Pullacher CSU:JU erklärt Andreas Most zur unerwünschten Person

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Andreas Most hat in Pullach inzwischen eine eigene Gemeinderatsfraktion gegründet. (Foto: Claus Schunk)

Der Parteinachwuchs hat den Wechsel des einstigen Fraktionschefs in den Ortsverband Neuried verhindert, damit er nicht mehr im Namen der CSU Politik betreiben kann.

Von Michael Morosow, Pullach

Als die Christsozialen vor circa 15 Jahren ihre Satzung dahingehend änderten, dass für den Ortsverbandswechsel eines Mitglieds nunmehr sowohl der abgebende als auch der aufnehmende Ortsverband sein Einverständnis geben muss, reagierte die Partei auf die Münchner CSU-Affäre, in deren Mittelpunkt Mitgliederschleusungen und Stimmenkauf standen. Dass mit diesem Vetorecht in Ungnade gefallene Parteimitglieder für immer aus dem Verkehr gezogen werden können, hatte damals wohl niemand auf dem Schirm.

Genau zu diesem Zweck aber hat offenbar der CSU-Ortsverband Pullach dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, Andreas Most, die Freigabe für einen Wechsel in den Ortsverband Neuried verweigert, der ihn gerne aufgenommen hätte. In einer Pressemitteilung vom Montag hat die Junge Union Pullach jetzt unter dem Titel "Ehemaliges Vorstandsmitglied auf Abwegen" unverhohlen das Motiv ihrer Verweigerungshaltung erklärt: "Der Grund, warum wir uns als Junge Union dafür eingesetzt haben, einen Wechsel Herrn Dr. Mosts nach Neuried nicht zu befürworten, liegt auf der Hand. Wir würden es nicht gutheißen, wenn Herr Dr. Most weiterhin im Namen der CSU Politik betreibt; unabhängig davon in welchem Ortsverband er Mitglied ist."

In dem von ihrem Ortsvorsitzenden Florian Leeb unterzeichneten Schreiben gesteht die Junge Union Pullach also ohne große Umschweife ein, dass sie Andreas Most für alle Zukunft den Weg zu einem Ortsverband verbauen wollte. Der CSU-Kreisvorsitzende Florian Hahn wollte diesen Vorgang nicht kommentieren. Die offenen Worte der Jungen Union überraschen insofern, als Christine Eisenmann, Mosts Nachfolgerin als Fraktionsvorsitzende, noch vor wenigen Tagen mit dem Hinweis darauf, dass die Entscheidung gegen Mosts Wechselwunsch in nichtöffentlicher Sitzung getroffen worden sei, eine Stellungnahme zu den Gründen verweigert hatte und auch von der Spitze des CSU-Ortsverbands Pullach bislang keine Angaben dazu gemacht worden waren. Die JU habe bisher bewusst zum Fall Most geschwiegen, heißt es jetzt, doch wiederholte Falschbehauptungen wolle sie nicht mehr stehen lassen und habe sich entschieden, für mehr Klarheit zu sorgen.

Bekanntlich ist Most im Februar bei Neuwahlen im Ortsverband seiner Meinung nach abserviert worden, das Zerwürfnis zwischen ihm und der Verbandsspitze dauert bis heute an. Inzwischen haben er und die komplett aus der CSU ausgetretene Caroline Voit die Fraktion "Pullach Plus" gegründet. Most will Parteimitglied bleiben, mit seinem eigenen Ortsverband aber nichts mehr zu tun haben. Dass dies auf Gegenseitigkeit beruht, damit hält zumindest die JU nicht hinter dem Berg: Ein autoritärer und machtbewusster Politiker sei Most. Kollegen im Vorstand habe er Geheimnisverrat unterstellt, weil diese nicht alle Kontakte zu der von der CSU abgespaltenen WIP-Fraktion abgebrochen hätten, und andere Parteien der bürgerlichen Mitte im Gemeinderat habe er als "AfD 2.0" bezeichnet, heißt es in der Pressemitteilung der JU.

© SZ vom 12.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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