Oktoberfest:Ringen um das Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn

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Eine Petition zum Verbleib des Herzkasperlzelts auf der Oidn Wiesn zählte am Freitag bereits 10 000 Unterschriften. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Fraunhofer-Wirt bangt noch immer um seine Zulassung für dieses Oktoberfest. Damit es im kommenden Jahr auf jeden Fall klappt, wollen Grüne und SPD die Bewertungskriterien ändern.

Von Franz Kotteder

In die Diskussion um die Zukunft des Herzkasperlzelts auf der Oidn Wiesn kommt Bewegung. Die Stadtratsfraktionen von Grünen und SPD fordern nun in einem gemeinsamen Antrag, die Bewertungskriterien für die Oide Wiesn anzupassen, allerdings erst für das Oktoberfest im kommenden Jahr. Damit soll die kulturelle Ausrichtung der Oidn Wiesn stärker betont werden. Man wolle ein Konzept, "das dem besonderen Charakter besser gerecht wird".

Wie berichtet, fliegt das beliebte Herzkasperlzelt von Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier in diesem Jahr möglicherweise von der Oidn Wiesn, weil ein Konkurrent in der Bewertung nach Punkten angeblich eine höhere Zahl erreicht hat. Bei der Vergabe der Wiesnstandplätze werden bis zu 396 Punkte in insgesamt 13 Kategorien vergeben, die von Volksfesterfahrung bis Ökologie reichen, kulturelle Aspekte aber außer Acht lassen. Deshalb soll in die Entscheidung, wer auf die Oide Wiesn darf, auch eine Bewertung des Kulturreferats einfließen. Die wurde auch schon abgegeben. Wie sie ausgefallen ist, darüber hüllen sich die beteiligten Verwaltungsstellen und Stadträte in Schweigen.

Eine Petition zum Verbleib des Herzkasperlzelts auf der Oidn Wiesn ("Herzkasperl retten") stand am Freitagnachmittag nach zehn Tagen Laufzeit bei der Marke von knapp 10 000 Unterschriften. Darin wird gefordert, das Zelt auch heuer dort zu belassen. "Eine Oide Wiesn ohne Herzkasperlzelt ist definitiv nicht vorstellbar", heißt es wörtlich, "würde nur die flächenmäßige Erweiterung des klassischen Oktoberfestes und die damit einhergehende Kommerzialisierung bedeuten, da nützen dann auch die schönsten historischen Fahrgeschäfte und die ausgestellten alten Traktoren nichts." Die Unterzeichner hoffen, dass der Stadtrat das Programm im Kulturzelt dann doch höher gewichtet als die rein formale Punktewertung.

Wie groß der Ermessensspielraum des Stadtrats tatsächlich ist, kann oder möchte dort und in der Stadtverwaltung niemand so genau sagen. Offenbar herrscht große Unsicherheit darüber, was sich der Stadtrat trauen darf und was nicht - oder ob ein Bewerber, der trotz höherer Punktzahl nicht zum Zuge kommt, sich womöglich vor Gericht noch einklagen könnte. SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp sagt jedenfalls: "Für 2024 ist eine nachträgliche Änderung der Bewertungskriterien rechtlich nicht zulässig." Das ist klar, weil die Ausschreibung längst gelaufen ist.

Bisherige Verdienste sollten künftig stärker gewichtet werden

Seine Kollegin, Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne), kritisiert das bisherige Vorgehen ebenfalls: "Die derzeitige Praxis, für beide Veranstaltungen das gleiche Bewerbungsverfahren mit den gleichen Kriterien durchzuführen, ist weder sinnvoll noch zeitgemäß." Die Vielfalt des Angebots und der besondere Charakter des Kulturprogramms solle deshalb eine höhere Priorität erhalten. Volkskultur, Tradition und bisherige Verdienste für die Oide Wiesn sollten künftig stärker gewichtet werden.

Berger und Rupp fordern nun in einem gemeinsamen Antrag der beiden Fraktionen, die Bewertungskriterien für die Jahre von 2025 an zu ändern. Das zuständige Referat für Arbeit und Wirtschaft müsse die Kriterien für die Zulassung zum Oktoberfest überarbeiten, "um künftig dem besonderen Charakter der Oidn Wiesn noch besser gerecht zu werden".

Wie die Entscheidung für dieses Oktoberfest ausfallen wird, lassen Rupp und Berger erst einmal offen. Am 7. Mai muss sich der zuständige Stadtratsausschuss für Arbeit und Wirtschaft mit den Zulassungen für das Oktoberfest befassen, dort sind dann auch Korrekturen am Vorschlag der Verwaltung möglich. Die Zeit drängt, denn das Oktoberfest beginnt am 21. September. Das Herzkasperlzelt hat fast sein komplettes Programm unter Dach und Fach, wenn auch unter dem Vorbehalt der Genehmigung. "Man muss mit der Planung so früh anfangen", so dessen künstlerischer Leiter, Martin Jonas, "sonst sind die Gruppen ja anderweitig gebucht." Wie das beim Konkurrenten, der Festhalle Bayernland, aussieht, ist nicht bekannt. Deren Inhaber Peter Schöniger war am Freitag nicht zu erreichen. In der nicht übermäßig großen Szene der bayerischen Volksmusikanten weiß bisher aber anscheinend niemand von einer Anfrage für die Oide Wiesn.

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