Grünwald:Ehemaliger FDP-Gemeinderat übernimmt CSU-Vorsitz

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Matthias Schröder war FDP-Gemeinderat und ist nun Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes in Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister Neusiedl gibt sein Parteiamt ab und übergibt an Matthias Schröder, der sich nach einem Nazivergleich mit den Liberalen überworfen hatte.

Von Michael Morosow, Grünwald

Die Ära von Jan Neusiedl an der Spitze des CSU-Ortsverbandes Grünwald ist nach 28 Jahren zu Ende gegangen. Bei der Ortshauptversammlung wählten die Mitglieder vergangene Woche einstimmig den von ihm selbst vorgeschlagenen ehemaligen FDP-Gemeinderat Matthias Schröder zu seinem Nachfolger. Der 52-jährige Neurochirurg war vor knapp drei Jahren wegen eines von ihm auf seiner Facebookseite geposteten Nazivergleichs in Streit mit den Grünwalder Liberalen geraten, nachdem diese sich wie auch der FDP-Kreisverband von seiner Aktion distanziert hatten. Daraufhin wechselte Schröder im Juli 2019 zur CSU.

Nein, er habe nicht vor, sich allmählich aus der Grünwalder Politik zurückzuziehen, sagte Neusiedl am Montag zur SZ. Aber alles habe seine Zeit und jetzt, nach 28 Jahren, habe sich für ihn die Frage gestellt, ob er die Verantwortung an der Spitze der Grünwalder CSU nicht in jüngere Hände legen sollte, sagte der 60-Jährige.

Dadurch sei das Personaltableau der Grünwalder CSU ein wenig breiter geworden, auch im Sinne einer Verzahnung von Ortsverband und Fraktion. Außerdem sei er ja weiterhin Teil des Vorstands, nachdem ihn die Versammlung zum Ehrenvorsitzenden gewählt habe. Und schließlich bleibe er ja Bürgermeister und Mitglied des Kreistages, er denke also mitnichten daran, sich zurückzuziehen

Die Zahl der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die gleichzeitig an der Spitze des Ortsverbandes ihrer Partei stehen, geht nach dem Wachwechsel in Grünwald weiter zurück. Nur noch der Ayinger Peter Wagner, der Brunnthaler Stefan Kern, der Oberschleißheimer Markus Böck, der Schäftlarner Christian Fürst (alle CSU), der Unterföhringer Andreas Kemmelmeyer (PWU) sowie Mindy Konwitschny (SPD), Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, haben im Landkreis München noch diese Doppelfunktion inne.

Nach fast drei Dekaden an der Führungsspitze der CSU Grünwald sei es an der Zeit, einen Generationenwechsel im Ortsverband einzuläuten, sagte Jan Neusiedl auf der Ortshauptversammlung und machte damit den Weg frei für das ehemalige FDP-Mitglied Matthias Schröder. Der Mediziner, der Mitglied der Kirchenverwaltung Maria Königin in Grünwald ist und sich in der Schauspielgruppe bei der Vereinigung der Freunde Grünwalds engagiert, hatte 2019 mit einem Post auf seinem Facebook-Profil für Aufsehen gesorgt und insbesondere seine damaligen Parteifreunde von der Grünwalder FDP gegen sich aufgebracht: "Die KJ wurde heute wieder zum Schulschwänzen indoktriniert! Ekelhaft, wie die Jugend zur politischen Meinungsbildung von Hofreiter und Konsorten missbraucht wird", schrieb er über ein Bild, auf dem eine Sequenz aus dem Film "Das Dorf der Verdammten" aus dem Jahr 1960 und der Schriftzug "Klimajugend" in der sogenannten Tannenberg-Schrift aus den Dreißigerjahren zu sehen war.

Der Schriftzug sowie das Kürzel "KJ" ( Klimajugend) erinnerten an die Hitlerjugend, hielten ihm Parteifreunde aus dem Orts- und Kreisverband damals vor und distanzierten sich ausdrücklich von Schröders Aktion. Dieser nahm den Post bald darauf von seiner Seite, verließ die Freidemokraten aber bald darauf in Richtung CSU. "Das war kein großes Thema in Grünwald", sagt Neusiedl, und sei auch bei der Mitgliederversammlung nicht angesprochen worden, zumal wegen Corona alles kurz gehalten worden sei.

Aus der CSU heißt es, der "dynamische Schröder" habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ihm sehr daran gelegen sei, den gesellschaftlichen Austausch etwa beim Fischessen am Aschermittwoch, dem Bürgerball oder lokalen Stammtischen wiederzubeleben, sofern es die Corona-Situation wieder zulasse. Neben den beiden bisherigen Stellvertreterinnen Sindy Loos und Annabella Wünsche steht Schröder zusätzlich der 28-jährige Gemeinderat Daniel Vorwerk als Stellvertreter zur Seite. Stephan Weidenbach als Schatzmeister und Gloria Westermeyer als Schriftführerin wurden in ihren Ämtern bestätigt. Den erstmalig geschaffenen Posten des Digitalbeauftragten bekam Enrico Hellwig-Nuhanović.

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