Energiesparen:Gedämmt und abgedichtet

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Besuch auf der Baustelle: Markus Breg und Peter Kleßinger von der Rathausverwaltung mit Bürgermeister Jan Neusiedl und Architekt Peter Völkner (von links). (Foto: Claus Schunk)

Grünwald treibt die energetische Sanierung von Gemeindebauten voran. Davon profitieren auch die Mieter eines Hauses am Hirtenweg, das die Kommune vor zehn Jahren erworben hat.

Von Simon Haslauer, Grünwald

Jan Neusiedl ist sichtlich stolz auf die sanierten Gemeindegebäude. "Jetzt bin ich 21 Jahre Bürgermeister", sagt der Grünwalder CSU-Kommunalpolitiker. "Seitdem arbeiten wir kontinuierlich für die energetische Sanierung." Das sei nicht immer leicht gewesen. Anfangs hätten sich sogar einige über "hinausgeworfenes Geld" beschwert.

Das neueste Sanierungsprojekt der Gemeinde liegt am Hirtenweg. Das Haus mit zehn Parteien ist seit 2013 in Gemeindebesitz, die Bewohner sind unter anderem Mitarbeiter der Gemeinde, Ehrenamtliche aus den Grünwalder Vereinen und Bestandsmieter, die zum Zeitpunkt des Kaufs bereits darin lebten. Im Juli 2021 wurde die Sanierung im Gemeinderat beschlossen, im November desselben Jahres dann die Anbringung einer Photovoltaik-Anlage.

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"Das Gebäude wurde ringsum gedämmt", erzählt der verantwortliche Architekt Peter Völkner. Neben der Fassade wurden die oberste Geschossdecke und die Kellerdecke mit einer zwölf Zentimeter dicken Dämmung versehen. Die Maßnahmen sollen bei durchschnittlichem Benutzerverhalten etwa 20 bis 30 Prozent Energieeinsparung bringen. Dadurch soll sich das Projekt in 15 bis 20 Jahren amortisiert haben, wie Völkner sagt. Ihren Nutzen entfalten soll die Sanierung natürlich länger: "Das Ganze hält wieder für 30, 40 Jahre - mindestens."

Neben der Dämmung wurden auch alle Fenster des Hauses ausgetauscht und durch solche mit dreifach verglasten Scheiben ersetzt. An der Nordseite, zur Straße und zur Tiefgarage hin, wurden schalldichte Fenster eingesetzt. "Man hat davor alles gehört", sagt Peter Kleßinger, Sachgebietsleiter für Bautechnik in der Gemeinde Grünwald. "Jetzt ist das ganz anders." Zusätzlich wurde eine Lüftung in die Sanitärbereiche der Wohnung eingebaut, die Holzbalkone am Haus wurden erneuert und die Außenanlagen verschönert. Neue Rollladen sollen im Winter vor Kälte und im Sommer vor Sonneneinstrahlung schützen, wie Völkner erklärt.

Auf dem Dach des Wohnhauses thront jetzt auch die im November 2021 beschlossene Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 17 Kilowatt Peak. Der gewonnene Strom wird wie der von den Anlagen der umliegenden Häuser in Gemeindebesitz genutzt, um die Tiefgarage nebenan zu versorgen. "Die hat einen relativ hohen Verbrauch, weil wir die Dauerbeleuchtung brauchen. Da hat sich das angeboten", sagt Markus Breg, in der Gemeinde zuständig für Gebäudeerhalt. Neben dem Licht werden durch den Photovoltaik-Strom die Belüftung sowie Elektroauto-Ladesäulen in der Tiefgarage versorgt. Die Kosten für die Anbringung der PV-Anlage und die Sanierung des Wohnhauses haben laut Gemeinde die veranschlagte Summe von etwa 1,1 Millionen Euro nicht überschritten.

Schwierigkeiten mit Lieferungen aus China haben das Photovoltaikprogramm verzögert

Doch für die Gemeinde soll bei weitem nicht Schluss sein. "Wir machen jetzt Schlag auf Schlag", verspricht Bürgermeister Neusiedl. Solarstromanlagen auf gemeindlichen Gebäuden wie dem Grünwalder Gymnasium und Bauhof sind schon beschlossen. "Da haben wir jetzt ein paar Millionen-Aufträge vergeben", sagt er. Wegen der Pandemie und Lieferschwierigkeiten aus China habe es längere Verzögerungen gegeben, aber "jetzt ist wieder genug Material da".

Auch in der Grünwalder Zeillerstraße, nur wenige Gehminuten vom Vorzeigeprojekt im Hirtenweg entfernt, wurden im Zuge der Dachsanierung eines anderen gemeindlichen Wohnhauses Photovoltaik-Module verlegt. Die Kamine des Hauses konnten abgenommen werden - seit mit Fernwärme geheizt wird, sind sie nicht mehr nötig. "Wir haben alle Gemeindebauten an das Geothermie-Netz angeschlossen", so Neusiedl. In der Zeillerstraße war es laut Markus Breg hilfreich, dass es so gut wie keine Dachfenster gab: "Da hatten wir eine gute Fläche für die Photovoltaik-Anlage."

"Die Gemeinde geht das wirklich sehr klug und konstant an", lobt Architekt Völkner. Für nachhaltiges Wohnen ist nach seiner Aussage nicht nur die Erzeugung von Solarstrom wichtig: "Bei der Energiespartechnik lässt sich viel machen."

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