Mobilität:2,7 Kilometer für die Verkehrswende

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Breiter als manche Kreisstraße: Schon Ende des Jahres sollen auf dem Schnellweg, von dem aktuell nur eine Kiestrasse zeugt, die ersten Radfahrer unterwegs sein. (Foto: Robert Haas)

Bei Garching beginnen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt des Radschnellwegs von München zum TU-Campus. Bis zur Fertigstellung dürfte es aber noch einige Jahre dauern.

Von Irmengard Gnau, Garching

Dass Bagger und Baumaschinen für Fahrradfahrer Gutes verheißen, ist eher selten. Die aktuelle Baustelle unweit der U-Bahn in Garching-Hochbrück aber soll den Radverkehr in der Region voranbringen - und zwar schnell: Am Dienstag nahmen der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) und Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) gemeinsam mit Vertretern des bayerischen Verkehrsministeriums und des Staatlichen Bauamts Freising den ersten Spatenstich für den ersten bayerischen Radschnellweg vor.

Vom Münchner Stadtzentrum aus soll dereinst eine 23 Kilometer lange, großzügig bemessene Trasse nach Norden in den Landkreis München führen: nach Garching und zum dortigen Universitätscampus. Sie soll Radlern ermöglichen, auf direktem Weg möglichst ohne viele Ampeln und Kreuzungen ihr Ziel zu erreichen; auch die Nachbarstadt Unterschleißheim soll angeschlossen werden.

Mit einem symbolischen Spatenstich haben am Dienstag die Bauarbeiten am ersten Teilstück des Radschnellwegs von Garching in die Landeshauptstadt begonnen. (Foto: Robert Haas)

Er habe schon Kreisstraßen gebaut, die nicht solch einen Durchmesser hatten, sagte Landrat Göbel am Dienstag angesichts der groß dimensionierten Furt, welche die Bagger des Bauunternehmens Richard Schulz freigeschoben haben. Mit einer Breite von mindestens vier Metern für den Radverkehr in beide Richtungen sowie einem 2,50 Meter breiten Fußgängerbereich ist der Radschnellweg tatsächlich kaum zu übersehen.

Um die Trassenführung hatte es deshalb in den vergangenen sieben Jahren heftige Diskussionen gegeben, wie Garchings Bürgermeister Gruchmann erinnerte. Die jetzige Routenführung sei "natürlich ein Kompromiss", was auch den vielen verschiedenen Beteiligten und berechtigten Interessen geschuldet sei. Er glaube aber, so Gruchmann, dass der fertige Weg von den Bürgern wie auch den zahlreichen Studierenden und Arbeitnehmern, die zwischen Garching und München pendeln, gut angenommen werde.

Büsche mussten entfernt und Zauneidechsen umgesiedelt werden

Die Landeshauptstadt München hat schon vorgelegt und vergangenen September den ersten, 500 Meter langen Bauabschnitt nördlich des Stachus eröffnet. Der Landkreis könnte aber der erste Bauherr werden, der ein fertiges Teilstück Radschnellweg präsentiert: Bis Ende 2023 sollen die gut 2,7 Kilometer in Garching in Betrieb gehen können. Der Radschnellweg wird an der Garchinger Ortsgrenze an den bestehenden Radweg entlang der Ingolstädter Landstraße, der Bundesstraße B 13, anschließen und dann entlang des Schleißheimer Kanals nach Osten führen, wo die Trasse nach Norden abbiegt und parallel zur U-Bahnlinie U6 verläuft. In der Nähe der Daimlerstraße im Gewerbegebiet Garching-Hochbrück stößt die Route auf einen bestehenden Radweg.

Auf diesem Teilstück gibt es für die Planung verhältnismäßig wenige kritische Punkte, da vor allem die bestehenden Kieswege ausgebaut werden. Dennoch war auch hier eine lange Vorarbeit nötig: Zauneidechsen mussten umgesiedelt und Büsche entfernt werden, die im Kanal lebenden Amphibien wurden mit Zäunen geschützt, zudem wird die bestehende Holzbrücke über den Kanal in den kommenden Monaten durch eine wesentlich breitere, stabilere Brücke aus Beton ersetzt.

Die Holzbrücke über dem Kanal wird durch eine breitere und stabilere Brücke aus Beton ersetzt. (Foto: Robert Haas)

Allein der Ausbau dieses Teilstücks wird voraussichtlich etwa 3,6 Millionen Euro kosten. Insgesamt rechnet der Landkreis München mit Kosten von mehr als 35 Millionen Euro für seine Teile des Radschnellwegs; auf Münchner Seite kommen noch einmal 13,4 Millionen Euro für gut neun Kilometer Ausbau hinzu; außerdem fehlen in der Rechnung noch die etwa sieben Kilometer Strecke entlang der Bundesstraße, für die das Staatliche Bauamt Freising zuständig ist. Für jene Abschnitte, die alle Bedingungen eines Radschnellwegs erfüllen, fördert der Bund 75 Prozent der Baukosten.

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Bis der erste Radschnellweg tatsächlich vollständig befahrbar sein wird, könnten allerdings noch weitere Jahre vergehen. Besonders der Abschnitt entlang der Bundesstraße B 13 birgt noch einige Probleme. Dort braucht es ein Planfeststellungsverfahren, das erfahrungsgemäß viele Monate in Anspruch nehmen kann. Eine der Hauptaufgaben dürfte es zudem sein, die für einen breiteren Radweg nötigen Flächenstücke entlang der B 13 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben beziehungsweise der Bundeswehr zu erwerben. Christian Mattmann, Bereichsleiter Straßenbau am Staatlichen Bauamt, versichert zumindest, der Radschnellweg genieße in seiner Behörde hohe Priorität.

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