Kulturpolitik in München:Mehr Mitsprache für die Szene

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Grüne und SPD im Münchner Rathaus wollen die Kulturszene stärken. Sie bringen einen Kulturbeirat, mehr Pop-Förderung und die Rettung des Clubs Import Export auf den Weg.

Von Michael Zirnstein

Die Münchner Kulturszene leidet - an den Corona-Spätfolgen und der Klimakrise. Wie die Akteure selbst gegen Besucherschwund und Kostensteigerung kämpfen, sieht man etwa am Club Import Export. Um nicht pleite zu gehen, startete das Team eine Spendenaktion; die treuen Anhänger brachten etliche tausend Euro zusammen und damit die Rettung. Vorerst. Aber das Import Export braucht regelmäßig und längerfristig Hilfe, um weiterhin für alle (auch die weniger Reichen) offen zu sein und faire Gagen zahlen zu können. Das haben die Grünen im Rathaus erkannt und zusammen mit den Regierungspartnern von der SPD einen Antrag gestellt, diesen "wichtigen Veranstaltungsort, Treffpunkt der Musik- und Kulturszene" und Soziokultur- und Bildungsort mit mehr Fördergeldern zu unterstützen.

Es ist nur ein Antrag eines ganzen Pakets, das die Regierungskoalition gerade auf den Weg gebracht hat. An der Spitze steht die Forderung nach einem Kulturbeirat. Er soll den Stadtrat und alle Referate mit seiner Expertise flankieren und aktiv an der Gestaltung von Kulturentwicklungsplänen teilhaben. Zum Beispiel wenn neue Siedlungen geplant werden und die Kultur dabei Platz für Ateliers und Veranstaltungen bekommen soll. "Zu den Veränderungen einer wachsenden Stadt gehören nicht nur Trambahn und Kindergärten, sondern auch die kulturelle Infrastruktur", sagt Florian Roth (Grüne). Und bei Fragen, etwa wie man die verödenden Innenstädte auch mit Kultur beleben könnte, sollen die Kulturschaffenden selbst entscheidend mitreden.

Bereits 2019 beantragten die Grünen einen Kulturbeirat im Stadtrat und nahmen dies als Ziel in den Koalitionsvertrag auf. Allerdings fehlten bisher die "personellen Ressourcen" für die "Konzipierung im breiten Dialog mit den relevanten Akteurinnen". Dafür soll nun eine Stelle im Kulturreferat geschaffen werden. Das Team von Kulturreferent Anton Biebl soll zudem Verstärkung erhalten mit zwei eigenständigen Stellen, von denen eine die Strahlkraft der Münchner Film- und Medienlandschaft erhöhen und eine die Strategien für ein ökologisch nachhaltiges Handeln der städtischen und freien Kulturinstitutionen entwickeln soll.

Auch die Fachstelle Pop soll mehr Mittel bekommen. Für eine niederschwellige "Mikroförderung" noch im Jahr 2023 wollen SPD und Grüne 50 000 Euro bereitstellen. Die sollen vor allem im "Grassroots- und Kleinst-Förderbereich" Newcomern sowie Musikern aus migrantischen Milieus helfen. Zur Beratung und Verteilung soll eine Vollzeitstelle geschaffen werden. Die Münchner Pop-Kulturszene wird auch wieder mobil gemacht: Die alten Tourbusse, die sich Musiker für Konzerte ausleihen können, sollen nach 300 000 Kilometern durch neue, klimaneutrale Fahrzeuge ersetzt werden. Hierfür werden auch Sponsoren gesucht.

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