Was läuft in der Klassik?:Große Dirigenten, Spitzenorchester

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Der britische Dirigent, Organist und Pianist Wayne Marshall gilt als einer der führenden Interpreten der Musik von George Gershwin and Leonard Bernstein. Jetzt kommt er nach München. (Foto: Charlie Best)

Sir Simon Rattle, Daniele Gatti, Wayne Marshall oder Daniel Harding geben den Ton an in den Münchner Konzertsälen. Die besten Konzerte im Februar und März.

Von Jutta Czeguhn

Ein Dirigent solle stets mehr wissen als alle seine Orchestermusiker zusammen. Kurt Masur wird dieses Postulat in den Mund gelegt. Damit ist aber noch lange nicht erklärt, was das Wunder eines gelungenen Konzerts ausmacht. Eines perfekten Abends, wenn der Mensch am Pult und die 50, 80 oder 100 vor ihm zu einer Einheit verschmelzen. Harte Arbeit? Chemie? Sympathie? Telepathie? Aura gar? Die Berliner Philharmoniker sollen den berühmten Furtwängler-Klang ja auch produziert haben, wenn der Maestro nur hinten im Saal stand und ein anderer dirigierte.

In den kommenden Wochen hat das Münchner Publikum viel Gelegenheit, diesem Rätsel ein wenig auf die Schliche zu kommen. Ganz unterschiedliche Dirigenten und Spitzenorchester sind zu erleben. Bei den Philharmonikern etwa gastiert Daniele Gatti (28. und 29. Februar, 19.30 Uhr, Isarphilharmonie) mit Gustav Mahlers 7. Symphonie. Der Mailänder verdankt seine Liebe zu Mahler seinem Vater, der dem Filius die Musik des Komponisten auf Platte vorspielte.

Nach Verdi nun Mahler: Der italienische Dirigent Daniele Gatti dirigiert die Münchner Philharmoniker. (Foto: Tobias Hase/ mphil)

Der britische Organist, Pianist und Dirigent Wayne Marshall hatte sein Erweckungserlebnis als Junge, als er einem Klavierkonzert von George Gershwin lauschte. Klar, dass Gershwin ("Rhapsody in Blue") nicht fehlt, wenn er die Philis am 16. und 17. März, 19 und 11 Uhr, dirigiert. Broadway-soundig und filmmusikalisch wird es bei seinem Konzert in der Isarphilharmonie außerdem mit Kurt Weills "Symphonic Nocturne" und Leonard Bernsteins "On the Waterfront", bei dem man sofort das zerschundene Gesicht Marlon Brandos vor sich hat.

Orchesterklang- und Dirigatstudien betreiben kann das Publikum in der Isarphilharmonie außerdem mit dem Sinfonieorchester Kiew, das nach Beginn des russischen Angriffskriegs von der Stadt Gera aufgenommen wurde und von dort aus seine Konzerttätigkeit fortsetzt (3. März, musikalische Leitung: Luigi Gaggero). Der Pianist Kirill Gerstein konzertiert am 6. März mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Daniel Harding.

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Aus Tokio reist das Waseda Symphony Orchestra an (10. März), Dirigent Kiyotaka Teraoka hat das Taiko-Ensemble "Eitetsu Fu-un no Kai" mitgebracht, und die ihre Trommeln. Vertrautere Klänge gibt es beim Dvořák-Konzert (17. März) der Tschechischen Philharmonie unter Leitung von Semyon Bychkov, am Piano Sir András Schiff.

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks arbeitet mit Iván Fischer am Pult (29. Februar/1. März, Herkulessaal). Robin Ticciati hat als Jugendlicher Geige im National Youth Orchestra of Great Britain gespielt, prägend für ihn: Sir Colin Davis. Am 7. und 8. März dirigiert der Brite das BRSO im Herkulessaal, Solistin ist Geigerin Vilde Frang. Apropos Sir, Simon Rattle mit seinem Orchester gibt es dort am 14. und 15. März. Unter anderem mit dem Vorspiel und dem "Liebestod" aus "Tristan und Isolde" und Beethovens Pastorale.

Sir Simon Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks beim Benefizkonzert des SZ-Adventskalenders Ende Januar. (Foto: Robert Haas)

Vladimir Jurowski und das Bayerische Staatsorchester, ein nicht immer einfaches Binnenverhältnis, so hört man, das doch stets spannende musikalische Ergebnisse produziert: Gewiss auch am 18. und 19. März beim Akademiekonzert im Nationaltheater. Die Musiker haben sich unter anderem Schönbergs "Begleitungsmusik zu einer Lichtspielszene" gewünscht. Solist ist Geiger Frank Peter Zimmermann.

"Das reine Glück", so urteilte der SZ-Kritiker im Oktober 2020 über das gemeinsame Akademiekonzert Vladimir Jurowski und Frank Peter Zimmermann (rechts). Jetzt geht es weiter mit den beiden. (Foto: Wilfried Hösl)

Ein Dirigent, der auch schreibt, ist der Belarusse Vitali Alekseenok. Sein Buch "Die weißen Tage von Minsk" (S. Fischer) ist eine Chronik der Revolution in Belarus. Zu erleben ist Alekseenok, der im August für drei Spielzeiten an der Deutschen Oper am Rhein die Position des Chefdirigenten übernehmen wird, am 8. März im Schwere Reiter, wo er erstmals das Münchener Kammerorchester leitet. Zu hören sind Musik von Luigi Nono und "Serenade", ein Frühwerk des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov.

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