Hochschule & Kultur:Kulturjournalismus studieren in bewegten Zeiten

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Dorte Lena Eilers hat die neue Professur für Kulturjournalismus in München inne. Angesiedelt ist diese an der Hochschule für Musik und Theater, die mit der Theaterakademie August Everding kooperiert. In deren Räumen sitzt Eilers hier. (Foto: Christian Hartmann/Theaterakademie August Everding)

Münchner Musikhochschule und August Everding Akademie haben einen neuen gemeinsamen Studiengang Kulturjournalismus etabliert. Die erste Professur hat Dorte Lena Eilers inne.

Von Susanne Hermanski

Wer heute in den Kulturjournalismus strebt, der ist noch lange kein Kriegsberichterstatter. Trotzdem traut er sich was. Der gesamte Betrieb ist seit Jahren massiv im Umbruch, und das nicht nur, weil die Kritik aus der Mode (auf wessen Urteil vertraut der Mensch schon noch?) gekommen ist. Der Bayerische Rundfunk und die ARD in toto wollen viele spezialisierte Kultursendungen einstellen. So manches Kultur- und Stadtmagazin ist längst pleite. Tageszeitungen reduzieren ihre klassische Kulturberichterstattung und lagern Stellen um auf neue Bereiche, die das Überleben in der digitalisierten Medienwelt wahrscheinlicher garantieren sollen.

Dorte Lena Eilers bildet trotzdem junge Kulturjournalisten auf einem eigens neu eingerichteten Masterstudiengang aus. Und die Professorin, die dazu aus Berlin nach München pendelt, ist dabei voller Elan: "Wir haben tolle Bewerberinnen und Bewerber aufgenommen. Jetzt kann es losgehen", sagt sie. Eilers' neue, akademische Heimat ist die Hochschule für Musik und Theater, die in diesem Fall mit der August Everding Akademie kooperiert.

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An der Akademie gab es eine Vorgängerstelle: den im Wintersemester 1997/1998 etablierten Studiengang "Theater-, Film-, Fernsehkritik", der allerdings lediglich ein Zertifikat und keinen Masterabschluss im Bologna-Sinne anbieten konnte. Besetzt war diese speziell aufs Vermitteln des Kritikerberufs ausgerichtete Professur zwei Jahrzehnte lang mit ein und demselben Mann: C. Bernd Sucher, heute 74 Jahre alt. Bekannt ist er unter anderem für seine literarische Vortragsreihe Suchers Leidenschaften, die zeitweise auch im Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks gezeigt worden ist.

Kulturberichterstattung wird es weiterhin geben, nur wandelt sie sich gerade. Der Markt, die Welt, die technischen Möglichkeiten, das Publikum verlangen nach neuen Formaten, Ideen, Herangehensweisen. Davon ist auch Dorte Lena Eilers überzeugt. Sie sucht junge Menschen, "die der Spannung zwischen Tradition und technischem Fortschritt nicht ausweichen. Die ein Interesse daran haben, mit der Öffentlichkeit zu debattieren, und die neuesten Technologien anwenden, um sich selbstbewusst, sachkundig, intelligent und streitlustig für eine angemessene Sichtbarkeit der Kulturberichterstattung in den Medien einzusetzen".

Konkret angesiedelt ist Eilers Stelle wohl bezeichnenderweise am Institut für "Kulturmanagement und Medien". Sie arbeitet nebenher weiter selbst als freie Kulturjournalistin, ist doch die Nähe zur Praxis heute für künstlerisch-kreative Studiengänge obligatorisch. Eilers war von 2007 bis 2021 Redakteurin, zuletzt Chefredakteurin von Theater der Zeit. Sie ist Mitglied im Kuratorium des Fonds Darstellende Künste und im Beirat der Zeitschrift "junge bühne". Als Mitherausgeberin hat sie Publikationen unter anderem zu Frank Castorf, Dimiter Gotscheff, zum bulgarischen Theater und neuer deutschsprachiger Dramatik vorzuweisen.

Doch bei all dieser Nähe zu den alten Holzmedien - Eilers Lehrplan mit dem komplett neu konzipierten Curriculum ist voll von Unterrichtsstoff, der die jungen Leute für ihr längst digitalisiertes, künftiges Metier befähigen soll. Neben theoretischen Fragestellungen können die Studenten tief eintauchen in kulturjournalistische Online-Formate wie Youtube-Angebote, Social-Media-Kulturtrends, die neuesten Technologien, die Künstler einsetzen, und mehr.

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