Grünwald trauert um verunglückte Familie:"Sie waren überall dabei"

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Stille in der Vogelsangstraße in Grünwald, wo die vierköpfige Familie lebte, die vergangene Woche bei einem Flugzeugabsturz in Namibia ums Leben gekommen ist. (Foto: Sebastian Gabriel)

Freunde und Wegbegleiter erinnern sich schmerzlich an die bei einem Flugzeugabsturz in Namibia ums Leben gekommene Familie. Das Ehepaar und seine beiden Töchter waren in dem Münchner Vorort sehr engagiert.

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Liebe Connie, lieber Thomas, liebe Alicia, liebe Paulina, ein schreckliches Unglück hat euer Leben beendet. Wir alle kannten uns so lange, waren vertraut miteinander, privat, beruflich und im Ehrenamt. Wir alle, die wir in unserer Kirchengemeinde aktiv und engagiert sind, und die, die uns begleiten, vermissen euch so sehr. Connie, dein herzliches und fröhliches Lachen, dein Temperament und deine Leidenschaft fehlen uns." Dieser Brief an die bei einem Flugzeugunglück in Namibia am 30. August ums Leben gekommene Grünwalder Familie steht auf der Homepage der evangelischen Thomasgemeinde. Viele Jahre war die Mutter dort im Kirchenvorstand tätig.

Nach dem ersten Schock sind viele Freunde und Angehörige in Grünwald immer noch sprachlos. Nachbarn in der Vogelsangstraße, wo die Familie zu Hause war, haben sie als sehr kontaktfreudig erlebt. Es gab regelmäßige Grilltreffs im Garten der Familie und ein jährliches Sommerfest in der Straße, das sie mit organisierten. Jetzt weiß man nicht, was man sagen soll.

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Auch Pfarrer Christian Stalter, der den herzlichen Brief mit dem mutmachenden Bibelvers "Selig sind die Trauernden, sie sollen getröstet werden" am Schluss geschrieben hat, ringt nach Worten. "Ich bin immer noch ganz erschüttert", sagt er am Montag. In der Kirchengemeinde seien alle fassungslos. Mehr könne er im Moment nicht sagen.

Tiefe Trauer herrscht in der evangelischen Thomasgemeinde, wo die Mutter aktiv war. (Foto: Sebastian Gabriel)

"Unsere tiefe, von Herzen kommende Anteilnahme gilt den Angehörigen und Freunden der Verstorbenen", hatte der Kirchenmann vergangene Woche unmittelbar nach dem Unglück formuliert. Schon am Mittwochabend, einen Tag nach dem Flugzeugabsturz, hatte es eine spontane kleine Gedenkandacht in der Thomaskirche gegeben. Ein Gedenkgottesdienst soll folgen, aber "frühestens am Mittwoch" wird man laut Pfarrer Stalter erfahren, was die Angehörigen der vierköpfigen Familie für Vorstellungen habe.

"Es ist so schrecklich, dass mir die passenden Worte fehlen"

Eine der besten Freundinnen der älteren Tochter erfuhr von dem Flugzeugabsturz ausgerechnet nach der Beerdigung ihrer eigenen Urgroßmutter. "Sie ist psychisch sehr mitgenommen", sagt ihr Vater. Beide waren Kommilitoninnen an der Universität Regensburg.

Die Grünwalder Grünen-Gemeinderätin Ingrid Reinhart wiederum erreichte die traurige Nachricht im Frankreich-Urlaub. Sie kannte die Mutter über ihre gemeinsame ehrenamtliche Arbeit bei der evangelischen Thomasgemeinde und der Nachbarschaftshilfe. "Sie war eine ausgesprochen herzliche und sehr engagierte Mitbürgerin, in deren Nähe man sich wohl fühlte und mit der man angeregt plaudern konnte", sagt Reinhart und ist auch Tage danach noch fassungslos: "Innerhalb weniger Sekunden wird eine ganze Familie ausgelöscht. Es ist so schrecklich, dass mir die passenden Worte fehlen." Eine angemessene Trauerfeier, um sich von der Familie verabschieden zu können, sei ihr "ein großes Anliegen".

Mit den Klassenkameraden am Gymnasium soll gleich zu Beginn des Schuljahres gesprochen werden

Fehlen wird Vater Thomas seinen Kollegen von der Unternehmensberatung Kearney. "Wir betrauern einen Freund, Kollegen und Partner und seine Familie", sagt Can Erdal, der Sprecher der Firma in München.

Tiefe Betroffenheit auch am Gymnasium Grünwald, das die jüngere Tochter besucht hat. "Die Nachricht vom Tod der Familie hat uns als Schulgemeinschaft zutiefst bestürzt", sagt Direktorin Birgit Korda. Schüler, Lehrer und Eltern seien noch Ende der Woche intern über den Unfall informiert, den Angehörigen, so Korda, "unser tiefes Mitgefühl ausgesprochen" worden. Gleich am Anfang des neuen Schuljahres soll es ein Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern von Paulinas Klasse geben.

Die Musikschule Grünwald wird die Familie ebenfalls sehr vermissen. Die Mutter war seit 2016 im Vorstand, nahm selbst auch Klavierunterricht. Auch die Töchter Alicia und Paulina waren langjährige, begabte Musikschülerinnen. Alicia hatte hier ebenfalls Klavierunterricht, Paulina spielte Block- und Querflöte. "Sie waren überall dabei", erinnert sich Schulleiter Markus Lentz, ob bei Konzerten, Jugend musiziert oder bei Festen als Helferinnen.

"Emotional muss jeder das dann selbst mit sich ausmachen"

Jetzt schaue man sich Fotos von den letzten Ereignissen an und lasse vieles Revue passieren. "Emotional muss jeder das dann selbst mit sich ausmachen", sagt Lentz. Wenn es von der Familie gewünscht werde, werde man sich als Musikschule selbstverständlich an einer Gedenkfeier beteiligen, um Abschied zu nehmen. Am Dienstag will die Schule auf ihrer Homepage ( www.musikschule-gruenwald.de) einen Nachruf veröffentlichen.

Schweigen derweilen bei der Gemeinde Grünwald: "Nach Rücksprache mit Herrn Zweiten Bürgermeister Weidenbach wird die Gemeinde Grünwald aus Gründen der Pietät zum momentanen Zeitpunkt weder eine Stellungnahme noch ein Statement abgeben", teilt Hauptamtsleiter Tobias Dietz aus dem Rathaus auf Anfrage mit. Wann Freunde, Nachbarn und Angehörige Abschied von den vier Verunglückten nehmen, ist noch unklar. Fest steht, dass die Familie in einem Urnengrab auf dem Grünwalder Friedhof beigesetzt werden soll.

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