Vorausgeschaut:Planegg gibt sich die Mozartkugel

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Dirigent Ludwig Götz und sein kongenialer Partner Wolfgang Görl haben ein satirisch-hinterfotziges Faschingsmusical geschrieben, das am Sonntag im Kupferhaus aufgeführt wird.

Von Rainer Rutz, Planegg

Man stelle sich vor: Wolfgang Amadeus Mozart kommt per S-Bahn mit seiner Geliebten Tanja nach Planegg, er hat einen Auftritt im Heide Volm. Doch außer fünf sehr bayerischen Bauarbeitern trifft er nur auf einen Haufen Steine und Bauschutt. Das ist im Grunde die Rahmenhandlung des neuesten Faschingsmusicals, das der SZ-Autor Wolfgang Görl und der Dirigent und Pianist Ludwig Götz, ehemals Chef des Planegger Kulturvereins Musica Sacra, gemeinsam geschrieben haben. Nach der Corona-Pause haben die beiden damit ein weiteres boshaftes satirisch-hinterfotziges Werk geschaffen, das mit großer und prominenter Musikbesetzung am kommenden Sonntag, 12. Februar, im Kupferhaus aufgeführt wird.

Wie man es von den beiden seelenverwandten Künstlern gewohnt ist, haben sie wieder in kongenialer Art und Weise so ziemlich alle und alles, was Rang und Namen hat im Würmtal und im Freistaat - oder Rang und Namen haben will - in ein zweistündiges Faschingskonzert verwurstelt: die Bürgermeister von Planegg und Krailling natürlich und auch die Pfarrer und andere bayerische Personen. Natürlich kriegt auch die Weltpolitik was ab. Virtuose Solisten wie Ingolf und Nathanael Turban, Cordula Schuster und Tobias Schwarz treten auf. Fehlen darf natürlich auch nicht die legendäre "Wilde Gurgl", der - wie die Kritik schrieb - "unerträglichste Männerchor überhaupt".

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Viel von der Handlung preisgeben darf man nicht vor so einer Aufführung, nur so viel: Frustriert steht Mozart samt Entourage am zugigen Planegger Bahnhofsvorplatz, zwischen Tanja, den Bauarbeitern und dem hier völlig unbekannten Genie ("So, Komponist san Sie ... so oaner wie der Dieter Bohlen?") entwickeln sich absurde Dialoge. Es gesellen sich der Violonist Ingolf Turban sowie die Lola dazu, die sich zum großen Ärger der Tanja sofort auf den ganz offensichtlich geschmeichelten und nicht abgeneigten Mozart stürzt, und so wird der Handlungsfluss immer wieder unterbrochen von Solo-Auftritten und boshaften Zwischenstücken. Ein ständiges Hin und Her auch zwischen Zeiten, Moden und Jahrhunderten.

Kurz vor der Pause gibt es ein fröhliches Gelage, von dem man sich so schnell nicht erholt. Und immer wieder Spitzen auf die Lokal- und hohe Politik, auf die schon damals arg strapazierte Beziehung zwischen Mann und Frau - manchmal wird es dabei auch ganz schön deftig-erotisch.

Eine Schönheitskönigin und die Kanzlerin waren schon da, aber nur eine von beiden war echt

Dass das Faschingskonzert der Musica Sacra Kult ist, haben die Aufführungen der vergangenen Jahre immer wieder bewiesen. Leicht könnte man mehrere Abende mit großen Sälen füllen, doch man beschränkt sich auf einen einzigen Auftritt im Fasching. Seit 1989 geht das so, im Zentrum übrigens immer die "Wilde Gurgl", anfangs mit Wolfgang Bünten, Thomas Fischaleck, Robert Winter, Ludwig Götz. Es entstanden Titel wie "Die Schröpfung", "Erster Planegger Opernball", "Mozartrausch" und heuer nun "Planegg gibt sich die Mozartkugel". Die (echte) Schönheitskönigin von Schneitzlreuth war schon da, ebenso wie die (falsche) Bundeskanzlerin, der Komponist Ludwig Götz ein "Rondo Capriccioso für neun Irre" anhängte.

Alles Riesenerfolge, und so darf man getrost davon ausgehen, dass auch der diesjährige Mozart wieder die Herzen der Planegger und Planeggerinnen erobern wird. Nicht ganz so sicher ist, ob der reale Mozart seine Freude am Biertempel Heide gehabt hätte - aber das ist, wie so vieles, reine Fiktion.

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