Grasbrunn:Immer wieder montags

Lesezeit: 4 min

Oans, zwoa - nein, bereits zum vierten Mal kommt Markus Söder - hier vorne rechts bei seinem letzten Besuch 2018 - zum Keferloher Montag bei Grasbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Drei Mal war Markus Söder schon beim Keferloher Montag, Anfang September kommt er zum vierten Mal zu dem Bier- und Bauernfest im Münchner Osten. Das hat natürlich nichts mit Politik und dem Landtagswahlkampf zu tun, sagen die Veranstalter. Wer's glaubt.

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Mitte August sind alle Bayern, körperlich oder zumindest gedanklich, im Urlaub. Nicht so eine Reihe mittelalter und älterer Männer aus Grasbrunn und Umgebung. Denn während die Sommerferien ihrem Scheitelpunkt zusteuern, laufen die Freunde des Keferloher Montags, wie sie sich nennen, zur Hochform auf. Schließlich müssen sie das traditionsreiche Bierfest vorbereiten, das mal ein reines Landwirtschaftsfest war und immer am ersten Montag im September in dem kleinen Weiler Keferloh bei Grasbrunn stattfindet - daher der Name. Und dieses Jahr ist dies eine ganz besondere Herausforderung, kommt doch zur Neuauflage am 4. September als Gastredner kein Geringerer als der leibhaftige Ministerpräsident.

Das habe freilich nichts mit dem Landtagswahlkampf und Politik zu tun, wie die Veranstalter bei der Vorstellung des Programms mehrfach versichern. "Wir sind kein politischer Verein", das sagen so und so ähnlich die sieben Männer am langgezogenen Holztisch im Biergarten der Gaststätte Gut Keferloh ein ums andere Mal: Hannes Bußjäger, der Vorsitzende der insgesamt 21 Freunde - so viele ausgewählte Mitglieder zählt der Verein aktuell - Albert Ostler junior, sein Stellvertreter, Carl Trautmann, der Schriftführer, der Veterinär Thomas Grupp und Kreisbauernobmann Anton Stürzer sowie die unvermeidbaren Hans Loidl und Klaus Rieger.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Markus Söder sei eben "unser Ministerpräsident" und deshalb halte er heuer die Rede auf dem Keferloher Montag, sagen die sieben, und aus wessen Mund es genau kommt, ist egal, weil sie alle durcheinander reden und doch dasselbe sagen. Dass sie Söder, der bekanntlich in Angesicht der Wahl am 8. Oktober seit Monaten kein Bierzelt auslässt, nicht lange haben bitten müssen, bestreiten die Vorstandsmitglieder des selbsternannten unpolitischen Vereins indes nicht. "Der Drang des Ministerpräsidenten zu kommen, war schon groß", bestätigt Vorstand Bußjäger. Auch wenn Söder am Vormittag noch schnell die vermutlich gleiche Rede auf dem Gillamoos halten muss. Bußjäger selbst ist übrigens - auch das gehört zur ganzen Wahrheit - politisch bei den Freien Wählern beheimatet.

Auch nicht dementiert wird von der Herrenrunde, dass man gar nicht erst einen anderen Redner in Betracht gezogen hat. Süffisant merkt nur einer der Organisatoren an: "Wenn der Hofreiter Ministerpräsident wäre, würden wir selbstverständlich auch ihn einladen." Das sagt sich freilich leicht, wenn man weiß, dass dieser Fall nie eintreten wird. Und so wird es halt, wie in den vielen Jahren zuvor, nicht nur wieder ein CSU-Politiker sein, der das Rednerpult erklimmt, sondern der Oberste von ihnen noch dazu.

Erst Corona, dann kein Personal - dreimal ist das Fest zuletzt ausgefallen

2018 war Söder zuletzt in dem Nest im Osten von München - zufällig ebenso ein Wahljahr - davor auch schon mal nur als Finanzminister und als Umweltminister (ja, auch das war er mal). Dazwischen haben andere wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die Stellung halten müssen. Tatsächlich ist dieses Hochfest der Landwirte und Bierzeltredner die vergangenen drei Jahre aber ausgefallen: Zweimal lag das an Corona, voriges Jahr dann bekam der Festwirt nicht mehr rechtzeitig genügend Personal zusammen - das schon geplante Fest musste wieder abgeblasen werden.

Umso größer ist die Erwartungshaltung heuer - gerade auch bei den Organisatoren. Dass etwa das Zelt, das wieder der Münchner Oktoberfestwirt Lorenz Stiftl betreibt, mit seinen 1200 bis 1500 Plätzen voll wird und dass die Presse doch lieber über die Tradition und die Historie des Festes schreiben solle, das immerhin bis ins Jahr 955 zurückreicht, mal der bedeutendste Viehmarkt in Bayern war und der Vorläufer des Münchner Oktoberfests - was hiermit geschehen ist.

Drei Mal war Markus Söder bereits in Keferloh: zuletzt 2018 schon als Ministerpräsident in nachdenklicher Pose... (Foto: Claus Schunk)
Davor humoristisch noch als Finanzminister im Jahr 2016.... (Foto: Claus Schunk)
Und das erste Mal - mit dem traditionellen Keferloher Strohhut - 2012 als Umweltminister. (Foto: Claus Schunk)

Tatsache ist aber eben auch, dass der Keferloher Montag jenseits von Wettpflügen und Bullenschätzen eben immer doch eine politische Veranstaltung ist und ein Schaulaufen politischer Zug- und Leittiere. Seehofer und Stoiber waren da, natürlich ebenfalls als Ministerpräsidenten, und Karl-Theodor zu Guttenberg als eher fachfremder Verteidigungsminister und sogar Angela Merkel sowie der vergessene Roland Koch - also irgendwie immer Unionspolitiker. Politische Einseitigkeit wollen sich die Freunde des Keferloher Montags trotzdem nicht nachsagen lassen. Die Genannten seien nun mal eben alle "Verantwortungsträger" und die "Bauern zu 90 Prozent schwarz".

Die sieben weißen Männer räumen aber auch ein, dass es ihnen bei der Auswahl des Redners - im Sinne des Festwirts - natürlich darum gehe, das Bierzelt vollzubekommen. Das wäre ihnen, wie sie selbst sagen, vermutlich auch mit Robert Habeck oder Annalena Baerbock gelungen oder Cem Özdemir, als Bundeslandwirtschaftsminister auch ein nahe liegender Gast. "Wir wollen aber kein Pfeifkonzert wie im Chiemgau", begründet Albert Ostler die Entscheidung gegen die drei Genannten - eine Anspielung auf Özdemirs Auftritt vor wenigen Tagen in Chieming, der nur verspätet und unter verstärktem Polizeischutz möglich war.

Hubert Aiwanger kommt auch, nur einen Tag früher

Voll wäre das Zelt aber sicher auch mit Hubert Aiwanger. Und der kommt tatsächlich nach Keferloh. Der Wirtschaftsminister, der fachlich, aber auch rhetorisch gesehen nicht ganz ungeeignet als Haupt-Act wäre, spricht sozusagen als Vorgruppe schon am Sonntag im selbigen Bierzelt, das ja nun schon mal steht. Das habe aber nichts mit dem eigentlichen Keferloher Montag zu tun, betonen dessen Freunde, dieser sei alleine auf den Montag beschränkt, weshalb eben Auftritte von nach hiesiger Lesart offenbar Nicht-Verantwortungsträgern wie einem Olaf Scholz oder Christian Ude allesamt an Vorjahresvortagen stattfanden und bitte auf keinen Fall mit dem eigentlichen Fest in Verbindung zu bringen seien.

Wie auch immer: Es wird am 3. und 4. September spannend sein zu erleben, wer beim Publikum mehr Zuspruch erfährt: Söder oder Aiwanger? In Erding, bei jener Anti-Habeck-Heizungshammer-Demo, war das eindeutig der Freie-Wähler-Chef, während der CSU-Landesvater ausgepfiffen wurde.

"Da wurden mehrere ausgebuht", sagt Ostler, der im übrigen findet: "Erding war gut." Mal sehen, was er am Nachmittag des 4. September sagen wird.

Der Keferloher Montag beginnt am 4. September um 9 Uhr mit einem historischen Pflügen. Weiter im Programm: ein Ochsenschätzen, eine Greifvogelschau und ein Markt mit regionalen Produkten. Um 14 Uhr wird Ministerpräsident Markus Söder im Festzelt erwartet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Vergessene Orte im Münchner Umland
:Herabgestiegen vom Olymp

Auf der Regattaanlage bei Oberschleißheim finden immer noch Ruder- und Kanuwettbewerbe statt. Doch die große Tribüne verfällt. In den Räumen darunter scheint die Zeit nach den Sommerspielen von 1972 stehen geblieben zu sein.

Von Bernhard Lohr und Alessandra Schellnegger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: