Il Padrino:Ein kulinarisches Stückchen Corleone

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Angenehmes Ambiente: Im Il Padrone ist gut plaudern. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Il Padrino, beim Paten von Haidhausen, wird die feine italienische Art des familiären Umgangs gepflegt.

Gustav Weinberger

Beim dritten Mal war es soweit. Zweimal hatte Weinberger schon am Ecktisch gesessen, hatte bestellt, verzehrt, gezahlt und war still von dannen gezogen durch die kalte Münchner Nachtluft. Doch beim dritten Mal kam der Wirt plötzlich hinter der Theke hervor und reichte Weinberger die Hand zum Abschied. So etwas zählt viel in diesen Kreisen, man fühlt sich fast aufgenommen in die Familie, es ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann: das Angebot zum Immerwiederkommen.

Im Il Padrino, beim Paten von Haidhausen, pflegen sie diese feine italienische Art des familiären Umgangs. Die Geschäfte gehen dementsprechend gut, meist ist das Lokal gefüllt mit reichlich Stammkundschaft, und der Namenspatron in Gestalt von Marlon "Don Vito" Brando darf von den Wänden aus mit Wohlgefallen auf dieses kulinarische Stückchen Corleone in der Kirchenstraße blicken.

Zwei Brüder führen seit Jahren schiedlich-friedlich das Lokal, und die Kellnerin gibt gern zum Besten, "dass der Chef sehr streng ist, wenn es darum geht, alle Zutaten frisch und aus Italien zu besorgen". Selbst wenn sie leider nicht sagen kann, was das auf der Karte angebotene Filetto zum "Filetto auf toskanische Art" macht, ist der Service vom Oliven-Amuse-Gueule bis zum abschließenden Gratis-Grappa meist kundig, angenehm und freundlich.

Mario Adorf steht Pate

An nett gedeckten Tischen bei Kerzenschein, gedimmtem Oberlicht und italienischem CD-Gesang hat hier schon mancher die Abende vorüberziehen lassen, unter anderem auch ein Herr mit passend einschlägigem Filmimage. Es ist in einer Stadt wie München - man kennt das ja auch aus Holly- und aus Bollywood - nicht gerade selten, dass Gaststätten sich mit Film- und Fernsehpromis schmücken.

Doch als Weinberger in einer anderen Lokalität mal auf die Spuren von Roberto Blanco stieß, hat ihn das weit weniger beruhigt als nun im Il Padrino die Fotos und Grußkarten von Mario Adorf, dem italienischsten Eifeljungen weltweit. Der dürfte etwas verstehen von italienischer Küche und Lebensart, dachte Weinberger, und wenn der hier schon Pate steht ...

Beherzt stürzte man sich also auf die Vorspeisen, zunächst die Antipasti Il Padrino (8,90 Euro). Gedacht war das als grober Überblick, und tatsächlich kamen sogleich drei Feinheiten auf den Tisch: ein mit zarter Panade überbackener, milder Mozzarella auf Feldsalat; ein hauchdünner und dennoch fester Bresaola (Rinderschinken) mit gehobeltem Parmesan; und ein Vitello Tonnato, bei dem allerdings das Kalbfleisch unter der Thunfischsoße etwas trocken erschien. Der Meeresfrüchtesalat war überzeugend abwechslungsreich (7,90), das Rindercarpaccio saftig und zart (8,90), die Zwiebelsuppe, mit Käse überbacken, klassisch und gut (3,90).

Die Pasta gibt es in zwei Güteklassen

Die besonderen Nudelgerichte kündigt eine Wandtafel handschriftlich unter der Rubrik "Fatta in Casa" an. Hausgemacht also und empfehlenswert waren die mit viererlei Käse schmackhaft gefüllten Cuoricini, auch wenn sich die nicht viel mehr als eine Handvoll herzförmiger Nudeln auf dem Teller mit der erstaunlich milden Arrabbiatasoße ein wenig verloren (9,40). Die gewöhnlichen Nudeln findet sich auf der Speisekarte, zumeist sind das prallvolle Spaghetti-Teller mit verschiedenen Soßen (etwa 6 bis 8 Euro), bei denen die Spaghetti Marinara hervorstachen und die Spaghetti Il Padrino mit Schinken, Champignons und zähen Rindfleischwürfeln eher enttäuschten.

Beim Fleisch und Fisch zeigte sich der Padrino-Koch als Könner am Grill. Der Schwertfisch, mit einem Knoblauchhauch, war sehr, sehr, sehr zart (14,60). Zum Seewolffilet wurde ein überraschendes und bestens passendes Kürbismus serviert ( 15,50), das Rinderfilet gelang meisterhaft - außen kross und würzig, innen rot und wunderbar weich (16,50).

Selbst die Kalbsleber, die auf dem Grill leicht zur Schuhsohle verkommen kann, blieb weich und aromatisch (12,90). Der stets gleiche und gleich gute Beilagenteller mit knackigem Gemüse und bissfesten Kartoffeln wollte allein bei der Leber auf venezianische Art nicht recht passen (13,50). Bei den Kalbsmedaillons in Marsala-Soße geriet die generell sehr zurückhaltende Art des Würzens allerdings zum Nachteil. Das Fleisch war fein, die Soße fad (12,50).

Härtetest Pizza

Ein Italiener muss sich jedoch immer auch an seiner Pizza messen lassen, und Weinberger hat Il Padrino deshalb einem besonderen Härtetest unterzogen: Seine Kinder probierten von Funghi über Salami bis Prosciutto - und fanden die Pizzen schlicht "perfekt": großzügig belegt, außen knusprig, in der Mitte dünn und weich.

Es blieb nichts übrig. Das gemischte Eis hinterher war in Ordnung, mehr nicht, aber immer noch besser als die glibbrige Panna Cotta mit Kaffeegeschmack oder der Orangentiramisu (3,20 bis 3,90). Aber auch die Kinder wollen gern wiederkommen, familienfreundlich ist Il Padrino also auch. Alles andere wäre allerdings auch nicht tragbar in diesen Kreisen .

© SZ vom 17.12.2007/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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