Klimaschutz:Auftakt zur Klimawende

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Klimaschutzaktivisten von "Extinction Rebellion" protestieren 2019 vor dem Münchner Rathaus gegen den Plan der Stadt, den mit Steinkohle betriebenen Block des Heizkraftwerks München-Nord auch nach 2022 weiterlaufen zu lassen. Nun soll es noch in diesem Jahr abgeschaltet werden. (Foto: Stephan Rumpf)

München beschließt ein umfassendes Paket, damit die Stadt klimaneutral wird. Doch sie braucht dabei Unterstützung.

Kommentar von Thomas Anlauf

München kann es schaffen. München könnte die erste klimaneutrale Großstadt Deutschlands werden. Das heißt nicht weniger, als dass statistisch gesehen jeder Mensch in dieser Stadt, jede Firma, der gesamte Verkehr, die Energieversorger und die Stadtverwaltung nicht mehr klimaschädliche Emissionen produzieren als letztlich eingespart werden. Mit dem großen Klimaschutzpaket, das der Stadtrat an diesem Mittwoch beschlossen hat, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan.

Bis vor Kurzem schien das äußerst ambitionierte Ziel, dass München bis 2035 komplett klimaneutral wird, noch eine Vision zu sein. Vor einem halben Jahr stellte Klimaschutzreferentin Christine Kugler ein erstes Programm vor, wie die Stadt der Krise trotzen könnte. Bereits da wurde deutlich, dass die Politik es ernst meint mit der Wende, über die bis dahin nur viel geredet wurde. Der Antrieb kam in den vergangenen Jahren meist von den Münchnerinnen und Münchnern: ob beim Bürgerbegehren "Raus aus der Steinkohle", beim Radentscheid, dem Volksbegehren zum Erhalt der Artenvielfalt.

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Doch jetzt nahm die Stadt auch wirklich viel Geld in die Hand. Sie will fast eine Milliarde Euro allein bis 2026 investieren. Damit soll München nicht nur mehr Grünflächen auf Dächern und in Straßen erhalten, die ganze Stadt inklusive der Privathaushalte soll mittelfristig auf eine klimaneutrale Energie- und Wärmeversorgung umgerüstet werden. Schließlich die nächste Überraschung: Die Stadtwerke München steigen nicht nur aus ihrer umstrittenen Beteiligung an fossiler Energiegewinnung in Nordeuropa aus, nun soll auch das Kohlekraftwerk Nord in diesem Jahr abgeschaltet werden. Das hatte zwar ein Bürgerentscheid längst gefordert, die Stadtwerke hatten das aber lange Zeit als völlig abwegig zurückgewiesen.

Es bewegt sich also was bei der Klima- und Energiewende, das ist unübersehbar. Dennoch gibt es von Bund und Freistaat zu wenig Unterstützung und zu viele Blockaden, um die Ziele umzusetzen. Es mag ein Zufall sein, dass der Bundesklimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Habeck an diesem Donnerstag in München Ministerpräsident Markus Söder trifft und ihn vom massiven Ausbau der Windkraft auch in Bayern überzeugen will. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter appellierte am Mittwoch noch einmal: Die Stadt sei auch auf die Hilfe von Bund und Land angewiesen. München hat immerhin den Anfang im Kampf gegen die Klimakrise gemacht.

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