Landgericht München II:"Halb wahnsinnig" randaliert

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Im Landgericht München II muss sich ein 33-jähriger Werbetexter aus Starnberg für Sachbeschädigung und gefährliche Körperverletzung verantworten. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Ein Werbetexter, der unter wiederkehrenden manischen Episoden leidet, soll eine Vielzahl von Straftaten begangen haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Von Andreas Salch, Starnberg

Stress, Betäubungsmittel und Alkohol wirkten wie Trigger, wenn er eine manische Episode durchmache, sagt der Angeklagte, ein Werbetexter aus Starnberg. Er sei dann "halb wahnsinnig, halb orientiert". Aber nicht nur das: Im Zustand der Manie soll der Mann eine Vielzahl von Straftaten begangen haben, für die er sich jetzt vor dem Landgericht München II verantworten muss. Es geht unter anderem um Sachbeschädigung, vorsätzliche und gefährliche Körperverletzung.

Der Werbetexter wird zum Termin vor der 2. Strafkammer von seinen Eltern begleitet, bei denen er auch wohnt. Denn sein Vater, so der 33-Jährige, erkenne schnell, wenn er in eine manische Phase gerate. Nach seinem letzten stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik habe er sich entschlossen, eine Betreuerin zu bestellen, sagt der Angeklagte. Sie sei berechtigt, die Polizei zu informieren, wenn sich der Beginn einer manischen Episode abzeichne. Womöglich hätte sich der 33-Jähriger mit dieser Maßnahme eine Menge Ärger sparen können, hätte er sich nur früher dazu entschlossen.

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Im Sommer 2022 befand sich der Werbetexter im Strudel der Manie. Es war zu einem Streit mit seiner Ex-Freundin gekommen. Er habe eine halbe Flasche Whisky getrunken, berichtet der 33-Jährige und vermutlich auch "gekifft", räumt er bei seiner Vernehmung ein. So genau wisse er das nicht.

Am späten Abend des 4. August 2022 saß der 33-Jährige in einer Wohnanlage in Gauting auf einer Bank und stritt am Telefon mit seiner Ex-Freundin, später mit seinen Eltern. Eine Anwohnerin beschwerte sich wegen des Lärms. Laut Anklage bewarf der Werbetexter sie und eine weitere Frau mit Kieselsteinen und drohte beiden, sie umzubringen. An alles könne er sich nicht mehr erinnern, so der Angeklagte. Polizisten hätten ihn daraufhin festgenommen und in eine psychiatrische Klinik gebracht. Die Ärzte dort hätten gesagt, er solle besser bleiben, doch sie hätten keine Berechtigung, ihn hierzubehalten. Etwas mehr als drei Wochen später wurde der Angeklagte wieder in eine Klinik gebracht; dort soll er randaliert und unter anderem die Tür zum Stationsstützpunkt eingetreten haben und auf das Vordach gelaufen sein. Nach sechs Wochen wurde er entlassen. Danach sei er, wie er bei seiner Vernehmung sagte, in eine "tiefe Depression gefallen".

Der Angeklagte verlangte angeblich "Koks und Zigaretten" und bedrohte einen Autofahrer mit dem Tod

Im Frühjahr vorigen Jahres folgte dann ein weiterer manischer Schub: Laut Anklage habe der Werbetexter am 12. Mai in Percha nachts auf einer Kreuzung einen Autofahrer zum Anhalten gezwungen, "Koks und Zigaretten" verlangt und ihn mit dem Tod bedroht. Tags darauf, in den frühen Morgenstunden des 13. Mai, soll es zu einem weiteren Zwischenfall in einem Hotel in der Gemeinde Berg gekommen sein: Als der Geschäftsführer den Angeklagten aufforderte zu gehen, soll dieser einen gusseisernen Kerzenständer auf den Mann geworfen haben. Der Geschäftsführer des Hotels konnte den Kerzenständer mit dem Ellbogen abwehren. Der Werbetexter wurde daraufhin wieder stationär behandelt. Nach drei Monaten, so der 33-Jährige, sei er mit einem "neuen Medikament entlassen worden". Der Prozess wird fortgesetzt.

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