Glaube:Wanderer zwischen den Welten

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"Das Schöne an meiner Rolle als Springer ist, dass einem die Menschen mit viel Freude und Dankbarkeit begegnen", sagt Pfarrer Martin Decker. (Foto: privat)

Martin Decker studierte evangelische Theologie, konvertierte zum Katholizismus und arbeitete als Theaterregisseur. Dann wurde er doch protestantischer Pfarrer und übernimmt nun als Springer eine Stelle in Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Wenn an diesem Sonntag der neue Pfarrer der evangelischen Kirche in Höhenkirchen vorgestellt wird, dann dürfte dieser für einige Gottesdienstbesucher ein bekanntes Gesicht sein - jedoch aus einem anderen Kontext. Denn Martin Decker ist im Landkreis München bislang eher als Theatermensch bekannt: Der 53-Jährige ist Regisseur des Ensembles Südspiel aus Neubiberg, ein im Herbst 2019 gegründeter Verein, der mit seinen Produktionen unter professioneller Leitung bereits für einiges Aufsehen gesorgt hat.

Im Hauptberuf jedoch steht Martin Decker nicht auf der Bühne, sondern am Altar - und das im nächsten halben Jahr in der Kreuz-Christi-Kirche, deren Sprengel sich auch auf die Gemeinden Aying, Brunnthal, die Luitpoldsiedlung in Hohenbrunn sowie Egmating und Oberpframmern erstreckt. Dort vertritt der Neuling als Springer im Prodekanat München-Südost die seit Längerem erkrankte Pfarrerin Katharina Heunemann, und zwar im Umfang einer halben Stelle. Die andere Hälfte seiner Arbeit verrichtet Decker in der Lätare-Gemeinde in München-Neuperlach, wo er seit November ebenfalls als Aushilfskraft tätig ist.

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"Das Schöne an meiner Rolle als Springer ist, dass einem die Menschen mit viel Freude und Dankbarkeit begegnen", sagt der gebürtige Berliner, der seit vielen Jahren in München lebt. Als Stadtkind sei er außerdem gespannt auf die Arbeit in einer ländlich geprägten Gemeinde wie Höhenkirchen-Siegertsbrunn. "Im Vergleich zu meinen vorherigen Stationen ist die Kreuz-Christi-Kirche ein kleines Haus. Aber ich staune, wie viel Leben hier herrscht - und wie viele Menschen hier zusammenkommen."

Dieses Leben in der Kirchengemeinde soll Martin Decker in seiner Rolle als Aushilfspfarrer bereichern. So werde ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf der Seniorenarbeit sowie der Seelsorge in den Seniorenzentren liegen, sagt er. Darüber hinaus wird der 53-Jährige aber auch Gottesdienste halten und für Taufen und Beerdigungen zur Verfügung stehen.

Befristete Wirkungsstätte: Nur für ein halbes Jahr wird Martin Decker an der Heilig-Kreuz-Kirche in Höhenkirchen bleiben. (Foto: Sebastian Gabriel)

In den Gesprächen mit den Gemeindemitgliedern wird es sicher auch um das bisherige Leben des neuen Pfarrers gehen, denn das wartet mit einigen erstaunlichen Wendungen auf. So studierte Martin Decker zunächst evangelische Theologie, ehe er zum Katholizismus konvertierte und ein zweites Examen ablegte. In der Folge machte er jedoch sein Hobby zum Beruf und arbeitete als Schauspieler, Regisseur und schließlich als Dozent an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München, wo er den Studiengang Musical mit aufbaute.

Vor gut zehn Jahren wandte sich Martin Decker dann wieder der Kirche zu, wurde katholischer Pastoralreferent und war in der Seelsorge tätig. Und 2023 kehrte er schließlich wieder zur evangelischen Kirche zurück. Oder wie er selbst es formuliert: "Das war mein protestantisches Heimkommen." So wurde Decker im vergangenen März von Regionalbischof Christian Kopp zum Pfarrer ordiniert - "mit dreißigjähriger Verspätung", wie er lachend sagt.

Die erste Predigt hält Decker am Sonntag

In der Folge half Martin Decker zunächst acht Monate lang in der Kirchengemeinde St. Johannes in Haidhausen aus - seine erste Station als Pfarrer überhaupt. Nun ist er also sowohl in Neuperlach als auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn tätig, und so sehr ihn seine Aufgaben dort auch reizen: Mittelfristig, das stellt Decker klar, wolle er nicht mehr als Springer aushelfen, sondern fest eine eigene Gemeinde übernehmen. Auch deshalb sei die Tätigkeit in der Kreuz-Christi-Kirche auf circa ein halbes Jahr beschränkt. Wie lange er den dortigen Pfarrer Thomas Lotz genau unterstützen wird, ist aktuell noch ungewiss.

Zunächst einmal geht es nun aber darum, dass sich der neue Pfarrer seiner Gemeinde vorstellt: Beim 10-Uhr-Gottesdienst an diesem Sonntag wird Martin Decker bereits seine erste Predigt in Höhenkirchen halten. Im Anschluss besteht für die Gemeindemitglieder die Möglichkeit, beim Kirchenkaffee mit ihm ins Gespräch zu kommen.

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