeutet die 3-G-Regel zusätzlichen Aufwand. Doch die meisten sind froh, dass Gäste und Kunden überhaupt kommen dürfen.

Von Anna Lea Jakobs, Oberschleißheim/Pullach

Im Isartaler Brauhaus in Pullach zücken die meisten Kunden ihren Test-, Impf- oder Genesenen-Nachweis von allein. Es gibt aber auch immer wieder Gäste, die ihre Dokumente im Auto vergessen haben. Servicekraft Simone Ester muss dann erneut erklären, dass sie die Nachweise selbst sehen muss, bevor sie die Kundschaft in die Gaststätte lässt. Erklären bedeutet wiederum Zeit, die ihr dann bei der eigentlichen Bedienung der Gäste fehlt. So geht es vielen Dienstleistern im Landkreis, für die die 3-G-Regel einen zusätzlichen Stressfaktor darstellt. Doch die meisten Betriebe sind erleichtert, dass die Regelung ihnen ermöglicht, Kunden im Innenbereich begrüßen zu dürfen.

Am 2. September ist in Bayern eine neue Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kraft getreten. Auch wenn sich vieles geändert hat, gilt die Sieben-Tage-Inzidenz weiterhin als Richtlinie für Gastronomie und Dienstleister. Liegt diese in einem Landkreis über 35, dürfen sich in Innenräumen nur Geimpfte, Genesene oder Getestete (3G) aufhalten, die das entsprechend nachweisen.

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Die Mehrheit zeigt dazu ihren Impfnachweis vor. Nur wenige lassen sich noch testen oder haben bereits eine Corona-Erkrankung durchgemacht. Im Ruen-Thai-Massage-Studio in Unterhaching sind etwa 80 Prozent der Kunden geimpft, zehn Prozent genesen und die übrigen zehn Prozent zeigen ein Testzertifikat vor. Ähnlich sieht es bei Bellissima Beauty in Feldkirchen, dem Isartaler Brauhaus in Pullach und dem Friseursalon Styling by Aylin in Oberschleißheim aus. Bei dem Friseursalon kam erst ein Kunde vorbei, der einen Test vorzeigen musste.

Immer wieder begegnet Sarisa Samanmit vom Ruen-Thai-Massage-Studio Kunden, die das Impfen und Testen verweigern und dann bei ihr Dampf ablassen, wenn sie auf die Corona-Regelungen hinweist. Andere empfänden es als zu anstrengend, sich testen zu lassen und verzichten lieber gleich auf die Massage-Entspannung. Im Beauty-Salon Bellissima sind Belinda Hitzschke die Stammkunden geblieben. Doch viele Neukunden, die noch nicht geimpft sind, sind der Geschäftsführerin abgesprungen. "Das ist dann schon ein unkalkulierbares Risiko, wenn von einigen Terminen am Tag zwei nicht kommen".

Die meisten Kunden tragen ihren digitalen Impfnachweis auf dem Handy herum, aber nicht alle. "Ein älterer Herr hatte weder Internet, Telefon oder Smartphone zuhause, der hatte nur seinen Papierpass", sagt Aylin Tincan, Geschäftsführerin des Friseurgeschäfts Styling by Aylin. Beim Haareschneiden kommt sie oft mit den Kunden ins Gespräch. Einige ältere erzählen dann dankbar von den Kindern oder Nachbarn, die ihnen den digitalen Impfpass eingerichtet haben. Tincan versichert, dass sie die Nachweise jedes Mal kontrolliere, bei anderen Geschäften sei sie sich da nicht so sicher.

Restaurantleiter Marijan Ziza vom Isartaler Brauhaus. (Foto: Claus Schunk)

Für viele ist es ein zusätzlicher Mehraufwand neben der eigentlichen Arbeit, jeden Gast nach dem Dokument zu bitten. "Die Arbeit bleibt bei uns hängen", sagt Simone Ester. Doch die Servicekraft hat auch Verständnis für die 3-G-Regelung. Sarisa Samanmit geht es ähnlich. Nach monatelanger Geschäftsschließung ist sie froh, in ihrem Massagestudio überhaupt wieder Kunden begrüßen zu können. Für Belinda Hitzschke bietet die 3-G-Regel zusätzliche Sicherheit vor einer Corona-Infektion. Nägel lackieren und Augenbrauen-Lifting - das kann die 37-Jährige nicht ohne Berührung anbieten. Sie ist zwar schon zweimal geimpft, aber eine gewisse Ansteckungsgefahr bleibt.

Wie viele andere fühlt sich Hitzschke mit einer ganzen Reihe offener Fragen zu den Corona-Maßnahmen konfrontiert und allein gelassen. "Darf man jetzt noch eine Zeitschrift hinlegen oder ein Getränk ausschenken, das sind alles Kleinigkeiten, bei denen wir zu wenig Infos bekommen", kritisiert die Kosmetikerin. Sie würde sich einen eigenen Ansprechpartner für ihre Branche wünschen.

Ähnlich geht es Sarisa Samanmit, die neben der in Unterhaching noch eine weitere Filiale in München betreibt. Daher sind verschiedene Ordnungsämter für die zwei Geschäfte zuständig. Samanmit: "Ich habe manchmal das Gefühl, die kommunizieren nicht miteinander."

Masseurin Sarisa Samanmi aus Unterhaching. (Foto: Claus Schunk)

Von der Möglichkeit der 2-G-Regelung ist die Masseurin auch nicht so richtig überzeugt. Wenn sie nur noch Genesene und Geimpfte akzeptieren würde, würden noch mehr Kunden abspringen, fürchtet sie. Für das Isartaler Brauhaus wäre die Umstellung auf eine 2-G-Regelung verkraftbar, denn die meisten Kunden seien ohnehin geimpft, sagt Simone Ester. Doch für andere Betriebe sei das schon eine "Hausnummer".

© SZ vom 08.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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