Angesichts des Ansturms auf dem Oktoberfest am Sonntagvormittag mag man den Zahlen der offiziellen Halbzeitbilanz gar nicht so recht glauben. Auf der Wiesn 2014 geht es im Vergleich zum Vorjahr relativ ruhig zu: weniger Besucher, weniger Gewalt, weniger Verletzte. Entsprechend entspannt gibt sich Oberbürgermeister Dieter Reiter, der von einer "gemütlichen Wiesn" und einem "ausbaufähigen Wetter" spricht.
Der Zweite Bürgermeister und Wiesnchef Josef Schmid, der am Samstag seinen 45. Geburtstag gefeiert hat, sieht heuer einen Trend zur "gscheidn Tracht", auch bei Besuchern aus Übersee. Als Beleg dafür führt er unter anderem an, dass die erste Fundsache, die auf der Wiesn abgegeben wurde, ein Rucksack mit Zivilkleidung war, in dem sich auch der Kassenzettel eines Trachtengeschäfts befand.
245.000 Besucher auf der Oidn Wiesn
Relativ ruhig bedeutet auf der Wiesn aber, dass dennoch eine Menge los ist. Trotz des weitgehend bescheidenen Wetters kamen nach Schätzung der Festleitung in der ersten Woche 3,3 Millionen Gäste, 200 000 weniger als im Vorjahr. Die Oide Wiesn besuchten bis einschließlich Samstag 245 000 Menschen, 2013 waren es noch 260 000. Trotz "mäßigen Biergartengeschäfts", wie es in der Bilanz heißt, dürften die Wirte aber keinen Grund zum Jammern haben: Sie haben immer noch 3,2 Millionen Liter Bier ausgeschenkt (2013: 3,4 Millionen). In der Ochsenbraterei wurden 60 Ochsen verspeist, in der Kalbsbraterei 27 Kälber.
Schausteller auf dem Oktoberfest:Jahresurlaub für die Wiesn
Das Teufelsrad ist eine der ältesten Wiesn-Attraktionen, und Ludwig Kugler sein Star. Was er und drei andere Schausteller machen, wenn keine Wiesn ist.
Über wetterbedingte Einbußen klagen indes die Schausteller. Die Wiesn-Neuheiten wie Big Bamboo, die historischen Karusselle auf der Oidn Wiesn sowie die historische Schießbude würden aber gut vom Publikum angenommen. Nur das neue Fahrgeschäft Encounter lief wegen technischer Probleme erst am zweiten Wiesn-Wochenende rund.
Marstall-Zelt:Dem Wahnsinn ein wohnlicher Ort
"Learning from Las Vegas": Der neue Marstall ist wie die anderen Wiesn-Zelte vor allem ein dekorierter Schuppen. Und doch gibt es Unterschiede. Wirt Siegfried Able hat ein gigantisches Wohnzimmer geschaffen.
Die Polizei zeigte dieses Jahr mehr Präsenz auf der Wiesn und kam bisher auf 1071 Einsätze, gleichzeitig sei die Zahl der angezeigten Delikte zurückgegangen, erklärt Polizeisprecher Wolfgang Wenger: von 831 im Vorjahr auf nur mehr 639. Darunter waren sieben Sexualdelikte, in zwei Fällen wird wegen Verdachts einer Vergewaltigung ermittelt. An Masskrugschlägereien gab es 15, das sind nur halb so viele wie 2013. Das gehe auf die gute Arbeit der Ordner in den Zelten zurück, sagt Wenger. Diese hätten auch bereits 28 300 Masskrugdiebstähle verhindert.
Reservierungen auf der Wiesn:Herr der Tische
Er hat etwas, das alle wollen. Der Tisch-Vermittler ist jeden Tag auf der Wiesn und rennt von Zelt zu Zelt. Wer legal dafür sorgt, dass andere einen Platz im Zelt bekommen, braucht das Vertrauen der Wirte.
Auch das Rote Kreuz hat trotz rückläufiger Patientenzahlen immer noch viel zu tun. Sanitäter und Ärzte versorgten bis Samstag 3737 Patienten. Zu den häufigsten Verletzungen zählen Schnittwunden und blutende Gliedmaßen nach Stürzen. Dazu kamen 350 Alkoholvergiftungen, 31 mehr als im Vorjahr, unter den Volltrunkenen waren vier Minderjährige.