Musik-Comedy:Nonsens nicht nach Noten

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"Ein Mann und seine Gitarre": Humor-Improvisator Helge Schneider kommt für vier Abende in den Circus Krone

Von Oliver Hochkeppel, München

Bei niemandem in der Kleinkunstszene ist der Programmtitel so egal wie bei Helge Schneider. Ob unter Titeln wie "Plautze voll", "Akopalüze nau", "I brake together" oder zuletzt 2019 "Ene, mene, mopel!", der Ruhrpott-Spaß-Solitär macht da seit über 30 Jahren sowieso immer das Gleiche: Lustigste Anti-Komik und handfesten Klamauk im Geiste des Jazz. Denn Musiker war er schon lange, bevor er mit seinen Bühnenshows, Fernsehauftritten, Filmen und Büchern ins komische Fach wechselte. Mit fünf begann er mit dem Klavier, seinem Hauptinstrument, auch wenn er für seine Fähigkeit bekannt ist, nahezu jedes Instrument in kürzester Zeit zu beherrschen. Schon 1975 gewann er mit seinem Trio den kurzzeitig bestehenden Ikea-Jazzwettbewerb, in den Achtzigerjahren arbeitete er unter anderem für Albert Mangelsdorff oder Marie Deutschland als Studiomusiker, und bis heute ist er auch immer wieder mit eigenen Bands auf Tournee, zuletzt im Trio The Deadly Bros. mit Henrik Freischlader und Pete York.

Die Improvisation ist der Schlüssel zu seiner Kunst, ob als Musiker oder als Komiker. Die Freiheit des augenblicklichen Einfalls in einem grob vorgegebenen Rahmen ist das Erfolgsgeheimnis des musikalisch wie sprachlich hochbegabten Schul- und Studium-Abbrechers . Die Zeit, in der er sich als Landschaftsgärtner, Tierpfleger, Polsterer und Studiomusiker durchschlug, war seine Schule, sein "Eduscho-Studium". Ist doch die Beobachtung der "Oppas im Stehcafé", die Aneignung ihrer Argumentationen und Ausdrucksweisen wohl die zweitwichtigste Basis seines Treibens. Darauf basieren seine spontane Sprachspielereien ("Oh, jetzt hab' ich mich versongen, ich versung mich") und Aphorismen, seine Slapstick-Einlagen und sein Weiterspinnen der Publikumsreaktionen. Vier Abende lang kann man Schneiders einzigartigen Klamauk jetzt endlich wieder im Circus Krone bewundern. Seine ausufernden Geschichten, mal gesprochen, mal gesungen, mal erstaunlich tiefsinnig, mal grotesk kindisch. Aber immer alle Erwartungen konterkarierend und den Sinn im Unsinn findend. Mit von der Partie sind wieder sein langjähriger "Tee-Koch" und Diener Bodo, der Gitarrist Sandro Giampietro und, "wenn er dafür von der Schule frei bekommt" sein zwölfjähriger Sohn "Charlie the Flash" am Schlagzeug.

Ach ja, wie jetzt der Titel der 2020 und 2021 als "Rückkehr des blaugrünen Smaragdkäfers" und "Let's lach!" angekündigten Nachholabende lautet? Lassen wir uns das doch am besten von Schneider selbst in seiner typischen Art erklären: "Nachdem meine Sekretärin Frau Höpfner im Bus ausgerutscht ist, und meinem Oberbeleuchter Erwin Klemke vom Arzt verboten wurde, noch mehr Bier zu trinken, zudem Tee-Koch Bodos Haare ergrauen, fiel mir auf, dass wir immer noch Corona haben und ich meine gesamten Konzerte von 2020 nachholen muss. Was nicht ganz so einfach sein wird. Denn die Zeit ist so vergänglich wie die Bands, meine von damals gibt es schon lange nicht mehr. Deshalb habe ich mich entschlossen, jetzt unter einem anderen Stern weiter auf Tournee zu gehen. Mein neuestes und von einem Biochemiker und einem Ingenieur nebst Diagnosegeräten geprüftes Material-Programm soll ,Ein Mann und seine Gitarre' heißen!" Und selbstverständlich posiert Helge Schneider auf den Plakaten dazu neben einem Klavier.

Helge Schneider, Mi. bis Sa., 18. bis 21. Mai, 20 Uhr, Circus Krone , Marsstr. 43, Telefon 21 83 73 00

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