Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Eva Karl Faltermeier

Lesezeit: 5 min

Mit "emanzipatorischem Grant" steht die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier derzeit mit ihrem Programm "Es geht dahi" auf der Bühne und fragt dabei unter anderem: "Ist es sinnvoll, zu allem eine Meinung zu haben?" (Foto: Florian Hammerich)

Die Kabarettistin freut sich in der Woche vom 20. bis zum 26. Juni auf Ausflüge, inspirierende Kollegen und eine Ukraine-Ausstellung. Ihren Geburtstag sieht sie eher mit gemischten Gefühlen. Ein Gastbeitrag.

Wie viel Leben passt in eine Woche? Für Eva Karl Faltermeier stellt sich oft gar nicht so sehr die Frage, wie sie ihre Tage verbringt, sondern was sie alles unterbringt. Das war auch schon so, bevor die Mutter zweier Kinder alleinerziehende Bühnenkünstlerin war. Jetzt beginnt ihr Tag nach vier Stunden Schlaf um sechs Uhr früh und endet nach dem Auftritt gegen zwei Uhr morgens. Dazwischen: Schreiben, Büro, Hausarbeit, Arzttermine. "Es geht dahi" heißt denn auch augenzwinkernd ihr aktuelles Soloprogramm, mit dem die Kabarettistin zurzeit durch Süddeutschland tourt und mit dem sie am 14. Juli in München im Lustspielhaus zu sehen ist.

Montag: Brillanter Spötter

Den hätte Eva Karl Faltermeier gerne gesehen: Der britische Komiker, Schauspieler und Ex-Monty-Python John Cleese kommt mit seinem Soloprogramm "Last Time To See Me Before I Die" in die Isarphilharmonie. (Foto: Koen Van Weel/picture alliance / dpa)

Am Montag fahre ich zunächst einmal von meinem einzigen Urlaub dieses Jahr nachhause. "Der Seehof" im Goldegg ist gar nicht so weit weg, aber trotzdem abgelegen genug, dass ich es schaffe, mich zu entspannen. Meine Kinder baden im See, meine Mutter liest ein Buch, und ich hangle mich von einem gloriosen Essen von Sepp Schellhorn zum nächsten, schreibe ein paar Texte, und dann spielen wir Pétanque. Dafür lasse ich alles liegen und stehen. Vor allem jede Flugreise. Meine Kinder sind bei Buttermilch auf einer Alm viel entspannter als am Strand, und daher suchen wir die Erholung ganz nah am Alltag. Und finden sie. Am Montagabend - nach dem Urlaub - teste ich noch im Vereinsheim in München neues Material für mein nächstes Programm "Taxi". Und dann bin ich beim Heimfahren traurig, weil ich John Cleese in der Isarphilharmonie und Fiva in Regensburg am Grieser Spitz verpasst habe. Aber alles geht eben nicht auf einmal.

Dienstag: Ausstellung über den Krieg

Yevgenia Belorusets' Ausstellung "Kriegstagebuch aus Kiew - Siebenundzwanzig Tage" ist im Tempelmuseum in Etsdorf zu sehen. (Foto: Yevgenia Belorusets)

Nach so viel Urlaub und Schreib-Muse ist ein kleiner Touchdown auf dem Boden der Tatsachen angesagt. Um mich etwas an das ordinäre Leben ohne Urlaub zu gewöhnen, habe ich mir vorgenommen, zum Steuerberater zu gehen. Später steuere ich sicher mein Auto voller vollgeweinter Taschentücher und dem Wissen um fehlende Belege in Richtung Tempelmuseum in Etsdorf. Dort will ich mir die Sonderausstellung von Yevgenia Belorusets' "Kriegstagebuch aus Kiew - Siebenundzwanzig Tage" ansehen. Immerhin gibt es noch mehr im Leben, wichtigere Dinge auf der Welt als Auftritte und Steuern. Und jeder Tag in Freiheit und Gesundheit ist ein Glück, und das gilt es zu sehen.

Mittwoch: Ein Stenz zum Geburtstag

Helmut Dietls "Monaco Franze" um den ewigen Stenz Franz (Helmut Fischer, mit Ruth Maria Kubitschek und Erni Singerl, v. li. nach re. ) gehört zu Faltermeiers Serienfavoriten. (Foto: Mary Evans/imago images)

Am 22. Juni ist mein Geburtstag. Bitte rufen Sie mich jetzt aber nicht alle an! Blumen schicken reicht völlig! Mir kann man es an diesem Tag eh nicht recht machen, weil ich das große Aufhebens um mich nicht mag, aber eigentlich auch vollen Einsatz, Anrufe, Rückenmassagen und Überraschungspartys von meinem Freundeskreis erwarte. Am Ende des Tages bin ich immer ein wenig enttäuscht, aber auch glücklich. Zweischneidig, wie immer bei mir. Das könnte man damit begründen, dass ich Krebs bin. Aber ich glaube, dass es einfach an meiner seltsamen Art liegt. Was dieses Jahr sicher ist: Ich gehe zum Gasthaus Weigert in Lehen, setze mich auf die Sonnenterrasse, schaue da mit den Kindern den Sonnenuntergang der kürzesten Nacht des Jahres an und trinke ein Weißbier auf die letzten 39 Jahre. Wenn es regnet, bleiben wir daheim und gönnen uns eine Serie von meinem Geburtstagskompagnon Helmut Dietl, vermutlich "Monaco Franze".

Donnerstag: Fischer und Fische

In einer großen Verwandtschaft wie der meinen hat eigentlich immer jemand Geburtstag. Dieses Mal ist es mein Onkel. Ich fahre also in mein Heimatdorf und schenke ihm eine DVD der Serie "Fisch ahoi" mit Ingo Pertramer, Florian Holzer und Thomas Nowak, weil er ein begeisterter Flussangler ist. Durch die Serie habe ich Hecht, Waller und all die guten Flussfische erst kennengelernt. Inzwischen ziehe ich sie jeder lange gereisten Garnele zu jeder Zeit vor. Ich werde meinen Onkel dazu drängen, die DVD schnell zu schauen, weil die drei Österreicher derzeit bereits den Nachfolger mit dem Titel "Muh, Milch und Honig" drehen. Und ohne den Fisch versteht man vielleicht die Milch nicht. So etwas soll es geben.

Freitag: Oberpfälzer Kollegen

Meine Spiellust befindet sich nach der langen Pause in einem physisch nicht mehr messbaren Bereich. Gauting wird vermutlich erbeben, wenn ich mein Programm "Es geht dahi" in die Nacht hinausbrilliere wie noch nie. Nie wird meine Bühnenfigur verzweifelter sein, nie mein Gesang bluesiger. Beim Heimfahren führe ich - wie gewöhnlich - Telefonate mit anderen Künstlern und Künstlerinnen, die sich auf dem Heimweg befinden. Vermutlich rufe ich bei Susi Raith an, die mit "Susi und die Spießer" in Plattling war. Später telefoniere ich dann noch mit einem weiteren Oberpfälzer: Der "Binser" ist am Freitag in Essenbach. Und wir fragen uns dann gegenseitig aus, welches Publikum besser war, was uns Freude gemacht hat und ob es spontane Pointen gab. Man kann davon ausgehen, dass sich Künstler aus der Oberpfalz zu jeder Zeit über all ihre Auftritte im Detail besprechen. Daher sollte man hier immer sehr vorsichtig sein und uns nie reizen.

Samstag: Engagierter Satiriker

Der Kabarettist Christian Springer tritt beim Starkbierfest am 2. März auf. (Foto: Franz Xaver Fuchs/)

Wenn ich nicht selbst in Böhmfeld spielen würde, wäre ich am Samstag sicherlich im Lustspielhaus bei Christian Springer. Danach würde ich noch ein paar inspirierte Biere in Giesing trinken. Weil Giesing für mich zu einem gelungenen München-Besuch dazu gehört wie die Donau zu Regensburg. Aber ich spiele ja eben selbst in Böhmfeld, ich muss noch googeln, wo das liegt - aber ziemlich sicher höre ich mir auf dem Hinweg den Podcast " Eltern ohne Filter" auf Bayern 2 an, weil mir da die letzten drei Folgen noch fehlen, und dieser Podcast die einzige theoretische Erziehungshilfe ist, die ich ertrage. Sehr klug, empathisch und unterhaltsam nähert sich der Podcast verschiedensten Elternthemen und -sichtweisen. Danach bin ich zwar oft immer noch ratlos, wenn meine Kinder akuten Unfug treiben, aber ich fühle mich durch den Podcast weniger alleinerziehend. Den anderen geht es eben genau so.

Sonntag: Entspannen am Flussufer

In meinem Berufsstamm hat man einen Vor- und einen Nachteil: Einerseits arbeite ich viel am Abend und habe untertags frei, andererseits bin ich leider oft genau dann unterwegs, wenn andere feiern oder selbst auf Veranstaltungen gehen. Am Sonntag genieße ich den Vormittag mit meinen Kindern. Vielleicht gehen wir auch nachmittags noch zum Baden, bevor ich zum Auftritt beim Vilserwirt in Altfraunhofen fahre. Mein liebster Platz sind hier die Schillerwiesen in Regensburg. Renaturierte Flussufer - wunderschön. Auf dem Heimweg freue ich mich auf eine neue Woche voller Leben und singe laut zum neuen Album von Tocotronic "Nie wieder Krieg", um Schwung zu holen, Mut zu sammeln und um am Steuer nicht einzuschlafen. Denn am Montag um sechs Uhr klingelt er wieder: Der Wecker zum vollen Leben.

Eva Karl Faltermeier ist Mutter zweier Kinder und gelernte Journalistin. Ihr Ziel, mit Geschichten zu unterhalten, führte die 38-Jährige über verschiedene Umwege zum Kabarett. Faltermeier ist Bloggerin, Dozentin und schreibt Kolumnen für Bayern 2 . Ihr erstes Programm "Es geht dahi", in dem sie das Publikum mit auf eine Reise in die Südoberpfalz und "ihre eigene zuwiderne Natur" nimmt, wurde mit dem Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen Kabarettpreises und dem Newcomerpreis des Hessischen Kabarettpreises ausgezeichnet. Die Stadt Regensburg ehrte die Oberpfälzerin mit dem "Kulturförderpreis 2020".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: