Kiss-Konzert auf dem Königsplatz:Hölle oder Halleluja

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Der Tourauftakt der Band fand in Leipzig, jetzt kommen Kiss auf den Königsplatz. (Foto: Sebastian Willnow/dpa)

Die US-amerikanische Masken-Band "Kiss" eröffnet auf dem Königsplatz die Open-Air-Saison. Einen Tag später dürfen "La Brass Banda" ran.

Von Michael Zirnstein

Die Idee war gut, doch der Königsplatz ist nicht bereit. Nach einem - bis auf den Ausfall der Toten Hosen - geglückten Umzug von "Rockavaria" vom Olympiapark an die Propyläen, setzt das Festival heuer schon wieder aus. Die Bauarbeiten hinter der Glyptothek verhinderten das Aufstellen einer zweiten Bühne, so begründet es der Veranstalter Global Concerts offiziell. Dabei würde der Rock-Stadt München ein eigenes, noch dazu innerstädtisches Groß-Open-Air gut tun.

Aber immerhin: Am Freitag und Samstag, 31. Mai und 1. Juni, steigt ein ähnliches Spektakel auf dem Königsplatz, kein zusammenhängendes Festival, wohl aber nicht weniger massenwirksame Konzerte, zuerst von Kiss, dann von La Brass Banda und Seiler und Speer (zuammen mit Turbobier und Da Rocka & Da Waitler fast schon ein Heimatsound-Festival).

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Ist das vergleichbar? Gibt es da eine gemeinsame Linie? Der Veranstalter jedenfalls ist derselbe, Global Concerts, und Kiss haben für diesen bereits bei der Rockavaria-Premiere 2015 gespielt. Natürlich als Hauptattraktion, was Band-Boss Gene Simmons alias The Demon als respektable Wahl würdigte. Wenn das aus Israel nach New York übersiedelte Schlitzohr eines kann, dann ist das Klotzen. Von 1968 an ließ es die Schlabberzunge zusammen mit Paul "Starchild" Stanley (und den wechselnden anderen Kollegen) nicht nur akustisch krachen, man inszenierte Hardrock-Böller wie "Psycho Circus", "Hell Or Halleluja" oder "Rock And Roll All Nite" auch mit Blitz, Donner, Explosionen, Feuerwerfen und stets dem neusten Bühnen-Schnickschnack.

Und die Idee, sich mit viel Schwarz-Weiß-Schminke und Kostümen wie aus einem Horror-Film in eine Fantasy-Boygroup zu verwandeln, machte sie nicht nur zu einer unverwechselbaren Marke (nebst Tausenden Produkten bis hin zum Kiss-Sarg). Die Maskerade sicherte ihnen auch - auf Distanz - ein ewig junges Antlitz. Dennoch gehen Kiss nun, nach einigen "Farewell"-Touren und Comebacks, wohl tatsächlich "unverfroren und unaufhaltsam" auf Abschiedsreise: Jedes "End of The Road"-Konzert ist laut Simmons "ein ultimatives Fest für diejenigen, die uns schon mal live erlebt haben und eine letzte Chance für die, die es bisher nicht geschafft haben".

Und was hat das mit den Chiemgauer Lokalheroen La Brass Banda zu tun? Nichts. Und alles. Schließlich gibt es in Sachen Band-Vermarktung nur ein Vor und ein Nach Gene Simmons. Stefan Dettl, der Banda-Boss mit der Trompete, hat gut aufgepasst: Seit der ersten Tour auf Mopeds nach Wien wird jede Banda-Bewegung gefilmt, die Barfuß-Auftritte sind ebenso wie der unverwechselbare Turbo-Sound zwischen Hip-Hop-Brass, Soul, Balkan und Bierzeltkapelle ein Markenzeichen.

Auch Seiler & Speer sind ja - als Schauspieler, Kabarettisten, Filmer, Influencer, Musiker - mehr als nur die oberlässigen Interpreten der Bierzelthymne "Ham kummst". Sie haben mit "A wos made for loving you baby" sogar eine Kiss-Hommage im Repertoire.

Kiss, Freitag, 31. Mai, 19.30 Uhr; La Brass Banda, Seiler & Speer, Samstag, 1. Juni, 18 Uhr

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