Neuaubing und Ramersdorf:Schluss mit dem Pferde streicheln

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Ziegen streicheln inklusive: Die Kinder- und Jugendfarm in Ramersdorf wird gerne genutzt. (Foto: Privat/Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf)

Kleine Kinder unter sechs Jahren dürfen nur noch an wenigen Vormittagsstunden die Kinder- und Jugendfarmen in Neuaubing und in Ramersdorf besuchen. Die Einrichtung konzentriert sich auf die Älteren.

Von Ellen Draxel

Für viele Familien mit kleinen Kindern aus dem Münchner Westen war die Kinder- und Jugendfarm in Neuaubing in den vergangenen Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel. In Begleitung von Erwachsenen konnten die Kleinen dort während der gesamten Öffnungszeiten Schafe, Ziegen und Ponys streicheln, durften spielen, flitzen, Hängebauchschweine, Kaninchen, Meerschweinchen und freilaufende Hühner kennenlernen. Inzwischen aber hat die Einrichtung die Regeln geändert: Seit Ende März ist die Farm an der Wiesentfelserstraße 59 in erster Linie ein Platz für Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren.

Nachmittags, an Samstagen und in den Ferien ist der Besuch für Kinder unter sechs und ihre Eltern tabu. Lediglich dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr während der Schulzeit haben Kleinkinder noch Zutritt zu dem Gelände. Dass damit Krippen- und Kindergartenkinder kaum mehr in den Genuss kommen, den kleinen Bauernhof zu besuchen, finden viele Eltern "bedauerlich".

Die Änderung kommt vom städtischen Jugendamt

Jonas Gramalla hat Verständnis für diese Familien. "Dass die Neuausrichtung nicht bei allen gut ankommt, können wir nachvollziehen", sagt der Einrichtungsleiter. Besonders "schade" findet er das Wegfallen des "Treffpunkt-Charakters für den Stadtteil". Die Ansage, die bisherigen Gepflogenheiten zu ändern, komme aber vom Jugendamt: Ziel sei es, sich künftig auf die pädagogische Arbeit mit der Zielgruppe zu fokussieren, für die die Farm ins Leben gerufen worden sei. "Nur dafür bekommen wir Fördergelder von der Stadt."

Immerhin würden sowohl die Kinder- und Jugendfarm in Neuaubing als auch ihr Pendant in Ramersdorf, für die dieselben Vorgaben gelten, weiterhin "sehr gut" von der Stadt unterstützt. In Zeiten knapper Kassen, so der 35-Jährige, sei das "alles andere als selbstverständlich". Dass es die Vormittagsstunden für die Jüngsten überhaupt noch gibt, ist ein Kompromissangebot der Farm. "Das tun wir freiwillig, ohne Bezahlung durch das Jugendamt." Den Schulkindern jedenfalls, betont Gramalla, tue die Umstrukturierung gut. "Die Regelung zuvor hat öfter zu Problemen geführt, zeitweise hatten wir mehr als 300 Personen auf dem Gelände." Ihrem Bildungsauftrag habe die Einrichtung damit nicht mehr gerecht werden können.

Nun aber haben die Jugendlichen wieder Rückzugsräume, "sie agieren viel freier, vereinbaren beispielsweise selbst Regeln, organisieren kleine Feste". Der Pool an Stammkindern hat sich laut dem Farm-Leiter seit der Neuerung von hundert auf etwa 150 Mädchen und Jungen erhöht. Vor allem die Älteren, die 12- bis 15-Jährigen, kämen wieder vermehrt - jetzt, da keine Kleinkinder und Erwachsenen mehr da seien.

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