Opern-Premiere:Mozart hautnah

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Getrübte Hochzeitsvorbereitungen: Figaro (Jakob Schad) und Susanna (Marie Maidowski) in der neuen Inszenierung der Kammeroper München. (Foto: Tobias Melle)

Der gesamte Hubertussaal von Schloss Nymphenburg wird zur Bühne, wenn die Kammeroper München "Figaros Hochzeit" inszeniert.

Von Jutta Czeguhn

"In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln", heißt es zumeist, wenn Mozarts Oper "Le nozze di Figaro" auf dem Spielplan steht. Und so kann das Publikum nach der Ouvertüre erst mal schön das Zählen lernen: "Cinque... dieci... venti... trenta... trentasei... quarantatre..." Figaro vermisst den Platz für das Hochzeitsbett, während seine Zukünftige Susanna vor dem Spiegel den Brautkranz anprobiert: "Guarda un po', guarda adesso il mio cappello!" Aber der Kerl ist beschäftigt und schaut nicht her. "Fünfe ... zehne ... zwanzig ..." Die Kammeroper München hat sich bei ihrer Produktion der "Nozze", die am 25. August im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg Premiere hat, für eine deutsche Textversion entschieden.

So halten sie's seit ihrer Gründung 2004, und so war es ja auch an vielen Häusern früher üblich. Das Publikum solle verstehen, was auf der Bühne vor sich geht, und auch dem jungen Sängerensemble helfe das, den Irrungen und Wirrungen auf der Bühne bis ins Detail zu folgen, erklärt Regisseur Maximilian Berling im Programmheft die Entscheidung für die etwas ungeschmeidigeren deutschen Konsonanten. Auch mit Eingriff Nummer zwei ins Mozart'sche Original, das nehmen sie bei der Kammeroper bewusst in Kauf, werden Puristen hadern. Arrangeur Alexander Krampe ist das ja selbst so ergangen: Aus der vollkommenen Musik mit all den Großarien-Hits "zu allermindestens ein Drittel" zu streichen, das verlangt ein mutiges chirurgisches Händchen.

"Figaros Hochzeit" nun also in konzentrierten zwei statt der üblichen drei Stunden Spieldauer. Um Nahbarkeit geht es dem Kammeroper-Team in dieser Inszenierung der Oper, die 1786, also am Vorabend der Französischen Revolution, uraufgeführt wurde. Sie ist so viel mehr als ein erotisches Verwirrspiel, als eine Türenkomödie. Beaumarchais' Stück, das einem begeisterten Mozart und seinem Librettisten Da Ponte als perfekter Opernstoff in die Hände fiel, zeigt verhüllt in frivole Leichtigkeit die Ohnmacht des Dritten Standes gegenüber der Willkür des Adels, den sexuellen Machtmissbrauch. Klar, dass nicht zuletzt #Metoo Mozarts Opera buffa in die Gegenwart holt.

Im Nymphenburger Schloss wird der gesamte Saal Teil der Bühne. "Sie ist somit kein vom Publikum abgetrennter Raum, sondern erstreckt sich auch in unsere Realität hinein", beschreibt es Regisseur Berling. "Unser hervorragendes junges Ensemble, dessen Alter weitgehend dem der jeweiligen Rollen entspricht, ermöglicht einen unmittelbaren Zugang zu den Figuren und dem Stück."

"Figaros Hochzeit", Kammeroper München, Premiere Do., 25. 8., 19.30 Uhr, Einführung 18.30 Uhr, Hubertussaal Schloss Nymphenburg, Infos zu den Vorstellungen bis 18. September und Kartenreservierung unter www.kammeroper-muenchen.com

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