Fußball:Ausnahmezustand im Sportpark

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Beim Drittligaderby gegen den TSV 1860 ist das Stadion der Spielvereinigung Unterhaching an diesem Mittwoch erstmals seit fast zwölf Jahren wieder ausverkauft. Die Polizei erwartet keine Ausschreitungen, ist aber gerüstet.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Der Präsident sieht sich und seinen Verein für den großen Ansturm gewappnet: "Wir sind vorbereitet, ich hoffe, dass das auch für die Mannschaft gilt", sagt Manfred Schwabl, der Klubchef der Spielvereinigung Unterhaching, vor dem Drittligaderby gegen den TSV 1860 München im Sportpark. Fast zwölf Jahre ist es her, dass im Stadion der Hachinger zuletzt sämtliche Plätze besetzt waren, auch damals ging es gegen Sechzig: Im Dezember 2006, damals spielten beide Klubs noch in der zweiten Liga, wurden die Löwen vor 15 000 Zuschauern mit 5:1 gedemütigt. Am Ende der Saison musste Haching dennoch absteigen, seither trafen die ersten Mannschaften der beiden Klubs nie wieder in einem Punktspiel aufeinander. Bis zu jener Partie, die an diesem Mittwoch um 19 Uhr angepfiffen wird.

Die ist schon alleine aufgrund des Zuschauerandrangs ein alles andere als gewöhnliches Spiel. Auch wenn Stefan Schraut, Leiter der Unterhachinger Polizeiinspektion, betont: "Im Prinzip ist es ein Spiel wie jedes andere. Nur, dass die Kiste diesmal halt richtig voll ist." Schraut ist darum bemüht, kein Öl ins Feuer zu gießen. Schließlich weiß auch er, wie es um die Rivalität der beiden Vereine bestellt ist.

Die Löwen mögen die Vorstädter schon deshalb nicht, weil sie ihnen zu gemeinsamen Bayernligazeiten in den Achtzigerjahren ein ums andere Mal ein Schnippchen geschlagen haben. Und umgekehrt geht die Abneigung so weit, dass die Beschimpfungen der "Giesinger" sogar dann durch den Sportpark schallen, wenn von denen weit und breit gar keiner zu sehen ist.

Der Leiter der Polizeiispektion Unterhaching, Stefan Schraut. (Foto: Claus Schunk)

"Die Ultras haben versprochen, dass es ruhig bleiben wird."

Schraut ist dennoch davon überzeugt, dass alles friedlich bleibt: "Wir haben Vorgespräche mit den Ultras beider Seiten geführt. Sie haben versprochen, dass es ruhig bleiben wird." Nach der vollständigen Sanierung und Freigabe der maroden Osttribüne werden am Mittwoch 14 200 Zuschauer im Stadion sein, die Sechziger-Anhänger dürften dabei deutlich in der Überzahl sein. Auch das beruhigt den Polizisten: "Für eine Auseinandersetzung braucht es einen Gegner", sagt er.

Man sei jedenfalls "ausreichend aufgestellt", um Ausschreitungen entgegenzuwirken, sagt Schraut, der keine exakte Zahl der vor Ort eingesetzten Beamten nennen will. "Nur soviel: Über die Einsatzzentrale könnten wir im Bedarfsfall sehr kurzfristig Verstärkung anfordern."

Von Seiten der Haching-Fans ist nicht viel zu erfahren. Sie würden sich auf alle Fälle am bundesweiten 20-minütigen Stimmungsboykott beteiligen, mit dem die Ultras aller Erst-, Zweit- und Drittligisten während der Spiele diese Woche auf die zunehmende Entfremdung des Fußballs von den Anhängern hinweisen wollen, lassen die Fanklubs wissen. Und dass es "die größte Choreografie seit langer Zeit in Unterhaching" geben werde. Mehr verraten die SpVgg-Sympathisanten nicht.

Um dieses eigens angefertigte Banner auf der Südtribüne auch sehen zu können, empfiehlt sich für die Zuschauer eine rechtzeitige Anreise, denn es muss mit einigermaßen chaotischen Verkehrsverhältnissen rund ums Stadion gerechnet werden. "In Unterhaching sind viele Zuschauer gewohnt, dass es ausreicht, wenn man eine Viertelstunde vor dem Spiel am Sportpark eintrifft. Das wird diesmal definitiv nicht genügen", sagt Polizei-Dienststellenleiter Schraut. Die Stadiontore werden bereits um 17 Uhr geöffnet, der Verein rät dazu, etwa eine Stunde vor Anpfiff da zu sein. Die Kartenhäuschen bleiben am Spieltag geschlossen, da es keine Tickets mehr gibt.

Polizei und Verein empfehlen dringend, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. Nach dem Spiel wird zwischenzeitlich bei der S-Bahn auf Zehn-Minuten-Takt umgestellt, zwischen den regulären Bahnen um 21.19 und 21.39 Uhr wird um 21.29 Uhr ein Verstärkerzug stadteinwärts eingesetzt. "Pro S-Bahn bekommen wir etwa 1000 Leute von hier weg", sagt Schraut.

30 Parkplatzanweiser im Einsatz

Um auch Platz für alle Autos zu schaffen, hat sich die SpVgg mit dem benachbarten Unternehmen Infineon darauf geeinigt, eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen auf dessen Gelände nutzen zu können. Auch auf dem Areal der Firma Phicomm nahe der Biberger Straße stehen Parkplätze zur Verfügung. Schon an den Autobahnausfahrten werden die Besucher des Spiels zu den Parkplätzen geleitet. "Wir setzen insgesamt über 30 Parkplatzanweiser ein", sagt SpVgg-Vizepräsident Peter Wagstyl, der sich um zahlreiche organisatorischen Belange rund um das Derby kümmert.

Auch darum, dass die Gastronomie rund ums Stadion reibungslos funktioniert. "Im Biergarten wird voller Betrieb sein, alles mit Selbstbedienung", sagt Wagstyl. Im Lokal habe man das Personal deutlich aufgestockt, außerdem gebe es an Süd- und Nordtribüne zusätzliche Ausschankstationen. "Wir werden viel viel Bier hier haben", sagt Präsident Schwabl. "Insofern ist es gar nicht so gut, dass die S-Bahnen so schnell hier wegfahren."

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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