Restaurant La Biznaga:Fast ein Lieblings-Spanier

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Tapas, ganz authentisch: Betreiber Heriberto Guerra Teran (links) in seinem spanischen Restaurant La Biznaga. (Foto: Robert Haas)
  • In spanischen Restaurants in München gibt es meist gediegene Urlaubsküche - mit viel Fisch, Meeresfrüchten und Paella.
  • Die Betreiber des neuen La Biznaga im Westend wollen hochwertige andalusische Küche bieten.
  • Besonders die Tapas überzeugen - bei heißen Gambas, rohem Schinken oder Kroketten aus Hühnchen und Schinken wird alles richtig gemacht.

Von Marcelinus Sturm

"Ein guter Spanier? In München? Gibt's so was?" Im Bekanntenkreis von Marcelinus Sturm herrscht Skepsis vor, was manche Länderküchen angeht. Auch wenn sich inzwischen in der Stadt eine gewisse Zweiklassengesellschaft herausgebildet hat: Es gibt die Pizzeria und den Nobelitaliener, die Gyros-Pinte und den Edelgriechen, den 505-mit-süßsauer-Chinesen und das Szechuan-Luxus-Restaurant.

Bis zu den Spaniern war diese Entwicklung bislang noch nicht vorgedrungen, hier gibt es meist gediegene Urlaubsküche, viel Fisch und Meeresfrüchte und die unvermeidliche Paella zu Rotweinen der meist schwereren Abteilung.

Da ist man dann natürlich neugierig, ob es sich beim La Biznaga genauso verhält. Die beiden Betreiber, der Kubaner Heriberto Guerra Teran und die Münchnerin Julia Molitor, haben sich der andalusischen Küche verschrieben, schließlich haben sich die beiden in Málaga kennengelernt, wo Guerra Teran bereits ein Restaurant hatte.

Blumiger Name

Vor einem knappen halben Jahr eröffneten sie ihr Lokal im Westend und nannten es nach einer künstlichen Blume, die in Málaga überall zu haben ist und Mücken vertreiben soll. Ob's was hilft, lässt sich in den hellen, schlichten Räumen der früheren Bar Mayers erfreulicherweise mangels Mücken nicht überprüfen.

Dafür ist aber der Lautstärkepegel, wenn das Lokal voll besetzt ist, leider arg hoch.

Spätestens bei den Vorspeisen bucht man das freilich unter "authentisches südspanisches Flair" ab. Denn da wird schlichtweg alles richtig gemacht. Bei den Gambas al pil pil (4,75 Euro) schmurgelt das heiße Olivenöl noch verlockend, wenn es auf den Tisch kommt, weder Knoblauch noch Paprika sind zu scharf, und die Garnelen waren wunderbar weich und zart.

Die Chorizo-Spieße "con pimientos del padron", also Paprika-Bratwurst mit frittierten, kleinen grünen Chilischoten (6,00), sind würzig und dennoch mild genug. Der Jamón ibérico de bellotas (9,50) ist sowieso ein Gedicht. Drei Jahre darf dieser rohe Schinken vom berühmten schwarzen iberischen Schwein, das traditionell vor allem mit Eicheln gefüttert wird, reifen.

Auch die Croquetas de la casa (6,00) sind so, wie sie sein sollen: mehr als üppig. Sie bestehen in der Regel aus einer Mischung von gehacktem Hühnchenfleisch und Schinken, im La Biznaga sind sie noch mit Lauch und Champignons angereichert, werden paniert und in viel Schweineschmalz herausgebacken.

Eigentlich ist man danach schon pappsatt, für einen gehaltvollen Vino tinto sind die Croquetas jedoch die ideale Grundlage. Die Weinkarte bietet da mannigfaltige Möglichkeiten, vorwiegend Riojas und Riberas, aber auch aus anderen spanischen Regionen, die Flasche zu zivilen Preisen zwischen 15,50 und 75 Euro.

Perfekt gebratene Lende

Alles bestens also bei den Tapas, den Vorspeisen, und mit kleinen Einschränkungen lässt sich das auch von den Hauptgerichten sagen. Die ganze Dorade vom Grill (18,00) war erfreulich saftig und wurde hervorragend ergänzt durch gebratenes Gemüse. Lende (26,00) und Roastbeef (19,00) vom Lavasteingrill mit argentinischer, scharfer Chimichurri-Sauce erwiesen sich jedesmal als perfekt auf den Punkt gebraten.

Wählen kann man als Beilage zwischen einer Ofenkartoffel mit Knoblauch-Mayonnaise, Bratkartoffeln mit Zwiebeln und grüner Paprika oder Gemüse vom Grill. Die Schweinelende (18,00) wird mit einer Sauce aus Süßwein serviert, die etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Das gilt auch für die Champignonsauce, die nicht recht zum Flamenquin (17,00) passen will. Flamenquin, das ist die spanische Variante des Cordon bleu oder des lustigen Bosniaken: In diesem Fall Schweinefleisch, gefüllt mit Käse, Serrano-Schinken und grüner Paprika, alles zusammen dann noch paniert.

Gemüseauflauf für den Vegetarier

Überhaupt fällt auf, dass das Biznaga-Team bei den Hauptspeisen der Mut verlassen hat, ganz auf die spanische Karte zu setzen. Das geht schon sehr in Richtung internationale Küche - deutlichster Ausdruck davon ist der "Hamburguesa iberica" (13,90), ein schlichter Burger vom iberischen Schwein.

Das ist schade, denn die andalusische Küche hätte durchaus einiges mehr zu bieten. Beispielsweise auch Vegetarisches. Da findet sich auf der Speisekarte leider nur der - allerdings vorzügliche - Gemüseauflauf mit drei Käsesorten auf Paprika-Spiegel (12,00).

Bleiben noch die Postres, die Nachspeisen. Die Tarta de Almendras (4,90), der Mandelkuchen mit Sahne, war nicht direkt aufregend, im Unterschied zum spanischen Käseteller (7,50) oder dem Käsekuchen mit Karamellkern (3,90).

Ansonsten auch hier internationale Beliebigkeiten wie das Schokotörtchen mit flüssigem Kern (6,00) oder der Ziegenkäse mit Honig (5,80). Kriegt man inzwischen ja überall.

Eigentlich hätte das La Biznaga den Titel "Lieblings-Spanier" verdient - wenn es denn ein Quäntchen mehr auf die spanische Küche vertraute. Wird hoffentlich noch werden.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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