Biotope:Was man kennt, das schützt man

Lesezeit: 3 min

Rote Nester weisen auf der Fröttmaninger Heide und der Panzerwiese auf die beginnende Brut- und Laichsaison hin. Kinder der Jugendgruppe des Landesbunds für Vogelschutz, des Riva-Nord-Ferienprogramms und der Bund-Naturschutz-Jugendgruppe aus Garching haben sie gebastelt, um Spaziergänger auf die bodenbrütenden seltenen Vogelarten in der Heide hinzuweisen, insbesondere die Feldlerche. (Foto: Riva Nord)

Beim "Heidetag" am 6. Mai sollen Spaziergänger lernen, wie wichtig der sorgsame Umgang mit der Natur in dem sensiblen Gebiet zwischen Fröttmaning und Garching ist - vor allem in der Brutzeit von Vögeln wie der Feldlerche.

Von Irmengard Gnau, Garching

Auf der Panzerwiese und in der Südlichen Fröttmaninger Heide im Norden von München beginnen die Blüten zu sprießen. Vögel brüten, und Amphibien suchen sich einen sicheren Ort zum Laichen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn das Naturschutzgebiet der Grasheiden ist auch ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. "Warum die Heide zu schützen ist, muss man den Leuten erst näher bringen", sagt Simone Schmidt. Gemeinsam mit Mitstreitern hat sie vor zwei Jahren eine Jugendgruppe des Bundes Naturschutz in Garching ins Leben gerufen. Seither ist Schmidt mit den Kindern und Jugendlichen regelmäßig in der Heide unterwegs.

Das Problem der Heide ist, dass sie für viele Augen eher unspektakulär aussieht. Sie ist kein buntes Paradies, kein Urwald, der auf den ersten Blick beeindruckt. Man muss genau hinschauen, um die Faszination des Magerrasens zu erkennen. Dabei leben hier Pflanzen und Tierarten, die es sonst kaum noch in der Region gibt, die Wechselkröte zum Beispiel, seltene Schmetterlingsarten, Libellen oder auch die Feldlerche. Deshalb sind die Südliche Fröttmaninger Heide, die Panzerwiese und die Heideflächen zwischen München, Oberschleißheim und Garching als "Natura-2000-Gebiet Heideflächen und Lohwälder nördlich von München" geschützt.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Tobias Meier ist seit Jahren für den Heideflächenverein als Gebietsbetreuer auf den Wiesen im Münchner Norden unterwegs. "Diese geschützten Kalkmagerrasen des Natura-2000-Gebietes sind ein Refugium für viele Pflanzen und Tierarten, auch solcher, die gefährdet sind, auszusterben", betont er. In der Vergangenheit gab es immer wieder Konflikte mit Spaziergängern, die gedankenlos quer durch die Heide schlendern oder ihre Hunde frei laufen lassen. Gerade in der Brut- und Laichsaison gefährdet es die Fortpflanzung vieler Arten nachhaltig, wenn neugierige Hundenasen etwa die Nester von Bodenbrütern wie der Feldlerche beschnuppern, Hasenjunge in ihren Mulden aufschrecken oder die in Wasserpfützen abgelegten Eier von Fröschen, Kröten und Molchen versehentlich so verwirbeln, dass sie absterben.

Die Stadt und der Landkreis München haben inzwischen ein Konzept für die Nutzung der Fröttmaninger Heide erstellt und unterscheiden vier Zonen, die einen unterschiedlich starken Schutzstatus genießen. Für Hunde gilt auf der gesamten Heidefläche grundsätzlich Leinenpflicht; von dieser können sich Hundebesitzer aber zum Teil befreien lassen, wenn sie nachweisen, dass ihr Hund auch ohne Leine gesichert in ihrem Einwirkungsbereich bleibt, also bei Fuß geht. So wollen die Behörden verhindern, dass es in dem Naturschutzgebiet zu ungewollten Hetzjagden auf Wildtiere kommt.

Das wichtigste Mittel, um ein Bewusstsein für die Bedeutung der Heideflächen zu schaffen, sei aber, die Mitmenschen direkt aufzuklären, ihnen die Heide und ihre Faszination vor Augen zu führen, sagt Simone Schmidt vom Jungen Bund Naturschutz aus Garching. Gelegenheit dazu besteht am Samstag, 6. Mai, beim "Heidetag": Zwischen 14 und 18 Uhr können Interessierte dabei die Grasheiden der Naturschutzgebiete Panzerwiese mit Hartelholz und Südliche Fröttmaninger Heide bei einem Spaziergang an vielen Aktions-Stationen näher kennenlernen.

Die Jugendgruppe des Bundes Naturschutz in Garching ist regelmäßig zum Aufräumen in der Fröttmaninger Heide beim gemeinsamen "Clean up". (Foto: JBN Garching)

Auch die drei Jugendgruppen aus Garching werden am Samstag mit mehreren Stationen vertreten sein. Mit selbst gebastelten Nestern wollen sie einerseits aufmerksam machen auf die derzeit brütenden Feldlerchen, deretwegen Spaziergänger auf den Wegen bleiben sollten. Außerdem geht es um das Thema Müll. "Eine Plastiktüte für Hundekot zum Beispiel braucht Jahre, bis sie sich zersetzt hat", sagt Schmidt. In einem Naturschutzgebiet wie der Heide hat sie nichts verloren, genauso wenig wie der Kot der Tiere. Außerdem zeigen die Jugendlichen Neugierigen, wie sie mit Becherlupen die Heide und ihre zahlreichen Bewohner näher erkunden können.

Die Jugendgruppe des Bundes Naturschutz in Garching gibt es seit 2021. Die Kinder und Jugendlichen entdecken die Natur und die Region, ob beim Waldspaziergang, Tipi bauen oder beim Konstruieren eines Solarofens in ihrem Bürgergarten. (Foto: JBN Garching)

An den weiteren Stationen lassen sich die Amphibien entdecken, die in den Tümpeln der Heide leben, es gibt Spiele und Informationen; Kinder können in der Umweltstation Heide-Haus malen, basteln und die Natur entdecken. Interessierte Erwachsene können zwischen 14 und 16 Uhr auch die weiter nördlich gelegene Garchinger Heide und ihre Pflanzenvielfalt bei einer Führung erkunden; dort beginnen gerade zum Beispiel Adonisröschen und Heideröschen zu blühen, wie auch die in Deutschland extrem seltene Finger-Küchenschelle.

Weitere Informationen zum Programm des Heidetags finden sich im Internet unter www.heideflaechenverein.de/service/termine.php . Die Umweltstation "Heide-Haus" befindet sich am Admiralbogen 77, unweit der U-Bahn-Haltestelle Fröttmaning. Für die Führungen durch die Garchinger Heide mit Thomas Weber kann man sich bei den Volkshochschulen in Eching oder Neufahrn anmelden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWelttag des Buches
:"In Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das Buch unschlagbar"

Planeggs stellvertretender Büchereileiter gibt dem gedruckten Wort noch eine lange Zukunft. Denn an die physische Präsenz eines Buches reichen digitale Medien nach Ansicht von Ralf Gabel nicht heran.

Interview von Rainer Rutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: