Musik in München:Lautstarkes Bekenntnis

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Ein Ohr für die Szene: Julia Viechtl leitet die Fachstelle Pop. (Foto: Julia Schneider)

Im Feierwerk findet die erste Pop-Konferenz für München statt. Ihr Ziel: Eine Vision für die Stadt als Pop-Standort.

Von Jürgen Moises

Wer an Pop, an Popkultur denkt, dem dürften wohl als erstes Melodien einfallen. Oder eine Songzeile, ein Rhyme, ein Hip-Hop-Beat oder ein rockiges Gitarrenriff. Aber Popkultur ist mehr. Vor allem, wenn man Julia Viechtl danach fragt. Für die Musikerin und Leiterin der beim Münchner Feierwerk angesiedelten Fachstelle Pop ist selbiger nicht nur "ein umfassender Begriff für aktuelle Musikproduktionen". Nein, Pop hat neben dieser musikalisch-kulturellen auch eine große soziale sowie wirtschaftliche Dimension. Und noch eine Nummer größer: Popkultur "ist DIE kulturelle Ausdrucksform unserer Zeit". Nur: So gesehen wird das nicht von allen. Und deshalb gibt es nun "Listen To Munich", die erste "Pop-Konferenz für München".

Veranstaltet wird sie am 11. und 12. November im Feierwerk, von der erwähnten Fachstelle Pop. Und eingeladen dazu sind alle, die sich für die Popkultur in München interessieren. Es geht dabei um Austausch und Vernetzung. Um Fragen wie: Wie machen wir die Popkultur diverser? Wie sorgt man für einen wirklichen "safe space"? Und überhaupt: Welche Räume gibt oder braucht es für die Popkultur in dieser Stadt? Und ganz generell: Wo steht der Pop-Standort München, und wie soll es in Zukunft weitergehen? Dafür eine Strategie, eine Vision zu entwickeln, ist das erklärte Ziel. "Und mein Wunsch wäre", sagt Julia Viechtl, "dass das nicht in vielen kleinen Schritten passiert, sondern als ein schön lautes, finanziell untermauertes Bekenntnis für Pop".

Wichtig war Viechtl, Mitarbeiter der Verwaltung der Stadt ins Boot zu holen

Genau um diese "langfristige Vision" soll es bei der Diskussion "Listen To Munich - Listen To Us" am Freitag gehen. Weshalb Viechtl diese auch als "Herzstück" der Konferenz bezeichnet. Zu Wort kommen hier mit Beatrix Burkhardt, Thomas Lechner, Florian Roth und Julia Schönfeld-Knor die kulturpolitischen Sprecher der Rathausfraktionen. Und ein Stück weit sind hier auch die "Popmusik-Hearings" die Grundlage. Die gab es im Feierwerk erstmals vor vier Jahren, um Stimmen aus der Szene zu sammeln. "Die Konferenz ist", so Viechtl, "nun ein nächster Schritt, aber es müssen weitere folgen". Und dass die Stadt-Vertreter sofort zugesagt hätten: das zeige doch schon eine "Wertschätzung".

Zu diesen Vertretern gehören auch Mitarbeiter der Verwaltung. Und diese mit ins Boot zu holen, "das ist etwas, was wir noch nie so hinbekommen haben", erzählt Viechtl am Telefon. Damit es dabei nicht wie so oft zur "Front" zwischen Szene und Stadt kommt, gibt es nicht nur klassische Diskussionen. Sondern man hat sich Formate wie "Speed-Dating" ausgedacht. Dazu kommen Vorträge, Workshops für Musiker und Veranstalter oder ein Spaziergang "durch die Nacht". Und natürlich gibt es Live-Musik. So findet am Samstag ein "Sound Of Munich Now 2022 Spezial" mit Bands wie Lauraine, Hadern oder Belli statt. Und bei "Sound Of Bavaria Now" treten Elena Steri, Lienne, Apanorama und Aera auf.

Alle Veranstaltungen sind kostenlos

Ein gewisser Zündstoff steckt zumindest im Titel des Panels "Sie können ja zuhause mit ihrer Partnerin tanzen!" am Samstag. Dieser von Markus Söder während der Corona-Krise geäußerte Satz sorgte für großen Unmut in der Szene. Und er wird hier auf die Frage umgemünzt: Wie wichtig ist Pop-Kultur im Kulturstaat Bayern? Zu ihrer Beantwortung ist neben Anna Blaich von der Bundesstiftung LiveKultur unter anderen Münchens Kulturreferent Anton Biebl eingeladen. Die Pandemie schwingt natürlich auch sonst mit. Hat sie doch zu einem großen Fachkräftemangel in der Szene geführt. Und wenn nun auch noch die Inflation zuschlägt, wird am Ende vielleicht eher die Frage sein: Was bleibt von der Popkultur übrig?

Alle Veranstaltungen sind übrigens kostenlos. Wer kommen will, kann über www.feierwerk.de oder vor Ort Gratis-Tagestickets erwerben. Zu verdanken ist auch das indirekt Corona. Denn neben einer Unterstützung vom Kulturreferat hat die Fachstelle Pop eine Strukturförderung von der Initiative Musik bekommen. Auch das zeige doch, so Julia Viechtl, dass da eine "positive Entwicklung" ist. Ein deutlicheres Bekenntnis, mehr "politischen Willen" würde sie sich trotzdem wünschen. "Weil die Szene einfach so gut ist, so viel kann und so kreativ ist". Und dieses Potential, das könne man doch nicht auf der Straße liegen lassen.

Listen To Munich, 11. und 12. November, Feierwerk, Hansastr. 39-41, fachstellepop.feierwerk.de

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