Neues Sortierzentrum in Aschheim:Willkommen in der Post-Moderne

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Auf den Fließbändern in dem neuen, 16 000 Quadratmeter großen Sortierzentrum scannen Laser jede Sendung von sechs Seiten, um Größe und Gewicht, vor allem aber den Bestimmungsort zu erfassen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Mit der Eröffnung des zweiten DHL-Sortierzentrums wird Aschheim zum größten Paket-Standort des Konzerns in Deutschland. Wenn die neue Anlage auf Volllast läuft, können hier bis zu 72 000 Sendungen pro Stunde verarbeitet werden. Ein Besuch.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Mit einem Pfeifton setzt sich das Förderband in Bewegung, als die vier Ehrengäste den roten Buzzer drücken. Päckchen, Pakete und Versandtaschen sausen über die schwarzen Bänder ins Obergeschoss des neuen, zweiten DHL-Paketzentrums der Deutschen Post in Aschheim, um dort gescannt und sortiert zu werden, bevor sie die Halle nach möglichst kurzer Zeit wieder in einem Container an Bord eines Lastwagens mit dem richtigen Ziel verlassen.

Am Montagvormittag hat Post-Konzern-Vorständin Nikola Hagleitner gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Aschheims Zweitem Bürgermeister Robert Ertl (Freie Wähler) und Christoph Meffert, dem Leiter der zuständigen Post-Niederlassung Freising, das neue DHL-Paketzentrum in Aschheim offiziell in Betrieb genommen. Das 176 Meter lange Gebäude mit einer Fläche von mehr als 16 000 Quadratmetern an der Klausnerstraße ist das 38. Paketzentrum von Deutsche Post DHL. Zusammen mit dem gegenüberliegenden, bestehenden Paketzentrum Aschheim I bildet es den größten Paket-Standort des Konzerns in Deutschland. Fährt der Betrieb einmal auf Vollauslastung, können hier nach Angaben der Post bis zu 72 000 Sendungen pro Stunde verarbeitet werden.

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Ministerpräsident Söder, der im April 2021 bereits den symbolischen ersten Spatenstich für das Projekt gesetzt hatte, lobte den raschen Baufortschritt. In Aschheim sei eine "einzigartige Drehscheibe" entstanden, von der aus bald bis zu 700 000 Pakete pro Tag ihren Weg in die Wohnungen und Häuser der Menschen finden werden. Alle mit Post und DHL versandten Päckchen und Pakete mit Ziel München werden künftig in Aschheim vorsortiert, daneben versorgt das Paketzentrum weite Teile Oberbayerns. Auch Sendungen aus Italien und Österreich werden über die Aschheimer Sortieranlagen laufen.

Durch das neue Paketzentrum windet sich ein Netz von Förderbändern mit einer Gesamtlänge von 3400 Metern. (Foto: Sebastian Gabriel)
Die Pakete verlassen die Halle in Containern. (Foto: Sebastian Gabriel)

Etwa 150 Millionen Euro hat die Post dem Vernehmen nach in den Neubau investiert, der zudem ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt, wie Hagleitner betonte. Die Logistikhallen sind mit einer Photovoltaikanlage sowie Begrünung auf dem Dach ausgestattet, geheizt wird mit Fernwärme. Der Bedarf für zusätzliche Sortierkapazitäten sei da, weil der Paketmarkt weiterhin wachse, sagte Hagleitner. Sie warb für die Qualitäten der Post als Arbeitgeber und erinnerte an die Einigung, die der Konzern im Tarifstreit mit der Gewerkschaft kürzlich gefunden hat und die mit einem deutlichen Gehaltsplus verbunden ist. Gerade in der wirtschaftskräftigen Region rund um München dürften solche Argumente wichtig sein, um das nötige Personal für den neuen Standort zu finden. Aus den aktuell gut 500 Beschäftigen in Aschheim sollen etwa 750 werden, sagt der neue Standortleiter Florian Betz. Einige Kräfte werden noch gesucht.

Fünfeinhalb Minuten braucht ein Paket vom Eingang, bis es das Gebäude wieder verlässt

Im Sommer soll das letzte fehlende Element, die neue Sortieranlage, in Betrieb genommen werden. Sie komplettiert das neue Paketzentrum. Insgesamt windet sich ein streng ausgeklügeltes Netz von Förderbändern mit einer Gesamtlänge von 3400 Metern durch die Halle. Drei sogenannte Hauptsorter, riesige Sortierkreisel, teilen die Sendungen wie automatisierte Weichensteller den verschiedenen Richtungen zu. Die Geräuschkulisse gleicht der eines überdimensionalen Bienenstocks.

Ganz ohne Menschen geht es nicht: In den Containern werden die Pakete von Hand gestapelt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Gerade einmal fünfeinhalb Minuten braucht ein Paket bei Vollauslastung der Anlage von seinem Eingang, bis es das Gebäude durch eines der 187 Tore wieder verlässt. In dieser Zeit wird es zunächst von einem Laser von sechs Seiten gescannt, um Größe und Gewicht, vor allem aber seinen Bestimmungsort zu erfassen. Dementsprechend wird das Paket dann auf das richtige Band weitergeleitet: Kommt es direkt in eines der von Aschheim aus angefahrenen Ziele oder geht die Reise noch weiter in ein anderes Paketzentrum? Danach geht es in die Feinsortierung: Über eine Metallrutsche gleiten die Päckchen in eine der 102 Endstellen im Erdgeschoss. "Gangkofen", "Berchtesgaden", "Sauerlach", aber auch weiter entfernte Zielorte finden sich dort. Einige der Förderbänder enden direkt in den Belademodulen, wo die ankommenden Päckchen von Hand in Container geschichtet werden, die dann auf Lastwagen oder Züge verladen werden können. Etwa 1200 Sendungen passen in einen Container.

Da gehen sie hin: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Nikola Hagleitner von der Deutschen Post bei der Eröffnung des neuen Paketzentrums in Aschheim. (Foto: Sebastian Gabriel)

Über einen Tunnel ist das Gelände des neuen Paketzentrums Aschheim II mit dem bestehenden Zentrum Aschheim I verbunden. Von dort aus machen sich künftig noch mehr Transporter mit den Sendungen auf den Weg.

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