Kreis und quer:Rocketmen

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Bier und Bollerwagen - am Feiertag Christi Himmelfahrt tanken einige Männer gerne wieder voll. (Foto: Bodo Schackow/dpa)

Was Väter mit Jesus und anderen Himmelfahrtskommandos verbindet.

Kolumne von Udo Watter, Ottobrunn/Sauerlach

Ein Endzwanziger, der alle 33 Superhelden-Filme aus dem Marvel-Universum im Ottobrunner Kino gesehen hat, und ein gestandener katholischer Pfarrer aus dem Isartal haben vermutlich unterschiedliche Vorstellungen, wie Christi Himmelfahrt vonstattenging. Der eine dürfte sich Jesus als Raketenmann ausmalen, der vor knapp 2000 Jahren à la Ironman abgehoben und in ferne Galaxien entschwunden ist. Der andere geht davon aus, dass der Gottessohn geistig-symbolisch in die raum- und zeitübersteigende Welt Gottes eingegangen ist. Schließlich wollte Jesu wieder näher bei seinem Vater sein, nachdem es kurz zuvor noch leicht gekriselt hatte zwischen den beiden: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", hatte Jesus an Karfreitag gerufen.

Die sakral-psychologische Nähe zum im 19. Jahrhundert eingeführten Vatertag ist offensichtlich, wobei die traditionsbewussten Protagonisten dieses säkularen Feiertags oft gleich von allen guten Geistern verlassen sind: Sie tanken sich so voll, bis sie nirgendwo mehr hinfahren können, weder in den Himmel noch nach Hause. Vielleicht wäre es daher sinnvoll, sich mit Bier und Bollerwagen nicht allzu weit weg von daheim zu bewegen. Trinkfreudige Daddys aus Grasbrunn oder Haar könnten etwa bei ihren Ausflügen die nahe Landkreisgrenze überschreiten und in Vaterstetten Vatertag feiern. Falls sie es nicht mehr zurückschaffen, ist dann halt Vaterstetten die väterliche Lagerstätte.

Die größte Gemeinde des Nachbarlandkreises Ebersberg hat jüngst auch in anderer Hinsicht etwas abbekommen: Die Raketenbaufirma Isar Aero Space aus Ottobrunn verlegt ihren Sitz ins dortige Gewerbegebiet Parsdorf. Dort soll auch die Produktion von Trägerraketen massiv ausgebaut werden. Falls gewisse Superhelden mal Probleme mit ihren raketengetriebenen Rüstungen hätten, könnten sie sich hier Hilfe bei jungen Visionären holen. Das Isar-Valley, der Großraum München als IT- und Hochtechnologie-Standort, ist also weiter im Aufwind - auch wenn die ein oder andere Gemeinde im Landkreis München, wie Taufkirchen, in die Röhre schaut.

Deutlich mehr Aufwind hätte dagegen ein Segelflieger gebrauchen können, der vor einigen Tagen in einem freien Feld bei Sauerlach notlanden musste. Er wollte nach einem Flug im Süden von München wieder zu seinem Startflughafen nach Königsdorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zurücksegeln. Dies scheiterte aber offenbar wegen suboptimaler Thermik.

Falls Jesus damals in biblischen Zeiten entgegen der offiziellen Exegese doch konkret und leiblich gen Himmel gefahren ist, darf man davon ausgehen, dass der messianische Rocketman ebenfalls unverletzt angekommen ist. Wortwörtlich genommen hat es ihm seine Mutter ein paar Monate später übrigens nachgemacht. Maria Himmelfahrt hat freilich noch keine Jungfrauenbewegung dazu animiert, Mitte August auf Sauftour zu gehen.

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