Lokalpolitik:Gefangen in der CSU

Lokalpolitik: Andreas Most würde gerne CSU-Mitglied bleiben, aber nicht dem Pullacher Ortsverband angehören.

Andreas Most würde gerne CSU-Mitglied bleiben, aber nicht dem Pullacher Ortsverband angehören.

(Foto: Claus Schunk)

Das einstige Aushängeschild Andreas Most hat sich mit dem Ortsverband überworfen, doch der lässt ihn nicht nach Neuried wechseln

Von Michael Morosow, Pullach

Das Tischtuch zwischen dem Pullacher Ortsverband der CSU und ihrem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Andreas Most ist schon seit längerer Zeit zerschnitten. Der Ortsverband zog im Februar dieses Jahres die Konsequenz aus dem Zerwürfnis seines einstigen Zugpferdes vor allem mit der schließlich gescheiterten Bürgermeisterkandidatin Christine Eisenmann und servierte ihn bei den Neuwahlen deutlich ab. Inzwischen hat Most, der auch Zweiter Bürgermeister in Pullach ist, die Gemeinderatsfraktion verlassen und zusammen mit Caroline Voit, die ebenfalls der örtlichen CSU den Rücken zukehrte, die Fraktion "Pullach Plus" gegründet.

Von einer Entspannung der Situation kann dennoch nicht die Rede sein. Der selbe Ortsverband, der ihn kaltstellte, will ihn jetzt nicht ziehen lassen, lehnte sein Austrittsgesuch ab und auch das von Nachrücker Benno Schroeder. Damit verhinderten die alten Weggefährten der beiden deren geplanten Wechsel zum CSU-Ortsverband Neuried. Auf die Frage nach den Gründen verweigerte Christine Eisenmann eine Stellungnahme mit dem Hinweis, dass die Entscheidung in nichtöffentlicher Sitzung getroffen worden sei.

Andreas Most steht nun vor einem Problem. Nach mehr als 50 Jahren aus der Partei austreten, das will er nach wie vor nicht. Er sehe keine Veranlassung, den CSU-Kreisvorsitzenden Florian Hahn und Landrat Christoph Göbel, die er beide sehr schätze, die Rote Karte zu zeigen, hatte Most schon im April in einem SZ-Interview gesagt. "Ich will weiter Mitglied der Partei sein, doch der Ortsverband Pullach will mich nicht haben, will mich aber auch nicht gehen lassen", beschreibt Most heute sein Dilemma.

Bei der Suche nach einem Ausweg hatten er und Benno Schroeder auf die Hilfe von Florian Hahn gehofft, doch der CSU-Kreisvorsitzende sieht sich dazu nicht in der Lage. Nach einer vor Jahren verabschiedete Satzungsänderung der Christsozialen gebe es die restriktive Regel, dass ein Wechsel des Ortsvereins nur noch dann möglich ist, wenn sowohl der aufnehmende als auch der abgebende Ortsverein ihr Einverständnis geben.

Die Satzungsänderung war eine Reaktion auf die Münchner CSU-Affäre, die Anfang 2003 vom Münchner Bezirksverband der CSU ausging und deren landespolitische Auswirkungen in Bayern bis zum Frühjahr 2007 andauerten und schließlich die Bezirksvorsitzende Monika Hohlmeier zum Rücktritt zwangen. Damals war es zu Mitgliederschleusungen von Ortsverband zu Ortsverband sowie Mitglieder- und Stimmenkauf in der Münchner CSU gekommen, deren Ziel es war, parteiinterne Wahlen der Münchner CSU zu beeinflussen, um an Parteiposten und politische Ämter zu gelangen.

Wenn nun der abgebende Pullacher CSU-Ortsverband sage, "das machen wir nicht", dann könne der Kreisverband nichts dagegen tun, sagt Hahn am Dienstag. "Er muss jetzt wissen, was er möchte." Das weiß Andreas Most auch, doch die CSU-Satzung steht dem Wechselwunsch von ihm und Benno Schroeder im Weg. Vom Neurieder Ortsverband hätten er und Schroeder sehr schnell eine Antwort erhalten. "Wir nehmen Sie gerne", hätten die Neurieder nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung beiden mitgeteilt. Und zwar bereits wenige Tage nach ihrer Anfrage im Februar, während vom Pullacher Ortsverband erst Ende Juli eine Absage per Mail eingetroffen sei, also deutlich nach Ablauf der geltenden Dreimonatsfrist. Das aber bestreitet Christine Eisenmann vehement. "Wir haben viel früher geantwortet", sagt sie.

Wie dem auch sei, Andreas Most und Benno Schroeder würden jetzt gerne eine neue politische Heimat als CSU-Mitglieder bekommen. Aus der CSU ganz austreten und bald darauf wieder eintreten? Diese Variante bringe gar nichts, sagt Most. Beim Wiedereintritt in die CSU würden er und Schroeder automatisch wieder dem Ortsverband ihres Wohnortes angehören. "Ich müsste meinen Wohnsitz wechseln, aber das habe ich nicht vor", sagte Most. Der Ortsverbandsvorsitzende der Pullacher CSU, Hans Ehm, war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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