Renovierung abgeschlossen:Neubeginn unterm Lichterkranz

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Festlicher Moment: Nach einer Renovierung über mehrere Monate wird die Pasinger Himmelsfahrtkirche wieder an die Gemeinde übergeben. (Foto: Catherina Hess)

Der Gottesdienst am zweiten Advent ist für die Gläubigen der Pasinger Himmelfahrtskirche ein besonderer Moment: Sechs Monate lang war das zuvor ockerfarbene Gotteshaus geschlossen, nun erstrahlt es in Weiß und Hellgrau.

Von Ellen Draxel

Es war ein für viele ungewohnter Gottesdienst am zweiten Advent in der Pasinger Himmelfahrtskirche. Und das lag nicht an der Vorweihnachtszeit. Oder daran, dass der frühere Regionalbischof Hans-Martin Weiß, ehemals selbst Pfarrer dieser Gemeinde, die Predigt hielt. Das Besondere an diesem Gottesdienst war das Kircheninnere selbst. Ein heller, frisch gestrichener, neobarocker Raum in bis dato für die meisten Besucher unbekanntem Kleid. Sechs Monate lang, von Pfingsten an, war das evangelisch-lutherische Gotteshaus zuletzt für Gläubige geschlossen geblieben - renovierungsbedingt. Statt Gesang, Orgelklängen und Gebeten hörte man Hämmern, Bohren und Malergeräusche. Ein riesiges Gerüst zeugte von den Sanierungsarbeiten. Das Ergebnis: Die zuvor ockerfarbene Kirche erstrahlt nun in klassischem Weiß und Hellgrau, ohne viel Schnörkel und Schnickschnack.

Pfarrer Heiner Glückschalt freut sich auf neue Möglichkeiten zur Begleitung des Gottesdienstes. (Foto: Caherina Hess)

Die alten Pendelleuchten sind verschwunden und einem ovalen Lichtring mit LEDs gewichen, der von der Decke schwebt. "Die Sanierung war nötig", konstatiert Pfarrer Heiner Glückschalt. Die schwer zu wartenden und energetisch völlig veralteten Hängelampen mit Glühbirnen hatten lediglich eine punktuelle Beleuchtung ermöglicht - was weiter entfernt war, lag im Dunkeln. Das neue System ist nun nicht nur wesentlich effizienter, weil damit 90 Prozent an Stromkosten eingespart werden, wie Gerhard Laux vom Kirchenvorstand weiß. Der Lichterkranz erleuchtet auf Wunsch auch den gesamten Innenraum und ist dimmbar. "Wir können jetzt verschiedene Szenarien schaffen, je nach Bedarf", erklärt Glückschalt.

Wandlungsfähige Lichtstimmung: Es gibt Kompositionen für den Morgen- und den Abendgottesdienst. (Foto: Catherina Hess)

Mithilfe von Touchscreens, die an drei verschiedenen Stellen in der Kirche versteckt sind. Bei einer Taufe etwa wird speziell die Taufkapelle angestrahlt, bei Chorauftritten die Sänger. Es gibt Kompositionen für den Morgen- und den Abendgottesdienst. Sogar eine Art Kerzenlicht lässt sich einstellen - für die Osternacht. "Das ist schon toll, allerdings sind wir mit dem Programmieren noch nicht ganz firm", sagt der Pfarrer und lacht. Es gebe dazu ein ganzes Instruktionsheft, das müsse das Kirchenteam "jetzt erst einmal auswendig lernen". Dass es am Ende ein goldfarbener Lichterkranz werden würde, war auch nicht von Anfang an klar. "Zuerst hatten wir uns überlegt, die LED's in die Pendelleuchten einzubauen", erzählt Glückschalts Kollegin, Pfarrerin Sarah Fischer-Röhrl. Bis alles stimmig war, sei es "schon ein längerer Prozess" gewesen. Zumal das Anbringen des Lichtrings ergänzend zum Elektriker noch den Zimmermann erforderte, denn der Kranz hängt am Dachstuhl des Kirchenschiffs.

Die Sanierung war aufwendig. Weil das Gerüst aber schon stand, nahm man die Malerarbeiten auch noch gleich in Angriff. (Foto: Bettina Schopf, oh)

Und dann noch die Malerarbeiten. "Der erste Schreck war", erinnert sich Kirchenpfleger Hartmut Kiehling, "dass das Gerüst so teuer ist". Wenn schon, denn schon, dachten sich die Verantwortlichen. Und beauftragten eine Firma, das Interieur der Kirche auch noch zu streichen. Die für die Sanierung veranschlagten 410 000 Euro konnten trotzdem eingehalten werden. Die Himmelfahrtskirche, 1903/04 vom renommierten Architekten Carl Hocheder erbaut, der auch das Müller'sche Volksbad und die Hauptfeuerwache entworfen hat, ist eine der ältesten evangelischen Kirchen Münchens. Die jüngste Modernisierung ist daher nicht die erste: 1956 hatte man bereits florale Muster überpinselt, in den Achtzigerjahren wurden eine neue Orgel und ein schlichter, tischförmiger Alter zusätzlich zum Hochaltar eingebaut. 2003 gab es dann eine neue Heizung und einen neuen, mit Sollnhofer Platten ausgelegten Fußboden. "Bis dahin hatten wir eine Wohnzimmerkirche - mit Teppichboden", berichten die Pfarrer.

Der Himmelsfahrtkirche in Pasing fehlt das Geld für den Kita-Neubau. (Foto: Catherina Hess)

Kommendes Jahr steht nun noch der Neubau des Kindergartens hinter dem Pfarrbüro-Gebäude an. Baubeginn soll schon im Frühjahr sein, der Einzug ist für den Herbst 2023 geplant. Danach wird der jetzige Kindergarten abgerissen und der Garten der Einrichtung einem neu zu gestaltenden Vorplatz der Himmelfahrtskirche weichen. Ziel ist, einen kommunikativen Raum zu schaffen und wieder freie Sicht auf die Alte Allee zu erhalten, wie sie schon der Architekt als Entrée zur Pasinger Villenkolonie II vorgesehen hatte. Im Fokus der Erneuerung steht außerdem das Gemeindezentrum, eine Machbarkeitsstudie prüft derzeit, ob es entkernt oder abgerissen und neu errichtet werden soll. "Die Tendenz geht aber in Richtung Abriss", sagt Kirchenpfleger Kiehling. Auf diesem Areal sollen zudem auf 700 Quadratmetern Sozialwohnungen realisiert werden. Wie lange all das noch dauert?

"Unser Ziel ist, bis 2029 auf jeden Fall fertig zu sein", sagt Kirchenvorstand Gerhard Laux schmunzelnd. Zum 125-jährigen Jubiläum der Himmelfahrtskirche.

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