Kolumne "Kreis und quer":Stopp mal, Alter!

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Was die alternde Gesellschaft von Putzbrunns Bürgermeister und Hachings Trainer lernen kann.

Kolumne von Stefan Galler

Wie sagte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, in dieser Woche doch so schön: "Die Bundeswehr altert und schrumpft." Da denkt sich der Rentner ganz ungerührt: Warum soll es der Armee anders ergehen als mir. Dabei ist es mal wieder an der Zeit, eine Lanze für die Senioren zu brechen. Man nehme nur die Gemeinde Putzbrunn im Landkreis München, wo sie hinter vorgehaltener Hand davon reden, einen "Alt-Bürgermeister" zu haben, der sogar noch im Amt ist. Edwin Klostermeier hat vor knapp zwei Wochen seine vierte Wahl gewonnen, in zwei Jahren macht er den Weg frei für einen Jüngeren.

Dabei ist der Sozialdemokrat dann gerade mal 70, ein Nachwuchstalent also im Vergleich zu den beiden Oldies, die sich in den USA ums Präsidentenamt bewerben. Joe Biden, 81, gegen Donald Trump, 77, heißt dort diesen November wieder das Duell. Womit einem unmittelbar der Fußball-Philosoph Otto Rehhagel in den Sinn kommt, für den das Alter seiner Kicker nie eine Rolle gespielt hat: "Es gibt keine jungen und alten Spieler. Es gibt nur gute und schlechte." Was uns das für die Alternativen in den Staaten sagen soll? Nun ja.

Im Idealfall stimmt die Mischung. Man nehme nur den Münchner Kreistag, wo sich neben ein paar erfahrenen Silberrücken immer mehr junge Mandatsträger für die Belange des Landkreises einsetzen. Das ist so ähnlich wie bei den Unterhachinger Fußballern: Ein paar "Ankerspieler", wie sie Präsident Manni Schwabl nennt, führen die hoch veranlagten Leichtmatrosen im Team zu neuen Ufern - womöglich sogar in die Zweite Liga, der Rückstand auf die top Drei ist überschaubar.

Ob das mit Alt und Jung auch in der von Bundestrainer Nagelsmann neu gemixten Nationalmannschaft klappen wird, muss sich erst noch zeigen. Berufen wurde etwa Rückkehrer Kroos, 34, der womöglich irritiert ist, wenn ihm einer der Jungen auf dem Platz ein gepflegtes "Hey, Alter!" entgegenschleudert - dabei betiteln sich diese auch untereinander so. Aber Balltreter pflegen ja eher die raue Sprache, Kroos wird schon nicht gleich in den Streik treten.

Apropos Streik: Mal sehen, wie es mit dem Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn in den nächsten Wochen so weitergeht. Und auch das hat mit dem Thema Lebensalter zu tun: Der Lieblingsgewerkschaftler der Deutschen, Claus Weselsky, vertritt seine Zugführer ja nur noch bis zum Sommer, dann geht der 65-Jährige - jawohl - in Rente! Das könnte die Chancen zumindest marginal steigern, dass Züge und S-Bahnen künftig wenigstens ein paar Mal öfter fahrplanmäßig fahren. Und verhinderte Fahrgäste nicht verzweifelt am Bahnsteig stehend altern und schrumpfen.

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