Hotel München Palace:Warum nicht mal zum Essen in ein Hotel-Restaurant gehen?

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Der Service im Hotel München Palace ist aufmerksam, allerdings ohne aufdringlich zu sein. (Foto: Robert Haas)

Hotel-Restaurants gelten als steif, ungemütlich und teuer. Eigentlich. Im Hotel München Palace in der Trogerstraße ist das anders. Fische schmecken hier besonders gut.

Von Johanna N. Hummel

Gegen ein gepflegtes Vorurteil ist normalerweise kein Kraut gewachsen. Man nehme zum Beispiel das Thema Hotel-Restaurant. Wer käme schon auf die Idee, statt zum Vietnamesen oder Italiener in ein Hotel-Restaurant zum Essen zu gehen, in eines, das nicht zu den Spitzenhotels mit Spitzenköchen zählt? Glaubt man Umfragen, sind das nicht sehr viele. Ein Hotel-Restaurant gilt als steif, ungemütlich und teuer. Und dann muss man auch noch durch die Lobby laufen, beäugt von der Concierge. Unangenehm, das Ganze.

Das Hotel München Palace in der Trogerstraße spielt mit fünf Hotel-Sternen seit Jahren in der obersten Liga mit. 2002 hat Roland Kuffler das kleine und feine Haus seinem Gastro-Imperium einverleibt. Über das Restaurant wurde nie groß geredet, es lief so mit, obwohl im letzten Jahr der Wintergarten als unorthodoxer neuer Gastraum hinzukam.

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Seine Glasfronten mit Blick auf die Terrasse sind eingerahmt von dunklen Portieren, möbliert ist das Ganze mit einer bunten Mischung aus Tischen, Stühlen und Fauteuils. Elegant, wenn auch konventionell ist das eigentliche Restaurant mit weiß gedeckten Tischen und abstrakten Bildern an den Wänden. Aber vielleicht wirkte der Raum auch nicht so richtig einladend, weil dort nie jemand saß.

Überhaupt schienen sich Gäste, vor allem die von außerhalb, ziemlich rar zu machen, obwohl uns die Concierge angelächelt hat und es im Palace überhaupt nicht steif und ungemütlich zugeht. "Wenn Sie nicht alleine sitzen wollen, dann reservieren Sie in der Bar", hieß es am Telefon. Das abendliche Esszimmer war in den Winterwochen die sorgfältig ausstaffierte American Bar, ein intimer, schön holzvertäfelter Raum mit sieben, acht weiß gedeckten Tischen, Sesseln, Bänken und Armlehnstühlen. Man sitzt hier gut und wird gut bedient.

Der souveräne Kellner war immer aufmerksam, ohne je aufdringlich zu sein, aus Frankreich hätte er stammen können mit seiner charmanten Lässigkeit. Seine Kollegen standen ihm fast nicht nach, als sie mittags im Wintergarten den Business Lunch servierten. Eine feine Sache war er, eine kräftige Hummersuppe gab es und einen sämigen Risotto mit vielen Krabben (19,50).

Viele Erwartungen werden erfüllt - aber nicht alle

Für die Küche hatten sich die Kufflers unter dem Tenor "West Side" und "East Side Culinary" Weltumspannendes einfallen lassen: Internationale und bayerische Gerichte stellten sie asiatischen Speisen gegenüber. Dafür hatten sie den früheren Küchenchef ihres Lokals Mangostin, Walter Jenny, zurückgeholt. Anfang März gab es zaghafte Änderungsversuche, doch nach zehn Tagen wurde das alte Konzept mit einer kleineren Karte wiederbelebt.

Wer im exklusiven Palace isst, dem muss das etwas wert sein, was die Ansprüche doch empor schraubt. Bei der Leberknödelsuppe - drei lockere Knödelchen in intensiver Brühe - wurden sie erfüllt und auch bei der thailändischen leicht scharfen Tom-Ka-Gai-Suppe mit Kokosmilch und zartem Hühnerfleisch (9 und 10,50). Doch manchmal gab es Tiefs. Der Caesar's Salad zum Beispiel lag reichlich matt im faden Dressing, von den versprochenen Anchovis ließ sich gerade mal ein Exemplar entdecken (14).

Oder der Wagyu-Burger: Das kostbare Rind (aus US-Zucht) blieb zwar selbst in gehackter Form eine Delikatesse, doch das war es. Der Koch hatte sich keine feine Sauce ausgedacht, um das edle Tier zu ehren, aufgetischt wurden drei niedliche Heinz-Gläschen zum Selberwürzen. Die gerösteten Zwiebeln lagen bleich auf dem Burger und schmeckten nach nichts, der Speck fehlte. Nur die Pommes frites waren ohne Tadel (24,50).

Highlight sind die Fisch-Gerichte

Zu viel Routine, weil es keine Tageskarte gibt und die immer gleichen Gerichte zubereitet werden müssen? Dabei verstehen die Köche ihr Handwerk eigentlich gut. Das Wiener Schnitzel mit Kartoffelgurkensalat war formvollendet gebraten, das Fleisch zart, die Panade schön gewellt und knusprig (28,50). Beim reichhaltigen roten Hühnercurry harmonierten süße Ananas und frische Kirschtomaten mit der Schärfe des Currys (18).

Zur Hochform lief die Küche bei den Fischen auf: Der Lachs mit grünem Thai-Spargel war mit einer feinen Honig-Miso-Glasur überzogen, die den noch glänzenden, perfekt gebratenen Fisch sanft würzte (28). Das Heilbutt-Filet, auf den Punkt gegart, ruhte auf einem Bett aus Tomaten, Orange und Chorizo, eine köstliche Kombination (30). Auch an den Desserts gab es nichts zu meckern, schon gar nichts an der leichten Crème brulée mit schöner Zuckerkruste und viel Vanille (12).

Die offenen Weine haben alle einen beachtlichen Preis. Doch sie sind von guter Qualität, ob der geradlinige, frische Grüne Veltliner am Berg 2015 von Bernhard Ott in Wagram, der samtige, weiche Merlot 2015 von Jean d'Alibert im Languedoc oder der leicht fruchtige Miraval Rosé 2016 aus dem Weingut Jolie & Brad Pitt in der Provence, das jetzt Scheidungsmasse ist (das Viertel 9,50 bis 12). Für den Rosé wird sich ein würdiger Ersatz finden lassen. Doch ob das und alles andere ausreichen, um Gäste anzulocken, sei dahingestellt. Das Vorurteil "Hotel-Restaurant" wird man selbst im Palace so leicht nicht los.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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