Es war ein Kreuz mit diesem Kreuzweg - doch der beharrliche Kampf hat sich gelohnt: Die Berg am Laimer Stadtteilhistorikerin Christl Knauer-Nothaft hat erreicht, dass das Erzbischöfliche Ordinariat München den einmaligen Freiluft-Kreuzweg südlich der Barockkirche St. Michael restaurieren lässt und so nach zunächst zögerlichem Hin und Her ein Denkmal vor dem Verfall bewahrt. Steinmetz Nikolaus Herzog wird die Arbeiten im Frühjahr abschließen.
Umgeben von herbstlich gefärbten Bäumen und inzwischen auch weiß überzuckert, entfalten die teilweise schon restaurierten 14 Bildstöcke ihre spezielle Magie. Wer sie näher betrachten will, sollte eine von Knauer-Nothafts Führungen mitmachen, denn die Zeugnisse der christlichen Vergangenheit stehen auf dem eingezäunten Gelände der erzbischöflichen Maria-Ward-Realschule. Im Alltag bleibt Interessenten der Blick über den Zaun. Selbst dieser ist nun aber wieder vielversprechend, denn Gärtner hätten als Erstes den Wildwuchs beseitigt, erzählt Anja Schmidt, Leiterin der Hauptabteilung Kunst im Ordinariat.
Diese Zeugen gelebten Glaubens gehören nicht zu St. Michael, weswegen nicht, wie das Ordinariat früher gehofft hatte, die dortige Kirchenstiftung zuständig war. Gebaut wurde der Kreuzweg 1862 vielmehr für die Englischen Fräulein, die einst dort eine Mädchenschule samt Internat betrieben. Denkmaltechnisch sei er Teil des Ensembles der angrenzenden Loretokirche. Diese, jetzt von einer orthodoxen Gemeinde genutzt, war Gotteshaus des Internats, weiß die bald 82-jährige Knauer-Nothaft - die nicht nur die Berg am Laimer Chronik mitverfasst hat, sondern auch Geschichtslehrerin bei den Englischen Fräulein war. Ihr lag der Kreuzweg daher immer am Herzen.
Als sich nach dem Weggang der Ordensschwestern niemand mehr kümmerte, verfielen die Bildstöcke, Wasser drang ein, die Keramikreliefs, die den Leidensweg Jesu zeigen, platzten heraus. Schon vor Jahren rettete die Stadtteilhistorikerin eigenhändig die Relikte, durfte sie im Turm von St. Michael trocken lagern. Nach Knauer-Nothafts steten Bitten ließ das Ordinariat sie restaurieren. Schwieriger war dies mit den teils schon schief stehenden Bildstöcken. Das Ordinariat prüfte und vertröstete. Knauer-Nothaft suchte überall Hilfe, sprach Kardinal Reinhard Marx an, auch Thomas Goppel, Bayerns früheren Kultusminister, Chef des Landesdenkmalrats. Sie führt es auf dessen Fürsprache zurück, dass das Ordinariat sich bewegt und die laut einem Gutachten von Thomas Hacklberger nötigen 80 000 Euro am Ende komplett zugesagt habe.
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Schmidt sagt, sie tue dies gerne, offenbare sich ein Kreuzweg doch noch einmal ganz anders als viele, heute weitgehend touristisch interessante Kirchengebäude als ein "Zeichen gelebten, aktiven Glaubens im christlichen Jahreskreis". Der Kreuzweg sei "zeittypisch", kunsthistorisch bedeutsam. Dies bestätigt Restaurator Nikolaus Herzog. Er verweist auf typische Profilabfolgen, handwerklich präzises Dekor und eine Bauweise aus Ziegeln, die allerdings versucht habe, Sandstein zu imitieren.
80 000 Euro für diesen Kreuzweg sei viel Geld, räumt Schmidt ein. Diese Mittel aber schmälerten nicht den Topf für dringende Kirchenrenovierungen, von denen ja trotz schwindender Mittel jedes Jahr Hunderte vorgenommen würden, sondern kämen direkt aus dem Etat für Kunst und Bau. Damit komme das Ordinariat seiner Pflicht nach, ein Denkmal zu erhalten, noch dazu auf eigenem Boden.
Sie freue sich, dass der Bezirksausschuss Berg am Laim und die Mooseder-Stiftung, deren Vorstand Knauer-Nothaft angehört, die Rettungsmaßnahme zudem großzügig bezuschussten. So bleibe ihr mehr, um an anderer Stelle etwa eine Marienfigur zu restaurieren. "Ein Riesenglück", sagt sie.