Kammeroper im Schloss Nymphenburg:Mit Wokeness gegen die Türkenmode

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Florentine Schumacher (hier mit Lars Tappert al Belmonte) ist eine einfach ergreifende Konstanze in Mozarts "Entführung aus dem Serail" der Münchner Kammeroper im Hubertussaal. (Foto: Tobias Melle)

Die Münchner Kammeroper bringt im Hubertussaal Mozarts "Entführung aus dem Serail" heraus. Spektakulär ist daran, wie Alexander Krampe die sattsam bekannte Musik für das zwölfköpfige Orchester arrangiert hat.

Von Egbert Tholl

Am Ende, wenn alles vorbei ist, singt Bassa Selim. Das tut er normalerweise nicht, wenn Mozarts "Entführung aus dem Serail" aufgeführt wird, denn der Bassa ist eine Sprecherrolle. Hier auch, ihn verkörpert der Schauspieler Thomas Birnstiel. Doch dann eben singt er "Das Lied der Trennung" von Mozart. Ein großartiger Schlussmoment, denn Birnstiel ist ja kein Sänger, singt aber mit brüchiger, leiser Stimme davon, dass die geliebte Konstanze ihn wohl auf ewig vergessen wird. Man ahnte, spürte, wusste ja die zweieinhalb Stunden davor schon, dass Bassa Selim Konstanze wirklich liebt, jetzt gibt er sich vollkommen preis mit seiner Verletzlichkeit. Und man fragt sich, ob Konstanze bei ihm, dem im Kern weichen, gütigen und auch hilflosen Herrscher, nicht besser aufgehoben wäre als beim pomadigen Gimpel Belmonte, der glaubt, jedes Problem mit Geld aus der Welt schaffen zu können.

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